- Starbucks sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber, darunter dem Druck der Gewerkschaften, dem rückläufigen Absatz in China und dem zunehmenden Margendruck
- Das Unternehmen plant, in den nächsten zwei Jahren viele Milliarden Dollar zur Wiederbelebung des Wachstums zu investieren.
- Das Ertragspotenzial der Starbucks-Aktie ist angesichts der Unsicherheiten durch Managementwechsel und umfangreiche Investitionen begrenzt.
Wenn Starbucks (NASDAQ:SBUX) heute seine aktuellen Quartalszahlen vorstellt, wird die weltgrößte Kaffeekette seinen Aktionären den Beweis erbringen müssen, dass die größte Umstrukturierung des Unternehmens seit vielen Jahrzehnten endlich Früchte trägt.
Die jüngsten Entwicklungen lassen jedoch erahnen, dass das Unternehmen noch am Anfang steht, was eine nachhaltige Erholung des Aktienkurses erschweren könnte.
Im April diesen Jahres kehrte der langjährige CEO des Unternehmens, Howard Schultz, auf seinen Posten zurück, um als Übergangslösung die andauernden Probleme des Unternehmens zu beseitigen. Die Aktie des Konzerns reagierte augenscheinlich positiv auf diese Meldung und legte seit Mitte Mai um stolze 23 % zu.
Trotz des sichtbaren kurzfristigen Erfolgs übergibt Schultz die Verantwortung für die Weiterentwicklung von Starbucks an Laxman Narasimhan, den ehemaligen CEO der Reckitt Benckiser Group (LON:RKT). Er übernimmt das Unternehmen in Seattle im April nächsten Jahres. Dann wird Schultz zwar den Chefposten abgeben, aber auf unbestimmte Zeit als Berater zur Verfügung stehen.
Narasimhan übernimmt ein Unternehmen, das mit vielen langfristigen Herausforderungen konfrontiert ist, wie z. B. einer unternehmensweiten Gewerkschaftsoffensive, einer Verlangsamung der Verkäufe in China, wo die Kette besonders stark wächst, und einem zunehmenden Druck auf die Gewinnspannen aufgrund der Rohstoff- und Lohninflation.
Nach den Gewinnschätzungen auf InvestingPro sind die Analysten an der Wall Street offenbar noch nicht ganz davon überzeugt, dass die Kaffeekette in absehbarer Zeit wieder auf Touren kommen wird.
Quelle: InvestingPro
Zwar entwickelt sich die Verbrauchernachfrage in Nordamerika robust, doch die Umsätze von Starbucks in China - dem zweitgrößten Markt des Unternehmens - dürften gedämpft bleiben. Im vorangegangenen Quartal brachen die Umsätze aufgrund der erneuten COVID-bedingten Lockdowns und anderer Restriktionen in China um 44 % ein.
In den letzten 90 Tagen gab es 23 Gewinnrevisionen für SBUX nach unten und nur zwei nach oben. Entsprechend der Konsensprognose der Analysten dürfte die Kaffeekette im vergangenen Quartal einen Umsatz von 8,316 Milliarden Dollar sowie einen Gewinn von 0,72 pro Aktie erzielt haben.
Massiver Investitionsplan
Das Aufwärtspotenzial von SBUX bleibt meines Erachtens begrenzt. Das Unternehmen will bis 2025 jährlich zwischen 2,5 und 3 Milliarden Dollar ausgeben, um neuartige Shops zu bauen und die Ausstattung der Standorte zu modernisieren.
Als Schultz diese Turnaround-Strategie im September vorstellte, sagte er gegenüber Investoren, dass diese Investitionen letztlich zu höheren Umsätzen und Gewinnen führen werden. So soll der globale Umsatz in den Geschäftsjahren 2023 bis 2025 jährlich um 10 bis 12 % und der bereinigte Gewinn pro Aktie in diesem Zeitraum jährlich um 15 bis 20 % steigen.
Zusammen mit der hohen Inflation setzen diese Investitionspläne die Gewinnmargen weiter unter Druck. Zusätzlich könnte eine mögliche Rezession die Umsatzerholung weiter gefährden. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Datassential Inc. vom September, aus der Bloomberg News zitiert, ergab, dass die Hälfte der Verbraucher in letzter Zeit aufgrund der hohen Inflation weniger im Restaurant gegessen hat.
Dem Bericht zufolge waren Restaurantbesuche die am häufigsten genannte Ausgabe, die die Befragten einschränken wollten, gefolgt von Bekleidung und Reisen. Etwa 30 % der Befragten planen, in den kommenden Monaten weniger auswärts zu essen oder ganz auf Restaurantbesuche zu verzichten.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Starbucks ein erstklassiges, großkapitalisiertes, globales Konsumgüterunternehmen mit einem starken Fußabdruck in den USA und einem erheblichen internationalen Wachstumspotenzial.
Diese globale Stärke macht die Aktie zu einer attraktiven langfristigen Wette, doch sollten Anleger zum jetzigen Zeitpunkt kein großes Aufwärtspotenzial erwarten.
Fazit
Der Managementwechsel, der Inflationsdruck und die Ungewissheit über die Neuausrichtung des Unternehmens sind nur einige Faktoren, die das Kurspotenzial von SBUX auf kurze Sicht begrenzen, insbesondere nach der jüngsten Erholung. Meiner Einschätzung nach sollten Anleger lieber an der Seitenlinie bleiben und auf einen besseren Einstiegspunkt warten.
Offenlegung: Haris Anwar besitzt derzeit keine Aktien, die in diesem Artikel genannt wurden. Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Autors wieder und sollten nicht als Anlageberatung aufgefasst werden.