Das englische Original des Artikels „OPEC November Meeting Preview: Here's What To Expect“ erschien am Mittwoch, dem 25. Oktober 2017 um 09:02 MEZ auf investing.com
Das nächste halbjährliche Treffen der OPEC-Mitglieder in Wien findet in knapp einem Monat statt. Es war im November vergangenen Jahres, als die Mitglieder des Ölkartells gemeinsam mit Russland gemeinsam Kürzungen ihrer Ölproduktion beschlossen haben, die größtenteils erfolgreich durchgeführt wurden und zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Auch in diesem Jahr sind Parteien der Vereinbarung, die nicht zu OPEC gehören, zu dem Treffen in Wien eingeladen.
Die Produzentenstaaten müssen entscheiden, ob sie ihre Vereinbarung über das Ablaufdatum im März 2018 hinaus verlängern wollen.
Saudi-Arabien: Khalid Al-Falih gratulierte den Vereinbarungsparteien im September zu einer 120-prozentigen Erfüllungsrate der Produktionskürzungen, ließ jedoch offen, ob Saudi-Arabien eine Verlängerung der Maßnahmen unterstützen wird. Er bestätigte die Entschlossenheit seines Landes, die globalen Vorräte zu reduzieren und sagte gegenüber Reuters, dass Saudi-Arabien nach wie vor abwiegt, ob eine Verlängerung nötig sei. Die Länder der OPEC würden irgendwann Gespräche über einen „schrittweisen Ausstieg aus der gegenwärtigen Vereinbarung hin zu einer möglichen neuen Vereinbarung, die den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage gewährleistet“ beginnen müssen.
Irak: Der zweitgrößte Produzent der OPEC hatte Schwierigkeiten, seine Produktion in Übereinstimmungen mit der auferlegten Quote zu senken. Bei einem aktuellen Treffen mit Saudi-Arabien bestätigte der irakische Ölminister Jabar al-Luaibi, dass sein Land nach wie vor bereit sei, die Kürzungen umfassend vorzunehmen. Andererseits will das Land auch die Produktion in den südlichen Ölfeldern erhöhen, um die die rückläufigen Exporte aus den Ölfeldern in der umkämpften Kirkuk-Region auszugleichen. Irak versucht seit langem, von OPEC-Produktionskürzungen ausgenommen zu werden, und äußerte sich bislang noch nicht zu der potenziellen Verlängerung des Abkommens über den März kommenden Jahres hinaus.
Iran: Der iranische Energieminister bestätigte vor kurzem, dass die Produktion seines Landes zwischen 3,8 und 3,9 Mio. bpd liege. Im Rahmen des OPEC-Deals steht es Iran zu, bis zu 4 Mio. bpd zu pumpen, solange der Jahresdurchschnitt bei 3,797 Mio. bpd. liegt. Diese Regelung scheint das Land zufriedenzustellen, doch gleichzeitig plant es eine Ausweitung der Produktion auf 4,7 Mio. bpd bis 2021. Seit der Aufhebung der Sanktionen vor einem Jahr hatte Iran nur mäßigen Erfolg beim Anziehen ausländischer Investoren für seine Ölindustrie. Die Bilanz ist ein großer Deal mit Total (NYSE:TOT) über Erdgasförderung. Gegenwärtig ist Iran nicht in der Lage seine Ölproduktion weiter auszubauen, so hat sich denn auch der Energieminister Zangeneh bereits für eine Verlängerung der Produktionskürzungen ausgesprochen.
Kuwait: Der kuwaitische Ölminister sorgte in der vergangenen Woche für Schlagzeilen, als er angemerkt hatte, eine Verlängerung der Produktionskürzungen sei nicht notwendig, wenn sich alle OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten an ihre Produktionsvorgaben halten würden.
Libyen und Nigeria: Sollte die OPEC eine einfache Verlängerung des Produktionsdeals beschließen, würden Libyen und Nigeria weiter von den Produktionskürzungen ausgenommen werden. Der iranische Ölminister jedoch rief die beiden Länder dazu auf, sich möglichst bald an den Kürzungen zu beteiligen. Vor kurzem sagte Nigeria, im Jahr 2018 1,8 Mio. bpd produzieren zu wollen. Erst dann würde das Land es erwägen, bei dem Abkommen mitzumachen. Die Produktion in Libyen stieg im vergangenen Sommer von 300.000 auf 850.000 bpd, viel weiter dürfte sie nicht mehr steigen. Einer Analyse von Wood Mackenzie zufolge fehlt es Libyen an dem für den Ausbau der Produktion notwendigen Kapital. Sollte Libyen sich dieses Hindernisses bewusst sein, wäre es eher bereit, sich dem OPEC-Abkommen mit einer Obergrenze von 850.000 bpd anzuschließen.
Ecuador: Ölminister Carlos Perez möchte eine Ausnahme von dem Abkommen beantragen, da sein Land aktuell in einer Haushaltskrise steckt. Aufgrund des begrenzten Einflusses des Landes innerhalb der OPEC dürfte er dabei nur wenige Aussichten auf Erfolg haben.
Russland: Vor einem Jahr war Russland ausschlaggebend für das Zustandekommen des Abkommens. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach sich bereits für eine Fortsetzung der Produktionskürzungen bis Ende 2018 aus. Der russische Produzent Lukoil (MCX:LKOH) dagegen spricht sich gegen Produktionskürzungen aus, wenn Öl die 60-$-Marke erreicht. (Am Dienstag lag der Preis für Brent knapp zwei US-Dollar unterhalb dieser Marke.) Auch der russische Energieminister hatte eine andere Meinung als der Präsent. Gegenüber der Presse gab er an, es sei zu früh, um über eine Verlängerung zu sprechen.
Angesichts der steigenden Preise scheinen sich die Energieminister mit einer endgültigen Entscheidung zurückzuhalten. Sie möchten abwarten und sehen, ob sich dieser Aufwärtstrend bis November fortsetzt. Keine schlechte Strategie angesichts dessen, was beim OPEC-Treffen im Mai vorgefallen war.
Damals machten alle Parteien deutlich, dass das Abkommen verlängert werden würde, somit war ihre Entscheidung bereits fest eingepreist. Tatsächlich gingen die Preise damals sogar runter, da die Anleger auf noch größere Kürzungen gehofft hatten. Die aktuelle Zurückhaltung könnte die Spannung an den Märkten aufrechterhalten und so für eine Preisveränderung nach der Entscheidung sorgen.