Laut den ersten Schätzungen zur US-Wirtschaft im zweiten Quartal stehen die Zeichen auf Erholung – nachdem das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal leicht um 0,3 % zurückgegangen ist.
Allerdings gibt es trotz dieser positiven Aussichten auch einen Haken: Die Datenlage für das zweite Quartal ist bislang noch dünn. Das heißt, es besteht eine gewisse Unsicherheit darüber, wie sich das Quartal tatsächlich entwickeln wird – vor allem, wenn die Auswirkungen der Zölle in den kommenden Wochen stärker spürbar werden.
Die ersten Prognosen zum BIP im zweiten Quartal stimmen jedenfalls vorsichtig optimistisch. Der Median der Nowcasts für das laufende Quartal – basierend auf verschiedenen Schätzungen, die CapitalSpectator.com zusammengetragen hat – liegt aktuell bei einem Plus von 2,1 %. Sollte sich das bewahrheiten, wäre das eine solide Erholung nach dem Rückgang in Q1.
Aber: Angesichts der frühen Phase des Quartals und vor dem Hintergrund eines eskalierenden globalen Handelskonflikts sollte man den aktuellen Q2-Nowcast – freundlich gesagt – mit einer gesunden Portion Vorsicht betrachten.
Ein zentraler Risikofaktor bleibt der Handelskrieg, der zunehmend Auswirkungen auf die reale Wirtschaft zeigt. Das bedeutet auch: Die aktuellen Nowcasts für das zweite Quartal könnten sich in den kommenden Wochen noch deutlich verändern – je nachdem, wie sich die neuen Daten entwickeln.
So melden laut der Handelsberatungsfirma Vizion viele US-Häfen einen spürbaren Rückgang der Exporte. Das Unternehmen hat Containerbuchungen aus den fünf Wochen vor dem Inkrafttreten der neuen Zölle von Präsident Donald Trump mit denen der fünf Wochen danach verglichen – mit einem klaren Ergebnis.
„So eine Situation haben wir seit den Marktstörungen im Sommer 2020 nicht mehr gesehen“, sagt Kyle Henderson, CEO von Vizion. „Das heißt konkret: Waren, die eigentlich in den nächsten sechs bis acht Wochen hätten eintreffen sollen, bleiben aus. Weil die Zölle die Kosten stark steigen lassen, halten vor allem kleinere Unternehmen ihre Bestellungen zurück. Produkte, die vorher problemlos bewegt wurden, sind plötzlich doppelt so teuer – und das zwingt viele Importeure zu schwierigen Entscheidungen.“
Der erste Eindruck vom zweiten Quartal lässt zumindest hoffen, dass sich die US-Wirtschaft einigermaßen stabil hält – aber für belastbare Aussagen ist es noch zu früh. Erst die vollständigen Daten werden zeigen, wie stark sich die neuen Zölle tatsächlich auf die wirtschaftliche Aktivität ausgewirkt haben.
Angesichts des aktuellen Rückgangs bei den Exporten erscheint es jedenfalls sinnvoll, die Erwartungen etwas zu dämpfen – auch wenn die bisherigen Prognosen für das zweite Quartal noch recht optimistisch klingen.