EUR/USD eröffnet bei 1,1198 (05:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1165 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,03. In der Folge notiert EUR-JPY bei 163,53. EUR-CHF oszilliert bei 0,9397
Märkte: Alle Augen auf Istanbul
An den Finanzmärkten liegt der Fokus auf den Verhandlungen in Istanbul. Sollte es hier zu Fortschritten kommen, dürfte die Risikobereitschaft an den Märkten zunehmen. In der Geopolitik scheint der US-Politikansatz, Früchte zu tragen. So wurde unter US-Vermittlung auch der Indien/Pakistankonflikt deeskaliert. Der Iran zeigt sich jetzt zu Konzessionen bereit. Exkurs und Kommentar: Bezüglich der Ukraine hat sich die Position seitens der EU verändert. Wollte man vor wenigen Wochen noch die Fortsetzung des Kriegs, drohte man jetzt Russland, sofern sie nicht bereit zu Friedensgesprächen und Frieden sind. "Food for thought!"
Trumps aktueller Besuch in Saudi-Arabien und den Emiraten wird als die erfolgreichste US-Wirtschaftsdiplomatie in die Geschichte eingehen. Es sind Billionenvolumen, die man vereinbart. Unter anderem erhielt Boeing (NYSE:BA) die größte Flugzeugorder (Qatar Airways) in der Historie.
Dagegen geht Europa leer aus. Die ausländischen Direktinvestitionen in Europa sind laut einer Umfrage von EY per 2024 das 2. Mal in Folge rückläufig und auf den niedrigsten Stand seit 2015 gesunken. Die Zahl der Projekte fiel um 5% im Jahresvergleich Deutschland verzeichnete einen Einbruch von 17%. Die Unternehmen nannten langsames Wirtschaftswachstum, anhaltend hohe Energiepreise und die geopolitische Lage als die drei größten Risiken für ihre Investitionsentscheidungen.
Aktienmärkte: Late Dax -0,37%, EuroStoxx 50 -0,08%, S&P 500 +0,10%, Dow Jones -0,21%, NASDAQ 100 +0,57%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:52 Uhr: Nikkei (Japan) -1,21%, CSI 300 (China) -0,60%, Hangseng (Hongkong) -0,26%, Sensex (Indien) -0,29% und Kospi (Südkorea) -0,38%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,69% (Vortag 2,68%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,54% (Vortag 4,47%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0015) stieg leicht gegenüber dem USD im Tagesvergleich. Gold (-25,00 USD) und Silber (-0,32 USD) gaben gegenüber dem USD weiter deutlich nach. Der Bitcoin notiert bei USD 102.810 (05:57 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 770 USD.
Trumps Rede in Saudi-Arabien: Augenöffner und "Game-Changer"
Kommentar: Trumps Rede in Saudi-Arabien fand nur überschaubar Aufmerksamkeit in unserem "Mediendschungel". Das ist höchst bedauerlich. Diese Rede war von Achtung, Konzilianz, Diplomatie und dem Willen zur Kooperation geprägt. Diese Stilart der Außenpolitik lag dem deutschen Außenamt unter Frau Baerbock sehr fern und hat dem Ansehen des Landes und den Möglichkeiten der wirtschaftlichen Teilhabe an internationalen Märkten geschadet. Trumps Rede belegt eine markant verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit zu Gunsten beider Länder. Interessant ist, dass Trump Israel keinen Besuch abstattet.
Zu den Fakten: 36 hochrangige US-Wirtschaftsführer begleiten Trump derzeit. Saudi-Arabien will in den kommenden vier Jahren 600 Mrd. USD in den USA investieren, davon sind 142 Mrd. USD Militärgüter. Es ist das historisch größte Paket in der bilateralen Geschichte. Der Sektor IT und Künstliche Intelligenz sind in dem Konvolut neben klassischen industriellen Gütern (Gasturbinen etc.) prominent vertreten. Die USA und Saudi-Arabien vereinbarten eine vertiefte ökonomische Integration und Kooperation in den Sektoren Gesundheit, Energie und Wissenschaft der beiden Länder. Das Potential weiterer „Big Deals“ auf den nächsten Reisezielen in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist extrem hoch.
Kommentar: Was machte Europa, Besuch mit "Gender-Armbinden"? Wo findet Europa vor Ort statt? Wieviel "Deals" haben wir in der "Pipeline"? Mehr gibt es nicht zu sagen, außer, dass meine liebe Frau Conny mit mir die Begriffe "Gewinner und Verlierer" diskutieren möchte ...
Deutschland: "Chill Dich zum Erfolg" haut nicht hin!
In den letzten 10 Jahren ist die Arbeitszeit in Europa um eine Stunde pro Woche von 37 auf 36 Stunden gesunken. In Deutschland gingen die Arbeitsstunden noch stärker zurück. In Deutschland fiel die Wochenarbeitszeit in diesem Zeitraum von 35,7 auf 33,9 Stunden. Besonders fleißig sind dagegen die Griechen (39,8 Stunden).
Nachfolgend die Grafik von Eurostat/Welt:
Kommentar: Der Ansatz Deutschlands von der Leistungsgesellschaft zur Anspruchsgesellschaft nach dem Motto, weniger Wissen und weniger Arbeit funktionieren, ist anhand der volkswirtschaftliche Daten (Deutschland vom ersten auf dem letzten Platz in 10 Jahren) vollständig gescheitert. Es bedarf einer umfassenden Umkehr seitens der Politik. Die Rede von Kanzler Merz gestern lieferte Anhaltspunkte, dass Berlin zu begreifen beginnt, aber die Zeit ist knapp. Die Ansätze weisen in die richtige Richtung, sind aber nicht ausreichend!
Rede von Kanzler Merz: Klartext
Merz will das Land aus eigener Kraft wieder nach vorne bringen!
Kommentar: Dafür braucht es Vertrauen der Wirtschaft, das so erodiert wie nie zuvor ist. Nur durch massive Reformen und dauerhafte Wirtschaftsfreundlichkeit nach ausgeprägter Wirtschaftsfeindlichkeit nach der Agenda 2010 wird das möglich sein!
Merz erneuerte das Versprechen "Wohlstand für Alle".
Kommentar: Davon sind wir sehr weit entfernt. Aktuell sind neue Daten verfügbar. Seit 2021 ist jeder Haushalt 14.000 EUR ärmer (LINK). Nur eine Hinwendung zur Leistungsgesellschaft kann Wohlstand bewirken. Das Modell der "Grünen, Roten und Woken"; sich mit weniger Arbeit und weniger Wissen in der Sonne des Wohlstands zu aalen, ist nachweislich (Daten) gescheitert.
Merz mahnte einen Politikwechsel an.
Kommentar: Das ist eine sehr späte Erkenntnis, willkommen im Boot!
Merz: Ein Umdenken sei an vielen Stellen nötig.
Kommentar: Strukturpolitik bei den Rahmendaten der Wirtschaft und des Standorts ist bitter notwendig. Das gilt auch für den medialen Sektor ÖRR und NGOs (faktisch grün/rote GOs)!
Merz: Die neue Regierung biete Partnern neue Verlässlichkeit und Berechenbarkeit an.
Kommentar: Das klingt gut, es wird aber nicht einfach, denn nach Minsk II und Merkels Einlassung, den Vertrag nie erfüllen zu wollen, ist das eine Herkulesaufgabe! Deutschland hat seinen Ruf als belastbarer Vertragspartner verspielt. Es wird Zeit und einen "Trackrecord" brauchen, um diese Schäden von Merkel & Co. zu tilgen.
Merz will Partnerschaften in aller Welt ausbauen.
Kommentar: Das klingt gut und das wäre gut. Fakt ist, dass der globale Süden untereinander Partnerschaften ausbaut. Fakt ist, dass Trump Partnerschaften ausbaut (aktuell Saudi-Arabien). Fakt ist, dass die moralbasierte Außenpolitik, die in Souveränitäten dritter Länder eingriff, unseren Ruf zerstörte. Keiner wartet auf uns! Der Ansatz ist richtig, aber es wird verdammt schwer (neue und wirklich unbelastete Gesichter und noch wichtiger „Köpfe“?).
Merz: Die "De-Risking" Politik gegenüber China würde fortgesetzt!
Kommentar: Die USA nähern sich gerade China wieder an – kein weiterer Kommentar!
Die außen- und wehrpolitischen Äußerungen werden hier zunächst nicht thematisiert. Das für die Wirtschaft entscheidende Thema Energie blieb ausgespart! Daran hängt aber alles! Hier noch einmal die Agenda, um uns Wind unter den ökonomischen Flügeln zu bereiten!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Verbraucherpreise entspannt, EZB "darf" weiter Zinsen senken!
Deutschland: Gemäß finaler Berechnung legten die Verbraucherpreise per April im Monatsvergleich um 0,4% und im Jahresvergleich um 2,1% zu. Beide Werte entsprachen den Prognosen und vorläufigen Werten. Im Jahresvergleich ergab sich der geringste Anstieg seit Oktober 2024 (2,0%).
Spanien: Die Verbraucherpreise verzeichneten laut finaler Berechnung per April im Monatsvergleich ein Plus in Höhe von 0,6% und im Jahresvergleich von 2,2%. Beides entsprach den vorläufigen Werten als auch Prognosen.
Finnland: Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat April im Jahresvergleich um 0,5% nach zuvor 0,5% zu.
USA: Hypothekenmarktindex zart gestiegen
Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich der Berichtswoche per 9, Mai 2025 auf 251,2 nach zuvor 248,4 Punkten.
Japan: Erzeugerpreise fortgesetzt prohibitiv hoch
Die Erzeugerpreise nahmen per April im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,4%) und im Jahresvergleich um 4,0% (Prognose 4,0%, Vormonat revidiert von 4,2% auf 4,3%). zu.
Indien: Großhandelspreise (J) mit geringstem Anstieg seit 03/2024
Die Großhandelspreise verzeichneten per April im Jahresvergleich einen Anstieg um 0,85% (Prognose 1,76%) nach zuvor 2,05%. Es ist das geringste Plus seit März 2024.
Derzeit ergibt sich für den USD gegenüber dem EUR eine positive Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1,1510 – 1.1540 negiert das Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe