S&P 500: Wie viel Momentum ist im Markt – und hält es durch den Sommer?

Veröffentlicht am 15.06.2025, 14:01

Ausbruch! Nächster Halt – die vorherigen Höchststände. Letzte Woche haben wir über den erfolgreichen Test der 200-Tage-Linie (200-DMA) gesprochen.

Inzwischen ist es passiert: Der 200-DMA wurde tatsächlich erneut getestet – und der Rücksetzer an dieses zuvor überwundene Widerstandsniveau, gefolgt von einer Erholung, sendet ein klares Signal. Die April-Korrektur könnte damit hinter uns liegen – die Bullen scheinen wieder das Ruder übernommen zu haben. Zwischen dem aktuellen Kursniveau und den bisherigen Allzeithochs liegt außerdem kaum noch technischer Widerstand.

Gleichzeitig bleibt festzuhalten: Die Märkte sind nach wie vor überkauft. Eine Phase der Konsolidierung wäre also nicht überraschend – bevor möglicherweise der nächste Anlauf auf neue Höchststände folgt. Auch der aktive MACD-Verkaufstrend und nachlassende Kapitalzuflüsse sprechen dafür, dass ein weiterer Test des 200-DMA in der kommenden Woche gut möglich ist.

Bemerkenswert: Trotz eines schwächeren Arbeitslosenberichts, Spannungen zwischen Präsident Trump und Elon Musk, erneuter Eskalation im Ukraine/Russland-Konflikt und anhaltender Unsicherheit in den Handelsbeziehungen zwischen China, Europa und den USA setzten die Märkte ihren Aufwärtstrend in der vergangenen Woche unbeirrt fort. Besonders relevant: Der Markt ist aus seiner Konsolidierungsphase, die seit dem 12. Mai andauerte, nach oben ausgebrochen.

Die gute Nachricht: Solche Ausbrüche bestätigen das bullische Momentum – und deuten darauf hin, dass der Markt bis zum nächsten Widerstandsniveau weiter steigen könnte. Dieses liegt bei 6100 – dem Hoch vor dem Rücksetzer im März und April.

Tageschart - S&P 500

Kurzfristig bleibt der Markt überkauft – und es ist keine Seltenheit, dass dieser Zustand länger anhält, als viele erwarten. Wir warten geduldig auf eine Schwächephase, um unser Portfolio gezielt aufzustocken. Allerdings könnte es bis dahin noch etwas dauern.

Wichtig dabei: Es geht uns nicht darum, auf niedrigere Kurse zu spekulieren, um unsere Positionen auszubauen. Ich habe kein Problem damit, auch bei höheren Kursen zuzukaufen – wenn das Chancen-Risiko-Verhältnis stimmt. Was wir suchen, ist eine bessere Ausgangslage, eine ausgewogenere Risiko-Ertrags-Situation. Eine Konsolidierung, in der sich etwa die relative Stärke oder das Momentum etwas abschwächt, könnte genau das bieten – eine Gelegenheit, die unter den aktuellen Bedingungen schlicht noch nicht gegeben ist.

Wir sind bereits ausreichend im Markt investiert, um von steigenden Kursen zu profitieren. Gleichzeitig ist der Einsatz von zusätzlichem Kapital auf dem aktuellen Niveau riskanter, als es mir lieb ist.

Natürlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt von hier aus weiter bis auf 6100 Punkte steigt, ist gestiegen. Aber ebenso ist die Gefahr von Rückschlägen gewachsen. Anders gesagt: Das Chancen-Risiko-Verhältnis liegt aktuell bei eins zu eins – und das ist kein besonders attraktives Setup für neue Investitionen.

Wer bereit ist, etwas Geduld mitzubringen und kurzfristig auf Performance zu verzichten, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine deutlich bessere Gelegenheit bekommen. Solche Momente kommen immer wieder – nur eben nicht dann, wenn die Mehrheit auf sie wartet.

Werfen wir jetzt einen Blick auf die saisonale Entwicklung der Aktienmärkte im Juni und über den Sommer – und darauf, wo sich erfahrungsgemäß die besten Chancen bieten.

Entwicklung der Börse im Juni

Wie könnte es nach einem starken Mai an den Aktienmärkten weitergehen? Historische Daten zum S&P 500 (seit 1950) zeigen: Der Juni zählt eher zu den saisonal schwächeren Monaten. Nicht umsonst gibt es die bekannte Börsenweisheit: "Sell in May and go away."

Diese Maxime basiert auf der Beobachtung, dass sich die Aktienrenditen in den Sommermonaten (Mai bis Oktober) tendenziell schwächer entwickeln als in den saisonal stärkeren Monaten von November bis April.

Entwicklung einer 10.000-USD-Anlage

Seit 1950 lag die durchschnittliche Rendite des S&P 500 zwischen Mai und Oktober bei lediglich 1 bis 2 % – im Vergleich zu etwa 6 bis 7 % in der November-April-Periode. Diese Unterschiede werden häufig mit saisonal niedrigeren Handelsvolumina, konjunkturellen Schwächephasen zur Jahresmitte und der typischen Sommerpause vieler Marktteilnehmer erklärt.

Trotzdem sollte "Sell in May" nicht als starre Anlageempfehlung verstanden werden. In Zeiten globaler Vernetzung und technischer Weiterentwicklungen hat das Muster an Aussagekraft verloren – oder zumindest an Klarheit. Dennoch erinnert es uns daran, dass saisonale Effekte real sind – und dass die Sommermonate historisch betrachtet mehr Wachsamkeit verlangen.

In diesem Beitrag werfen wir daher einen genaueren Blick auf die Marktperformance im Juni – und ordnen sie im größeren saisonalen Kontext ein. Wir analysieren, wie sich US-Sektoren, Small- und Mid-Caps, internationale Industrie- und Schwellenländer sowie der Anleihemarkt in den klassischen Sommermonaten (Juni bis August) typischerweise entwickeln – besonders in Phasen, in denen sich das Wirtschaftswachstum abkühlt.

Unser Ziel: Praktische Einblicke für Anleger, die überlegen, wie sie sich für eine mögliche konjunkturelle Schwäche im Sommer positionieren können.

Historische Juni-Performance nach einem starken Mai

Historisch zählt der Juni zu den schwächeren Monaten für US-Aktien. Seit 1950 verzeichnete der S&P 500 im Juni im Schnitt kaum Bewegung – mit einem durchschnittlichen Gewinn von gerade einmal rund 0,1 %. Der Median liegt im selben Bereich, ebenfalls bei etwa 0,1 %. In etwa der Hälfte der Jahre schloss der Monat immerhin im Plus.

Noch deutlicher wird das Bild, wenn man etwas weiter zurückblickt: Seit 1957 liegt die durchschnittliche Juni-Rendite bei nur 0,06 %. Damit ist der Juni der zweitschwächste Monat im Kalenderjahr – nur der September schneidet noch schlechter ab.

Diese schwache Performance erklärt auch, warum das Sprichwort „Sell in May“ so oft zitiert wird. Denn der Frühsommer bringt statistisch betrachtet immer wieder nur verhaltene Ergebnisse – und nur selten echte Kurstreiber.

 Historische Entwicklung des S&P 500 im Juni

Trotz seiner schwachen Durchschnittswerte ist der Juni nicht durchgehend ein Verlierermonat. In 12 der letzten 20 Jahre – und sogar in 8 der letzten 10 Jahre – konnte der S&P 500 im Juni zulegen. Die Gewinne fielen dabei meist eher moderat aus. Das zeigt: Saisonalität ist eine Tendenz, keine feste Regel.

Ein zentraler Einflussfaktor ist die Marktentwicklung im Mai. Eine starke Rallye im Mai kann ein gutes Momentum erzeugen, das auch in den Juni hineinträgt.

Historisch betrachtet gilt: Wenn der S&P 500 im Mai um 5 % oder mehr gestiegen ist, verlief der Juni in fünf von sechs Fällen ebenfalls positiv – mit einer durchschnittlichen Rendite von +1,2 %. Das ist deutlich mehr als der langjährige Durchschnitt von rund 0 %. (Zum Vergleich: Über alle Jahre hinweg liegt die durchschnittliche Juni-Rendite laut dieser Studie bei +0,7 %.)

Anders gesagt: Ein starker Mai kann den Juni – trotz seiner typischen Saisonschwäche – positiv beeinflussen. Jüngste Auswertungen bestätigen das: Bei einem Mai-Plus von über 5 % verzeichnet der folgende Juni in 83 % der Fälle Gewinne, mit einer mittleren Rendite von 1,2 %.

Allerdings gibt es Gegenwind. Im Daily Market Commentary heißt es dazu:

„Zu Beginn des Monats Juni verlangsamen sich die Aktienrückkäufe. Die Grafik zeigt eine sehr hohe Korrelation zwischen Rückkäufen und der Marktrichtung. Der Grund: Rückkäufe bringen einen zusätzlichen Käufer an den Markt. Mitte Juni beginnt jedoch die Sperrfrist für Rückkäufe – und dieser Käufer verschwindet, gerade bevor die Berichtssaison für das zweite Quartal beginnt. Bedeutet das einen Börsencrash? Nein. Aber es ist gut möglich, dass jede Schwächephase im Markt durch die aktuelle Überkauftheit verstärkt wird – zumindest so lange, bis die Rückkäufe Ende Juli wieder anlaufen.“

Diese Dynamik gilt es im Blick zu behalten – vor allem in einem Umfeld, das ohnehin anfällig für kurzfristige Rücksetzer ist.

 Aktienrückkäufe vs. S&P 500

Intelligente Entscheidungen in Zeiten der Ungewissheit

Saisonale Muster sind nur ein Baustein unter vielen – denn die Sommermonate können je nach wirtschaftlicher oder geopolitischer Lage sehr unterschiedlich verlaufen. Es gab steile Sommerrallyes, wie 2020 und 2021, die deutliche Kursgewinne brachten. Die Sommer 2023 (mit einem Rückgang von 10 %) und 2024 (-8 %) hingegen waren geprägt von Sorgen rund um die „Glorreichen 7“ oder den „japanischen Carry Trade“.

Während Ende Juli und August 2024 besonders schwach ausfielen, gehörten Mai und Juni zu den stärksten Monaten des Jahres – entgegen dem üblichen saisonalen Muster. Das zeigt: Auch wenn die Sommermonate statistisch betrachtet oft schwächer sind, sollten Anleger sich nicht auf starre Markt-Timing-Regeln verlassen, sondern historische Daten als Orientierung nutzen – eingebettet in ein fundiertes Anlagekonzept.

Vor allem raten wir von extremen Maßnahmen wie einem vollständigen Ausstieg im Sinne von „Sell in May and go away“ ab. Warum?

  1. Unvorhersehbarkeit: Die Märkte werden von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst – Konjunkturdaten, geopolitischen Ereignissen oder Stimmungsumschwüngen. Selbst für Experten sind präzise Prognosen kaum möglich.
  2. Verpasste Chancen: Wer sich grundsätzlich in bestimmten Monaten vom Markt fernhält, läuft Gefahr, wichtige Rallyes zu verpassen – wie die oben genannten Beispiele zeigen.

  3. Emotionale Verzerrungen: Anlageentscheidungen, die von Angst oder Gier getrieben sind, führen häufig zu Fehlentscheidungen – etwa Käufe zu Höchstkursen und Verkäufe zu Tiefständen.

  4. Transaktionskosten: Häufige Umschichtungen verursachen Kosten, Steuern und erhöhen den Aufwand – auf Kosten der Nettorendite.

  5. Langfristige Markttrends: Die Märkte zeigen langfristig eher nach oben (wie weiter oben erläutert), was für eine kontinuierliche Marktbeteiligung spricht – bei gleichzeitigem Risikomanagement.

Was also tun? Nicht den Markt meiden, sondern aktiv managen. Gerade in volatilen Sommermonaten mit potenziell niedrigeren Renditen gibt es Strategien zur gezielten Steuerung des Risikos:

  • Liquidität: Eine leicht erhöhte Barquote kann helfen, Schwankungen abzufedern – und bietet Flexibilität für neue Chancen.

  • Umschichtungen: Temporär in defensivere Sektoren oder Anlageklassen umzuschichten, kann helfen, ruhiger durch volatile Phasen zu kommen.

  • Absicherung: Hedging-Strategien, etwa über einfache Optionen oder inverse ETFs, können zusätzliche Sicherheit bieten.

Hinzu kommt: Der jüngste ADP-Bericht deutet auf eine konjunkturelle Abschwächung hin. In solchen Phasen verändert sich oft auch die Rangfolge der Sektoren an den Aktienmärkten – ein Thema, dem wir uns im nächsten Abschnitt widmen.

Wenn wir also von einer sich abschwächenden Wirtschaft ausgehen, zeigen defensive Sektoren in der Regel eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Konjunkturzyklen. Gemeint sind damit Branchen, die grundlegende Güter oder Dienstleistungen bereitstellen. In der Vergangenheit zählten in solchen Phasen insbesondere Versorger (NYSE:XLU), das Gesundheitswesen sowie Basiskonsumgüter zu den stabilsten Sektoren. Diese Unternehmen erzielen auch dann stabile Umsätze, wenn Konsumenten oder Unternehmen gezwungen sind, Ausgaben zu reduzieren.

Einfach gesagt: Auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten benötigen Menschen Strom, Medikamente oder alltägliche Haushaltsprodukte – die Nachfrage in diesen Bereichen ist unelastisch. Deshalb schneiden diese Sektoren oft besser ab als der Gesamtmarkt, wenn das wirtschaftliche Wachstum ins Stocken gerät. Ein zusätzlicher Treiber für Versorgungsunternehmen: die steigende Nachfrage nach Strom durch Rechenzentren im Zuge des KI-Booms.

Zyklische Sektoren wie Technologie, Industriewerte (NYSE:XLI), Finanzunternehmen und zyklische Konsumgüter reagieren hingegen sensibler auf wirtschaftliche Abschwünge. Ihre Entwicklung hängt stärker vom Wirtschaftswachstum ab – entsprechend können sich Konjunkturabkühlungen negativ auf Umsatz und Ertrag auswirken. Auch hier gilt jedoch: Pauschalurteile greifen zu kurz.

Gerade bei zyklischen Sektoren könnten einzelne Teilbereiche – etwa Halbleiter- und KI-orientierte Aktien – trotz Sommerflaute weiter zulegen. Das mag auf den ersten Blick kontraintuitiv wirken, da man in einer potenziell schwächeren Phase traditionell eher auf Defensive setzt. Aber aktienspezifische Faktoren wie neue Produktzyklen, Forschungsfortschritte oder operative Impulse können die Saisonalität in diesen Branchen durchaus überlagern.

Und wie sieht es mit Small- und Mid-Cap-Aktien aus?

Small & Mid Caps

Historisch betrachtet tun sich Small- und Mid-Cap-Aktien in den Sommermonaten eher schwer.

Indizes wie der Russell 2000 oder der S&P 400 zeigen regelmäßig Schwächen, sobald sich die Wirtschaft abkühlt. Besonders in der späten Phase eines Konjunkturzyklus – oder im Vorfeld einer Rezession – neigen Small- und Mid-Caps dazu, hinter Large-Caps zurückzubleiben. Der Hauptgrund: Ihre Erträge reagieren deutlich sensibler auf wirtschaftliche Veränderungen.

Ein Beispiel dafür ist die enge Verbindung zwischen dem NFIB Small Business Confidence Index und der Entwicklung des Russell 2000. Diese hohe Korrelation macht Sinn – denn kleinere Unternehmen sind stärker von Kreditbedingungen, Nachfrageschwankungen und allgemeinen Konjunkturtrends abhängig. In einem Umfeld wie dem aktuellen, das von Unsicherheit und abnehmender Wachstumsdynamik geprägt ist, stehen sie entsprechend unter besonderem Druck.

 NFIB-Vertrauen vs. Small-Caps

Ein weiterer Schwachpunkt kleiner und mittelgroßer Unternehmen – besonders in einem Umfeld hoher Zinsen – ist die Rentabilität.

Aktuelle Daten zeigen: 42 % der Small-Cap- und 14 % der Mid-Cap-Unternehmen schreiben bereits Verluste. In einem konjunkturellen Abschwung dürfte sich dieser Druck noch weiter verschärfen.

Denn steigende Finanzierungskosten treffen diese Unternehmen härter – sie haben oft geringere Margen, eine schwächere Preissetzungsmacht und weniger Zugang zu günstigem Kapital. In Kombination mit einer rückläufigen Nachfrage verstärkt das die Risiken erheblich.

 Unternehmen mit negativen Ergebniszahlen

Die gute Nachricht: Nach früheren Rezessionen haben sich amerikanische Small-Cap-Aktien deutlich besser entwickelt als Large-Caps.

Seit 1930 stiegen Small Caps in den sechs Monaten nach dem Ende einer Rezession im Durchschnitt um rund 40 %, während Large-Cap-Titel im selben Zeitraum etwa 25 % zulegen konnten.

Mit anderen Worten: Während Small Caps im Abschwung oft zu den Nachzüglern gehören, zählen sie in der Erholungsphase häufig zu den Vorreitern.

Anleger könnten daher überlegen, während einer konjunkturellen Schwächephase das Engagement in Small- und Mid-Caps zu reduzieren, sollten diese Segmente aber im Blick behalten, um bei ersten Anzeichen einer Erholung gezielt wieder aufzustocken.

Nicht-US-Aktien

Auch auf den internationalen Aktienmärkten zeigt sich die saisonale Schwäche in den Sommermonaten – zumindest in abgeschwächter Form. Bei Aktien aus Industrieländern wie Europa und Japan, wie sie etwa im MSCI EAFE Index (NYSE:EFA) abgebildet sind, lässt sich eine ähnliche „Sommerflaute“ beobachten. Viele globale Investoren reduzieren in den Monaten Juni bis August traditionell ihr Risiko.

Das bekannte Börsensprichwort „Sell in May“ stammt übrigens aus dem Londoner Finanzmilieu – was darauf hinweist, dass auch die europäische Sommerperformance historisch eher schwach ausfällt.

Wenn sich das Wachstum in den USA verlangsamt, geraten auch viele Industrienationen unter Druck – insbesondere Europa, das stark vom Welthandel und der US-Nachfrage abhängig ist. Dennoch können sich regionale Unterschiede zeigen, bedingt durch unterschiedliche Indexzusammensetzungen. Europäische Indizes haben zum Beispiel eine stärkere Gewichtung in Finanz- und Energieunternehmen, die in Abschwungphasen oft unterdurchschnittlich performen. Gleichzeitig sind dort auch defensive multinationale Konsumgüterkonzerne vertreten, die sich besser behaupten können.

Die Lage in den Schwellenländern (Emerging Markets, EM) ist komplexer. Schwellenländeraktien gelten grundsätzlich als volatilere, risikoreichere Anlagen – was sich in Zeiten wachsender Unsicherheit meist negativ auswirkt. Wenn die Risikobereitschaft global sinkt, wie oft in den Sommermonaten, verstärken sich diese Effekte.

Kommt eine schwächere US-Konjunktur hinzu, leiden viele Schwellenländer unter geringerer Exportnachfrage und niedrigeren Rohstoffpreisen – besonders rohstofflastige Volkswirtschaften geraten unter Druck.

Zudem neigen Investoren in solchen Phasen zur Risikoreduktion, was Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern zur Folge haben kann – mit entsprechend negativen Effekten auf Aktienkurse und Währungen. Solche Abverkäufe gab es in den letzten Jahren mehrfach – etwa wegen der China-Sorgen im August 2015 oder der Währungsschwäche im Jahr 2018.

Ein besonders wichtiger Einflussfaktor für die Performance von internationalen Märkten – sowohl Industrie- als auch Schwellenländer – ist der US-Dollar. Die Korrelation ist meist invers: Wenn der USD steigt, geraten ausländische Märkte unter Druck. Das liegt unter anderem daran, dass viele Länder Überschussreserven in USD halten – bei einem festen Dollar fließt Kapital eher in die USA, bei einem schwachen Dollar verstärkt sich der Abzug.

 Wochenchart USD

Aktuell gilt der US-Dollar als auf mehreren Ebenen überverkauft. Sollte es zu einer Stärkung kommen – was zunehmend wahrscheinlich erscheint – wäre mit weiteren Belastungen für internationale Aktienmärkte zu rechnen.

 Monatschart USD

Und was ist mit den Bonds?

Der Bondmarkt

Im Kontext einer Sommerstrategie in einem Umfeld langsameren Wachstums verdienen Anleihen besondere Beachtung. Anders als Aktien profitieren sie oft von einer nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik. Wenn das Wachstum sich verlangsamt und die Inflation unter Kontrolle bleibt, tendieren die Zinsen nach unten – was wiederum den Kursen hochwertiger Anleihen (z. B. US-Staatsanleihen) Auftrieb verleiht.

Historisch betrachtet hat eine gezielte Beimischung von Anleihen in den Monaten Mai bis Oktober oft zu einer Verbesserung der risikobereinigten Rendite geführt.

Der Stock Trader’s Almanac stellte einmal fest, dass Investoren, die in den Sommermonaten teilweise von Aktien in festverzinsliche Wertpapiere umschichten und im Herbst/Winter wieder stärker in Aktien investieren, über längere Zeiträume hinweg überdurchschnittlich gut abschnitten.

Natürlich heißt das nicht, dass man die gesamte Asset-Allokation umkrempeln sollte. Aber es zeigt: Anleihen haben sich in früheren Sommerphasen als stabilisierender Portfoliobaustein bewährt.

Während US-Treasuries als klassischer sicherer Hafen gelten, der Verluste im Aktiensegment abfedern kann, zeigen sich auch Investment-Grade-Unternehmensanleihen und kommunale Anleihen oft wertbeständiger als Aktien, wenn das wirtschaftliche Umfeld schwächer wird.

Hochzinsanleihen (Junk Bonds) hingegen verhalten sich anders: Aufgrund des höheren Kreditrisikos ihrer Emittenten korrelieren sie stärker mit Aktien. Dennoch können sie – gerade dank ihrer attraktiven Zinszahlungen – in milden Abschwungphasen besser abschneiden als Aktien, weil sie meist weniger stark einbrechen, solange es nicht zu einer ausgeprägten Rezession kommt.

 Tageschart des SPY-ETF

Unterm Strich bieten Anleihen in saisonal schwächeren Sommermonaten Diversifizierung und Stabilität – eine Beobachtung, die durch die historische Strategie gestützt wird, zwischen Mai und Oktober verstärkt in Anleihen zu investieren.

Nach dem schwierigen Anleihejahr 2022 wurden festverzinsliche Papiere in den Jahren 2023 bis 2025 wieder attraktiver. Sie boten erstmals seit Langem Renditen, die mit Aktien konkurrieren konnten – ein wesentlicher Faktor in der Portfolioallokation vieler Anleger.

Mit Blick auf den Sommer 2025 könnte sich dieser Trend fortsetzen: In einem Umfeld nachlassenden Wachstums und möglicher Zinssenkungen durch die Fed dürfte das Interesse an Anleihen weiter steigen – sowohl als defensives Element als auch als potenziell renditestarke Alternative zu risikobehafteten Anlagen.

Praktische Insights zur Verbesserung der Aktienperformance

Vor dem Hintergrund historischer Muster und der aktuellen konjunkturellen Abschwächung ergeben sich für Anleger einige konkrete Empfehlungen für die Sommermonate:

  • Diversifiziert bleiben – nicht auf perfektes Timing setzen: Eine ausgewogene Portfoliostrategie zahlt sich in der Regel mehr aus als der komplette Rückzug aus dem Markt im Mai. Auch wenn die Sommermonate im Durchschnitt schwächer ausfallen, steigt der Markt in etwa der Hälfte der Fälle. In den vergangenen Jahren war der Juni sogar häufiger positiv als negativ. Wer sich in dieser Zeit vollständig zurückhält, riskiert, wichtige Aufwärtsbewegungen zu verpassen. Ein Mix aus Aktien, Anleihen und ggf. Bargeld kann das Risiko steuern – ohne auf Renditechancen zu verzichten.

  • Defensive Sektoren bevorzugen: Bei schwächerem Wachstum lohnt sich ein Fokus auf defensive Branchen wie Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen und Versorger. Diese haben sich in wirtschaftlich schwierigen Phasen historisch gut behauptet und bieten relative Stärke in volatilen Zeiten. Hochwertige Dividendenwerte oder defensive ETFs können helfen, das Portfolio abzusichern.

  • Anleihen und Liquidität als Stabilitätsanker: Angesichts saisonaler Risiken und Konjunktursorgen empfiehlt es sich, einen Teil des Portfolios in qualitativ hochwertige Anleihen umzuschichten – etwa in US-Treasuries oder Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Diese entwickeln sich in Phasen fallender Aktienkurse oft positiv und haben sich gerade im Sommer als wertstabil erwiesen. Wer besonders vorsichtig agieren möchte, kann den Barbestand leicht erhöhen oder in kurzfristige Treasury-Fonds investieren, um flexibel und liquide zu bleiben.

  • Langfristig denken – vorbereitet in die Erholung gehen: Rücksetzer im Sommer sollten als Gelegenheit zur Neuausrichtung gesehen werden. Häufig folgt auf einen schwachen Sommer eine Jahresendrallye oder eine Erholung nach der Rezession. Historisch gesehen waren es oft die in der Abschwungphase unter Druck geratenen Werte, die in der Erholung besonders stark aufholten. Wer langfristig denkt, kann jetzt gezielt in unterbewertete Qualitätswerte umschichten – und gleichzeitig bei Titeln, die stark gelaufen sind, Gewinne mitnehmen.

  • Wirtschaftsdaten und Fed-Signale im Blick behalten: Reale Entwicklungen überlagern saisonale Muster. Achten Sie auf Hinweise zur Konjunktur (z. B. Wachstum, Inflation) sowie auf geldpolitische Entscheidungen der Fed. Weitere Anzeichen für eine Verlangsamung könnten defensive Positionierungen und Bonds stärken. Umgekehrt können überraschend positive Daten oder geldpolitische Lockerungen auch im „schwachen“ Sommer für eine neue Risikofreude sorgen. Eine gewisse strategische Flexibilität ist daher entscheidend.

Wer die saisonalen Markttrends nicht isoliert, sondern in den wirtschaftlichen Kontext einordnet, kann fundierte Anlageentscheidungen treffen – und dabei auch in ruhigeren Phasen Chancen erkennen und nutzen.

Der Sommer 2025 könnte von einem verlangsamten Wachstum geprägt sein – aber mit einem diversifizierten und proaktiven Ansatz lassen sich Schwächen überstehen und gezielt Möglichkeiten finden.

Am wichtigsten bleibt: Langfristige Ziele und die eigene Risikotoleranz sollten stets die Grundlage jeder Entscheidung bilden. Saisonale Muster sind hilfreiche Orientierungspunkte – aber niemals ein Ersatz für einen soliden, gut durchdachten Investitionsplan.

Unsere Anlagestrategie

Vor dem Hintergrund der oben dargestellten Analyse zur saisonalen Entwicklung der Aktienmärkte sehen wir uns gut aufgestellt für das, was die kommenden Monate bringen könnten.

Unser Portfolio ist aktuell übergewichtet in Barmitteln – als gezielte Absicherungsmaßnahme in einem unsicheren Umfeld. Festverzinsliche Wertpapiere sind derzeit untergewichtet, werden jedoch kontinuierlich beobachtet, insbesondere im Hinblick auf mögliche Zinssenkungen und eine sich abzeichnende Konjunkturverlangsamung.

Im Aktiensegment setzen wir bevorzugt auf defensive Sektoren, die sich in Phasen schwächeren Wachstums historisch bewährt haben. Gleichzeitig halten wir gezielt Positionen in ausgewählten Wachstumsbereichen – insbesondere in Titeln, die vom strukturellen Trend rund um künstliche Intelligenz profitieren.

Damit verfolgen wir eine balancierte Strategie, die sowohl kurzfristige Risiken berücksichtigt als auch langfristige Chancen nicht aus dem Blick verliert.

 Portfolio-Gewichtung

Sollte es im Sommer zu Schwächephasen kommen, werden wir diese gezielt nutzen, um bei Kursrückgängen in hochwertige Unternehmen einzusteigen. Gleichzeitig behalten wir die Entwicklung der Geldpolitik genau im Auge – insbesondere mögliche Signale der Federal Reserve, falls sich die wirtschaftliche Abschwächung weiter bestätigt.

Wie wir bereits in der vergangenen Woche betont haben: Erfolgreiches Investieren bedeutet nicht, irgendeinen Index zu schlagen. Es geht vielmehr darum, Risiken zu steuern, Kapital zu schützen und Renditen über Zeit kontinuierlich aufzubauen – damit Sie Ihre finanziellen Ziele auch tatsächlich erreichen.

In einem Umfeld ständiger Schlagzeilen und extremer Marktprognosen ist es besonders wichtig, ruhig zu bleiben und sich nicht von Hysterie leiten zu lassen. Viele der reißerischen Meldungen sind nicht viel mehr als Clickbait – oft losgelöst von wirtschaftlicher Realität, aber wirkungsvoll genug, um kurzfristig Unsicherheit zu erzeugen.

Unser Rat: Ignorieren Sie die Übertreibungen. Bleiben Sie Ihrer Strategie treu. Disziplin zahlt sich langfristig aus. Denn der Markt belohnt nicht Mut zum Risiko um jeden Preis – sondern konsequentes, überlegtes Handeln.

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