In dieser Woche steht eine ganze Reihe wichtiger Wirtschaftsindikatoren für den Monat April sowie einige regionale Konjunkturumfragen für Mai auf dem Kalender. Insgesamt dürften die Zahlen zeigen, dass die Verbrauchernachfrage weiter nachgelassen hat – vor allem als Reaktion auf die Zoll-Turbulenzen unter Trump.
Die sogenannten „harten“ Daten werden voraussichtlich ein gemischtes Bild zeichnen, auch wenn verbraucherbezogene Indikatoren wahrscheinlich eine gewisse Widerstandskraft zeigen werden.
Was die Inflation betrifft: Die Indikatoren für die Gesamtinflation könnten durch stabile Energiepreise etwas gedämpft ausfallen. Bei der Kerninflation hingegen ist damit zu rechnen, dass Trumps Zölle allmählich beginnen, die Preise nach oben zu treiben.
Diese Entwicklungen wollen wir uns nun etwas genauer anschauen.
(1) Inflation. Laut dem Inflation Nowcasting der Cleveland Fed dürfte sich die Verbraucherpreisinflation (VPI) im April weiter abgeschwächt haben. Die Gesamtinflation dürfte demnach im Jahresvergleich um 2,3 % gestiegen sein, nach 2,4 % im März. Der Kerninflationsindex dürfte – wie bereits im Vormonat – erneut um 2,8 % zugelegt haben.
Unterm Strich bleibt die Inflation damit weiterhin ein größeres Risiko als ein deutlicher Abschwung der Konjunktur. Neben den Auswirkungen der Zölle ist auch der Anstieg des Manheim Used Vehicle Value Index erwähnenswert – dieser misst die durchschnittlichen Preise von Gebrauchtwagen bei Auktionen und legte im April gegenüber dem Vormonat um 2,7 % zu.
Wirtschaftliche Entkopplungen erleben wir im Moment so häufig, dass man kaum noch mitzählen kann. Ein weiteres Beispiel auf unserer Liste: Die Benzinpreise folgen nicht mehr im Gleichschritt mit den Rohöl-Preisen.
Trotz zahlreicher geopolitischer Spannungen rund um den Globus haben sich die Ölpreise bislang überraschend moderat entwickelt. Die Preise an den Tankstellen hingegen haben auf diese Entwicklung bislang kaum reagiert – sie hinken deutlich hinterher (Abbildung).
(2) Verbraucher. Die Berichte über den Niedergang des US-Verbrauchers sind stark übertrieben – vor allem dank des nach wie vor stabilen Arbeitsmarkts.
Ein gutes Beispiel: In der Woche bis zum 3. Mai gingen die Neuanträge auf Arbeitslosengeld auf 228.000 zurück. Die Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen damit um 29.000 auf insgesamt 1,879 Millionen.
Trotz der vielen Risiken im Umfeld gibt es derzeit kaum Anzeichen für einen vorzeitigen Rückgang der Konsumausgaben oder gar einen Einbruch im Einzelhandel. Im Gegenteil: Der Redbook-Index für die Einzelhandelsumsätze ist zuletzt in einem soliden Tempo gestiegen (Abbildung).
(3) Umfragen bei Unternehmen. Die wachsenden Risiken einer Konjunkturabschwächung dürften sich ziemlich sicher im April-Vertrauensindex der National Federation of Independent Business (NFIB) widerspiegeln.
Die Unsicherheit rund um die überraschende Wendung bei den Zöllen am „Tag der Befreiung“ durch Präsident Donald Trump macht es allerdings schwer, die aktuellen Zahlen richtig einzuordnen. Im März war der Optimismusindex der NFIB bereits auf 97,4 gefallen – knapp unter dem 51-Jahres-Durchschnitt von 98.
Trotzdem gilt: Die jüngsten Entwicklungen im Handelskonflikt in den letzten Tagen lassen vermuten, dass die April-Daten bereits nicht mehr den aktuellen Stand widerspiegeln.
Trotzdem könnte die nüchterne Einschätzung der NFIB zur Lage am Arbeitsmarkt aktuell besonders aufschlussreich sein.
Da die Stellenausschreibungen in der Umfrage stark mit den JOLTS-Stellenausschreibungen korrelieren und zeitlich näher am aktuellen Geschehen liegen, könnten die NFIB-Daten diesmal mehr Beachtung finden als sonst – auch bei den Entscheidungsträgern der Fed.
Auch die Konjunkturumfragen der New Yorker Fed und der Philly Fed für Mai sollte man mit einer gewissen Vorsicht betrachten. Beide Reihen dürften weiterhin unter Druck stehen – wenn auch möglicherweise nicht ganz so stark wie noch im April.
Allerdings hat sich auch hier das Bild in den letzten Wochen verändert: Präsident Trump zeigt bei den Zöllen inzwischen mehr Flexibilität, was die Erwartungen etwas relativieren könnte. Und nicht zuletzt hält sich auch der Arbeitsmarkt weiterhin erstaunlich stabil.
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(4) Kreditbedingungen. Die Diskussionen über den kurzfristigen Kurs der Fed könnten wieder an Fahrt aufnehmen – vor allem dann, wenn sich die Kreditbedingungen stärker eintrüben als vom Markt erwartet.
Die Kreditverantwortlichen zeigen sich derzeit zurückhaltender, und es ist gut möglich, dass Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger geworden sind. Gleichzeitig gibt es aber auch Anzeichen dafür, dass der globale Gegenwind nachlässt – was wiederum für eine allmähliche Erholung in den kommenden Monaten spricht.
Das spricht auch dafür, dass sich die Fed mit einer Zinssenkung Zeit lassen könnte.