Bei allen Medien ist der richtige Titel der Schlüssel zum Erfolg. Kontrovers, frech, gewagt und teilweise sogar anstößig muss der Titel sein. Egal, ob es um Videos, Artikel, Bücher oder Nachrichten geht, es muss im Titel so richtig knallen. Was dahinter steht, ist erstmal egal. Wenn man den Titel dieses Artikels liest, findet man außer einem platten Wortwitz keine dieser Elemente wieder. Warum? Weil es diesmal um die Frage geht, ob wir nicht eine falsche Auffassung von Mehrwert haben. Wenn wir schon beim Konsum von Informationen nur auf das Äußere, also den Titel, achten, wie ist es wohl bei Aktien?
Ich möchte zu Beginn direkt einmal klarstellen, dass dieses Format vorne und hinten nicht für eine umfangreiche Ausarbeitung dieses Themas ausreicht und dieser Beitrag lediglich als neutraler Denkanstoß für mögliche Diskussionen dient. Die zentrale Frage ist dabei, was denn Mehrwert am Aktienmarkt ist. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze, wobei der prominenteste darauf basiert, dass Unternehmen durch generierten Umsatz Mehrwert schaffen. Je mehr verdient wird, desto besser für den Anleger. Entsprechend dürfte die Anlagestrategie ja universell für alle lauten, in die Unternehmen mit dem größten Umsatz zu investieren. Könnte ja leichter nicht sein. Aber es gibt Gegner dieser Schule.
Eine andere Ansicht lautet, dass die Sicherheit des Geschäftsfeldes von Unternehmen die Basis für Mehrwert schafft. Darunter fallen Lebensmittelhersteller, Ölproduzenten oder Monopole im Bereich von alltäglich gebrauchten Dienstleistungen und Gütern. Beispielsweise Getränkehersteller fungieren hier als gutes Beispiel: Wir werden immer trinken und gerne auch mit Geschmack. Ergo, wenn das Produkt schmeckt, dann wird es verkauft und die Sicherheit des Unternehmens ist gewährleistet. Ganz einfach. Aus einem weiteren Lager schallt es aber ganz laut, dass dies ja die Gesellschaft nicht voranbringt. Schließlich mixen diese Unternehmen Wasser mit Farb- und Süßungsmitteln und auch andere Unternehmen arbeiten nur am „Daily Business des Lebens“, wenn man so will – zum Mars kommt man so nicht.
Die dritte Schule predigt, dass man auf Aktien setzen sollte, die mit Innovationen die Gesellschaft voranbringen. Künstliche Intelligenz, elektrische Autos, erneuerbare Energien und futuristische Unterhaltungselektronik. Hört sich erstmal nach Mehrwert an, aber gerade hier wird es kompliziert. Vielleicht ist die Entwicklung künstlicher Intelligenz gar kein Fortschritt, sondern ein unnötiger oder gar gefährlicher Schritt. Vielleicht ist ein Fernseher mit einer super tollen Auflösung und 4D-Heimkino keine wünschenswerte Erfindung, die uns als Menschen weiterbringt, auch wenn es erstmal eine Neuerung ist. Vielleicht sind es aber auch Mehrwert-generierende Erfindungen. Wenn man beginnt, die Innovationen im Kern zu hinterfragen, ist es gar nicht mal so einfach, zu entscheiden, was wirklich eine wertige Innovation ist. Und dann auch noch das richtige Unternehmen herausfinden? Kritisch!
Die dritte Schule hat mit ihrer Kritik an den ersten beiden Ansätzen nicht ganz unrecht, dass reine Profitmaximierung und operative Stabilität unserer Gesellschaft nichts wesentlich Neues oder Besseres hinzufügen. Auf der anderen Seite besteht eine große Unklarheit über die richtige Definition von Innovation und Mehrwert. Man kann zu allen neuzeitlichen Entwicklungen positive und negative Aspekte herausfiltern und daraus Argumentationen aufbauen, weshalb man jetzt die eine Aktie kaufen sollte oder nicht. Das macht die ganze Sache halt so schwierig.
Ein womöglich nützlicher Ansatz könnte also sein, das Labyrinth vom Ausgang aus abzuarbeiten. Was hat in der Vergangenheit das wirtschaftliche Leben effizienter gemacht? Denken wir mal an das Finanzwesen, welches eine regelrechte Revolution mit dem Internet und der Kreditkarte erlebt hat. Oder Architekten, die keine 30m² Tische mehr benötigen, um zu zeichnen. E-Commerce hat unser Einkaufserlebnis kosteneffizient und bequem gemacht. So können Sie losstiefeln und schauen, welche Bereiche heute effizienter gestaltet werden können. Was ist heute unnötig kompliziert und wer kreiert eine tragbare Lösung dafür? Das könnte die Antwort auf die Frage nach Mehrwert sein.
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