Die Anzeichen hatten sich zuletzt immer weiter verdichtet, jetzt ist es beschlossene Sache: Der Volkswagen-Konzern trennt sich von seinem hauseigenen Carsharing-Dienst WeShare. Im Sommer 2019 war VW mit WeShare in Berlin an den Start gegangen, gerade einmal etwas mehr als drei Jahre später zieht der deutsche Traditionsautobauer nun die Reißleine. Begründet wird die Entscheidung von Unternehmensseite aus damit, dass das in der Hauptstadt und Hamburg agierende Startup bis zuletzt tiefrote Zahlen geschrieben habe. Bereits im Frühjahr 2021 hatte der damalige Volkswagen-Markenchef Ralf Brandstätter angemahnt, dass man in Sachen WeShare nicht dauerhaft draufzahlen möchte. Nun hatte das VW-Management wohl genug. Übernommen wird WeShare vom konkurrierenden Berliner Carsharing-Anbieter Miles, der sich mit dem Kauf des Rivalen 2000 vollelektrisierte Fahrzeuge ins Unternehmen holt und sich mit nun 11 000 Autos zum größten Carsharing-Dienst Deutschlands aufschwingt. Miles-CEO Oliver Mackprang ließ vermelden, dass man mit der Übernahme die Elektrifizierung der eigenen Fahrzeugflotte vorantreiben möchte und sprach von „einem bedeutsamen Schritt in die richtige Richtung“. Hinsichtlich des Kaufpreises gaben die beiden Unternehmen keine Informationen heraus.
Wenngleich Volkswagen (ETR:VOWG) nun intern – für den Moment – keine Carsharing-Ambitionen mehr hegt, bleibt der DAX-Konzern in diesem Sektor weiter aktiv. So hatte das Wolfsburger Unternehmen doch erst im Sommer dieses Jahres die Mehrheit am Carsharing-Schwergewicht Europcar zurückerlangt. Geplant ist, Europcar zu einer Mobilitätsplattform zu transformieren, auf welcher beispielsweise auch Carsharing-Angebote von Unternehmen wie Miles gebündelt werden sollen. Zudem konnte VW im Zuge der Übernahme direkt einen umfangreichen Deal mit Miles abschließen: So hat das Carsharing-Unternehmen aus der Hauptstadt offenbar über 10 000 vollelektrische Fahrzeuge beim Autobauer bestellt, welche bereits ab kommendem Jahr ausgeliefert werden sollen. Auch Miles tut sich aber äußerst schwer damit, profitabel zu agieren, weist das Unternehmen bislang in seinen Bilanzen jährliche Fehlbeträge in Millionenhöhe aus. Aus ähnlichen Gründen veräußerten übrigens auch BMW (ETR:BMWG) und Mercedes-Benz (ETR:MBGn) bereits im Mai ihre gemeinsame Carsharing-Tochter an den Automobilkonzern Stellantis (NYSE:STLA). Es bleibt also weiterhin ein schwieriges Unterfangen, mit dem „Teilen“ von Autos Geld zu verdienen. Ob sich dies zukünftig ändern wird, bleibt abzuwarten.
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