In der gestrigen Ausgabe schrieb ich, dass man aus der Kursentwicklung der Vergangenheit mit gewisser Wahrscheinlichkeit den zukünftigen Verlauf prognostizieren kann, da sich bestimmte Chartmuster regelmäßig bilden. Habe ich damit Recht und haben wir aktuell einen ähnlichen Kursverlauf wie Ende November 2017, gelangt man schnell zum Schluss, sich einfach die weitere Entwicklung der Kurse nach dem damaligen Rücksetzer anzuschauen.
Der Verlauf der Kurserholung im Nasdaq100
Zu jener Zeit folgte auf dem Kurseinbruch eine starke Kurserholung im Nasdaq100, bei der mehr als 61,80 % der Abwärtsbewegung wieder zurück erkämpft wurden (siehe grüner Kreis im folgenden Chart).
Und auch nach der Korrektur vor zwei Wochen wurden mehr als 61,80 % der Verluste im Nasdaq100 inzwischen wieder wett gemacht. Insofern sind die beiden Kursverläufe durchaus vergleichbar. Dazu schrieb ich am vergangenen Freitag: „Damit deutet aktuell vieles darauf hin, dass es an den Aktienmärkten nicht zu einer Fortsetzung und deutlichen Ausweitung der Kursrückgänge kommen wird, sondern tatsächlich zu der von mir erwarteten Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau. Denn die 61,80%-Marke gilt als Maximalkorrekturkursziel. Wird dieses Niveau nach einer Abwärtsbewegung überschritten, gilt die Korrektur als beendet.“
Werfen wir nun noch einen Blick auf den weiteren Kursverlauf des Nasdaq100 in den Tagen nach der November-Korrektur:
Damals gab es nach dem Überschreiten der 61,80er Marke (grüner Kreis) keine weitere deutliche Ausweitung der Korrektur. Es kam zwar noch zu neuen Tiefs, ein klarer Abwärtstrend entwickelte sich aber nicht. Und so konnte man hier eher von einer Seitwärtskonsolidierung mit wilden Auf- und Abwärtsbewegungen sprechen. Im Anschluss daran zogen die Kurse bereits wieder an.
Entsprechend bleibt auch meine aktuelle Prognose für die US-Indizes plausibel. Ich schrieb dazu am vergangenen Freitag: „Die Seitwärtsrange muss sich also nicht zwingend zwischen dem bisherigen Hoch und dem Korrekturtief verlaufen. Ein Überschießen sowohl nach oben als auch nach unten ist durchaus zulässig.“
DAX könnte wieder unter die 12.000er Marke fallen
Dagegen ist der DAX noch weit von diesem Muster entfernt. Der deutsche Leitindex schwächelt und konnte noch nicht mal 38,20 % seiner Abwärtswelle wieder ausgleichen (siehe auch schwarze Fibonacci-Linien im folgenden Chart). Und so präsentierte ich hier am vergangenen Freitag auch mein Fazit, dass man noch eine zweite Abwärtswelle im DAX erwartet kann, die zu erheblich tieferen Korrekturtiefs führen wird, falls die derzeitige Kurserholung in den US-Indizes endet und sie erneut ihre bisherigen Tiefs anpeilen oder gar leicht darunter rutschen.
Dieses Bild passt auch zu der Situation des DAX aus Sicht der Target-Trend-Methode. Schließlich vermochten es die Bullen bislang nicht die erste Fibonacci-Linie bei 38,2 % bzw. 12.612,09 Punkt oder wenigstens die etwas tiefer liegende Rechteckgrenze bei 12.590 Zählern zu überwinden. Damit senden sie innerhalb der Target-Trend-Analyse ebenfalls ein Schwächesignal.
Falls der Kurs im Gegenteil zurück bis an die Mittellinie bei 12.235 Punkten fällt, würde dies eine erneute Demonstration der Stärke der Bären sein. Gelingt es ihnen dann noch die Mittellinie zu durchbrechen, dürfte der DAX wieder die Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten und damit das bisherige Korrekturtief ansteuern.
Es besteht noch Hoffnung
Erst wenn sich der DAX bis zur Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten zurückkämpft, würde sich das derzeit noch sehr schwache Bild etwas verbessern. Sollte er sie dann noch überschreiten, wäre dies sogar wieder recht bullish. In dem Fall hätte der DAX das 38,20 % Fibonacci-Retracement erreicht und könnte wieder in die Broadening-Formation eintreten. Damit wäre der bearishe Ausbruch aus dieser Trompete egalisiert und der DAX könnte dann dem Nasdaq100 nacheifern und einen Anstieg über das 61,8%-Retracement wagen.
Fazit
Die Fibonacci-Marken zeigen uns die aktuelle Stärke eines Marktes oder Einzelwertes. Sowohl aktuell als auch Ende 2017 kam es im Nasdaq100 nach Rücksetzern zu jeweils starken Kurserholungen von mehr als 61,80 % der ersten Abwärtswelle. Deshalb liegt hier die Erwartung eher bei einer Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau und nicht bei einer deutlichen Ausweitung der Korrektur. Mit erneuten Rücksetzern muss aber dennoch gerechnet werden. Im Gegensatz dazu sieht die Lage im DAX schlechter aus. Falls es hier zu Rücksetzern kommt, könnten diese aufgrund seiner relativen Schwäche noch zu deutlich tieferen Notierungen führen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus