Euro-Dollar:
Nur wenig Veränderung brachte die letzte Handelswoche für Euro-Dollar. Nach einem Start bei 1,31 bekam die Gemeinschaftswährung am Dienstag Rückenwind, nachdem die Märkte die vermeintliche Einigung der griechischen Parteien auf das von der EU geforderte Sparpaket bekannt gaben. Hinzu kamen die Äusserungen Bernankes, der die verbesserten Zahlen des amerikanischen Arbeitsmarktes herunter spielte, um sein Versprechen bis Ende 2014 die Leitzinsen nicht anzuheben, zu rechtfertigen. Der Euro stieg bis knapp unter 1,3270, erreichte schließlich am Donnerstag sein Wochenhoch bei 1,3320 und kam am Freitag wieder unter Druck, nachdem die Besorgnisse über die Lage in Griechenland wieder zugenommen hatten. Knapp über der 1,3150 drehte der Euro wieder nach oben und handelt heute vormittag zwischen 1,32 und 1,33.
Auch die letzte Woche stand wieder im Zeichen der Notenbanken. Für besondere Belustigung sorgten die Äusserungen Bernankes: weil man nun einmal den Märkten bis Ende 2014 ein merkwürdiges Liquiditätsversprechen gegeben hat, müssen Konjunkturdaten durch den Notenbankchef nun schlecht geredet werden, damit seine These einer kaum stattfindenen Erholung der US-Konjunktur, die als Vorwand für die ohnehin favorisierte, ultralaxe Geldpolitik dient, nicht vollens auseinander fällt. Mr. Bernanke aber weiß, was die Märkte von ihm wollen - gäbe es in den USA Vollbeschäftigung, würden er vermutlich darauf hinweisen, daß es immer noch arbeitslose Mexikaner gebe und man daher den Leitzins weiter auf Null belassen müsse. Es wird immer klarer, daß Bernankes Politik reine Ideologie ist, die sich von den Realitäten immer mehr entfernt - die Rechnung werden später dann vor allem die Asiaten bezahlen dürfen.
Ein weiteres Highlight der letzten Woche waren die Äusserungen Mario Draghis auf der Pressekonferenz nach der EZB-Sitzung. Der Notenbankchef blieb vage, machte keine Aussagen zu dem für Februar annoncierten Liquiditätstender und hielt sich auch in der Griechenland-Frage bedeckt. Nur für den Fall, daß die EZB mit ihren Griechenland-Anleihen keinen Verlust mache, sei man bereit, Abstriche zu machen - alles andere sei Staatsfinanzierung. Nun ja, da kann man geteilter Meinung sein, etwas sehr spitzfindig. Aber ein ähnliches Muster wie bei Bernanke, wenn Draghi allen Ernstes behauptet, die gesenkten Anforderungen für Hinterlegungen von Wertpapieren bei der EZB dienten kleineren Banken (und nicht etwa den klammen Staaten innerhalb der EU). Humor ist, wenn man das trotzdem glaubt!
Mit der nun im griechischen Parlament beschlossenen Annahme des Sparpakets bekommt der Euro etwas Auftrieb und kann sich von den Tiefs vom Freitag etwas absetzen. Entscheidend ist nun, daß die Gemeinschaftswährung nicht mehr den ausgebildeten Doppelboden bei 1,3025 durchbricht. Ein nachhaltiger Anstieg über das Hoch der letzten Woche bei 1,3320 öffnet das Tor bis zum nächsten Widerstand bei 1,3420/30. Wir bleiben aber skeptisch und favorisieren die Unterseite.
Dax:
Erstmals in diesem Jahr hat der Dax eine Verlustwoche absolviert. Nach einem Start in Sichtweite der 6800er-Marke fiel der Index am Dienstag zunächst bis 6680 Punkte, bevor Griechenland und die Bernanke-Rede wieder für Optimismus sorgten. Am Donnerstag erreichte der Dax dann sein Wochenhoch bei 6840 Punkten, bevor am Freitag ein sell-off bis knapp unter 6650 reichte. Am heutigen Montag haben die Bullen wieder das Zepter in der Hand, nachdem sich das griechische Parlament erwartungsgemäß zur Annahme des Sparpakets durchgerungen hat.
Wir gehen davon aus, daß die Freude über Griechenland verfrüht ist. Selbst wenn Griechenland, was zu erwarten ist, die nächste Rettungstranche bekommt, dürften spätestens Ende April die Lichter ausgehen - wenn nämlich bei den nächsten Wahlen die jetzigen Regierungsparteien gnadenlos abgestraft werden und die Nachfolgeregierung ihr Wahlversprechen wahr machen muß und das Sparpaket wieder kündigt. Ein weiterer Risikofaktor ist die sich zuspitzende Lage zwischen Israel und dem Iran, nachdem heute Anschläge auf israelische Diplomaten verübt wurden.
Während die Eurokrise derzeit "pausiert", aber sicher nicht beendet ist, andererseits geostrategische Risiken zunehmen, sorgen die Notenbanken durch ihr offensichtliches (Fed) oder indirektes (EZB) QE für die Stärke der Märkte. Liquidität aber kaschiert nur die Probleme, und es wird nicht lange dauern, bis die Fakten wieder in den Vordergrund kommen.
In den USA haben nun die wichtigsten US-Unternehmen ihre Zahlen gemeldet, man kann bestenfalls von einer gemischten Bilanz sprechen. Natürlich wurden im Vorfeld wieder die Erwartungen heruntergeschraubt - es ist das alte, sattsam bekannte Spiel. Daß die US-Aktien so unglaublich billig seien, kann man allen Ernstes jedoch nicht behaupten.
Auch auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: die Anstiege der US-Märkte erfolgten unter dünnstem Volumen. Da ist also bei den Big Playern wenig "confidence", ganz anders als bei den Kleinanlegern, die maßgeblich diese Ralley getrieben haben. Nach wie vor ist der Anteil der Bären in den USA unter 20%, gleichzeitig die Volatilität extrem niedrig. Das ist normalerweise der Stoff, aus dem die Bärenträume sind. Unserer Ansicht nach überwiegen daher die Risiken die Chancen.
Charttechnisch allerdings ist beim Dax (noch) alles im grünen Bereich. Die Aufwärtstrendlinie im 4-Stunden-Chart verläuft bei ca. 6670/80, also etwa beim Tief vom Freitag. Ein nachhaltiger Bruch eröffnet weitere Korrekturpotential bis 6400/10. Auf der Oberseite würde ein Bruch der Widerstandszone 6840/60 den Weg bis zum harten Widerstand bei 7000 öffnen.
Markus Fugmann fugmann@actior.de Tel.:040/44809860 www.actior.de