Eilmeldung
Investing Pro 0
⏰ Sparen Sie wertvolle Zeit dank schnellerer Aktiendaten und -Tools Jetzt Pro abonnieren

Wie würde Deutschland an der Börse bewertet?

Von Robert HalverMarktüberblick24.03.2021 11:14
de.investing.com/analysis/wie-wurde-deutschland-an-der-borse-bewertet-200451370
Wie würde Deutschland an der Börse bewertet?
Von Robert Halver   |  24.03.2021 11:14
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Artikel wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
 
 
BNTX
+1,63%
Einem Portfolio hinzufügen/entfernen
Zur Watchlist hinzufügen
Position hinzufügen

Position erfolgreich hinzugefügt zu:

Benennen Sie Ihr Beteiligungsportfolio
 

Man stelle sich vor, Deutschland wäre ein börsennotiertes Unternehmen. Wie würde die Deutschland-Aktie wohl bewertet? Welche (wirtschafts-)politischen Kriterien zöge man für ihre Beurteilung heran? Wie würde die Berichtssaison ausfallen? Und wie sähen die Ausblicke auch im Hinblick auf die Bundestagswahl aus? Robert Halver mit seiner Aktienanalyse.

Wer politisch zu spät kommt, der bestraft seine Bürger wirtschaftlich und psychologisch

Bei der Berichtssaison der Deutschland-Aktie würde das bisherige Management der Corona-Krise beurteilt. Na ja, Berlin hätte mit Nachdruck mehrere hundert Millionen Impfdosen bei BioNTech (NASDAQ:BNTX) ordern müssen. Das Unternehmen hat doch massiv staatliche Hilfe erhalten. Dem Vorwurf von „Impfnationalismus“ wäre leicht zu begegnen gewesen: Nach Abzug des deutschen Bedarfs hätte Berlin den Großteil nach Europa und in die Welt verschenkt. Diese zunächst große finanzielle Belastung hätte sich mit einer schnellen Durchimpfung und entsprechender Öffnung der Wirtschaft zügig bezahlt gemacht. Denn eine Woche Lockdown kostet Deutschland ca. vier Mrd. Euro.

Außerdem wäre es ein kluger politischer Schachzug gewesen. Deutschland hätte Europa in der Pandemie zusammengehalten. Stattdessen werden nun Ungarn und Tschechien mit Impfstoffen aus China und Russland beliefert. Sie werden sich ihre Leistung mit verstärkter Einflussnahme bezahlen lassen.

Nicht zuletzt hat die deutsche Politik die Zeit im Sommer 2020, als die Infektionszahlen fielen, nicht Eichhörnchen-ähnlich für die konsequente Beschaffung von Masken und Tests genutzt. Jetzt müssen sich die Politiker von einer Notlösung zur nächsten hangeln. Ein Lockdown jagt den anderen. So wird die Psyche der Menschen mit allen auch gesundheitlichen Folgen zertrümmert und werden unzählige Firmenpleiten in Kauf genommen.

Dagegen verzichtet das Management der Deutschland-Aktie, Politiker und Experten, die uns allabendlich mit ihren „frohen“ Botschaften erheitern, auf keinen Cent. Durch ihren zunehmenden Bekanntheitsgrad ergattern sie sogar schöne Honorarvorträge. Sie sind klare Corona-Gewinner.

Übrigens, die uns vorgegebenen Verhaltensmaßnahmen sind oft genug eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand. So steht man in Bus und U-Bahn eng aneinander wie Sardinen in der Dose, doch an der Bushaltestelle müssen Abstandsregeln eingehalten werden. Urlaub auf Malle ist grundsätzlich möglich, aber nicht in Odenwald und Eifel. Und warum haben unmittelbar vor Ostern die Supermärkte nur Karsamstag auf, was zu Massengedränge führt und Infektionen sicher nicht behindert?

Immerhin bietet die Deutschland-Aktie in der österlichen „Ruhephase“ eine rudimentäre Dividende: Klopapier ist nicht knapp.

Der Vorstand ist nicht nur verantwortlich für das, was er tut, sondern auch für das, was er nicht tut. Es wird zu viel verwaltet und moderiert, zu wenig gestaltet und regiert. Natürlich könnte aus einem Corona-Verlierer auch ein -Gewinner werden. Würde der Impfturbo eingeschaltet, könnte die Deutschland AG zur rund laufenden US- oder Israel-Aktie aufschließen.

Für die Deutschland-Aktie kommt es vor allem auf den Ausblick an

Die coronale Pleiten, Pech und Pannen-Politik bringt auch die bislang fehlende Digitalisierung zum Vorschein wie die Ebbe den Unrat im Flussbett. Virtuelle Nachverfolgung von Infektionsherden oder technisch fortschrittliche Ausstattung von Gesundheitsämtern? Fehlanzeige!

Und jetzt mal ehrlich: Warum sollten sich in- und ausländische Firmen für den deutschen Standort entscheiden, wenn die digitale Infrastruktur vielfach schlechter als in Angola ist. Warum nach Germany kommen, wenn wir bei Strompreisen als den Arbeitskosten der industriellen Neuzeit tatsächlich um den Weltmeister-Titel spielen?

Geht nach der Bundestagswahl ein Ruck durch die Deutschland-Aktie?

Hört man auf die aktuellen politischen Töne, ist von Restrukturierung allerdings wenig zu hören. Frühere Reformen sollen sogar rückabgewickelt werden. So mancher Bewerber um ein politisches Spitzenamt, der damals noch die Werbetrommel der Effizienzsteigerung gerührt hat, denkt heute: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. Der Zeitgeist hat sich geändert. Vielleicht sollte man den Bundesadler durch einen anderen Vogel ersetzen, den Wendehals.

Es gibt tatsächlich politische Kreise, die wider besseren Wissens behaupten, Deutschland sei zu wenig Sozialstaat und es herrsche ein ungezügelter, inhumaner Kapitalismus vor. Hier haben wir es mit einem Musterbeispiel billigster Polemik und Ideologie zu tun. Wo sind wir unsozial?

Dennoch werden mit viel Schaum vor dem Mund Enteignungsphantasien gespielt, die Moral, Sitte und Fairness herstellen sollen. Hat irgendwann, irgendwo staatswirtschaftlicher bzw. sozialistischer Dirigismus jemals zu Gerechtigkeit für jene geführt, die nicht zum Führungskader gehörten? War die DDR ein gerechter, moralisch einwandfreier Arbeiter- und Bauernstaat?

Staatswirtschaft ist keine bessere Alternative. Steuererhöhungen, staatliche Unternehmensleitung, Verbotspolitik und Innovationsalarm haben noch nie wirtschaftlichen Erfolg gebracht. Welchen Nutzen hat eine Vermögenssteuer, die ausgerechnet die Basis des deutschen Wirtschaftserfolgs und der Arbeitsplatzsicherung bei eigentümergeführten Firmen des Mittelstands trifft, um den uns die ganze Welt beneidet? Zeigt die Staatswirtschaft ihr hässliches Gesicht, wird der Exodus von Unternehmen und damit Arbeitsplätzen zum neuen deutschen Exportschlager.

Statt Sozialneid zu schüren, dass Reiche über Immobilienbesitz und Aktien noch reicher werden, sollte man möglichst viele Bürger über die Abschaffung von administrativen Bauhemmnissen wie z.B. die Freigabe von Wohnflächen wie das Tempelhofer Feld in Berlin und staatliche Förderung des Aktiensparens Teilhabe ermöglichen. Man könnte auch von Volks-Kapitalismus sprechen.

Wenn sich Leistung nicht mehr lohnt, wird auch keine Leistung mehr erbracht

Das Instrument dazu ist die Soziale Marktwirtschaft, die sich am Leistungsprinzip orientiert. Denn nur so lässt sich eine möglichst starke, technisch innovative und wachsende Wirtschaft erreichen. Und erst diese schafft Arbeitsplätze, Wohlstand und macht soziale Leistungen bezahlbar. Für mich ist das ein fairer Deal, der uns übrigens viele Jahrzehnte oben gehalten hat. Doch selbst Partei-Jünger Ludwig Erhards scheinen Erinnerungslücken zu haben. Viele passen sich einfach dem Mainstream an. Tut mir leid, aber nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

Es ist doch eine Schnapsidee, die EZB als Big Spender für moralisch einwandfreie, politisch stets korrekte und hemmungslose Staats- und Sozialausgaben zu missbrauchen. Das soll den Bürgern vorgaukeln, dass es auch ohne Anstrengung geht. Doch das macht eine Wirtschaft auf Dauer behäbig, träge und schwächt sie schließlich gegenüber der brutalen Konkurrenz aus Amerika und Asien. Am Ende stehen Wohlfahrtsverluste und fehlende Arbeitsplätze. Das weiß doch jeder Kassenwart eines Kegelclubs.

Ebenso muss die ohne jeden Zweifel wichtige grüne Wirtschaftswende mit den Werkzeugen der sozialen Marktwirtschaft umgesetzt werden. Bitte kein befehlender, rein ideeller „Öko-Stalinismus“, der uns alle zum Glück zwingen will. De-Karbonisierung darf nicht De-Industrialisierung bedeuten. An Umweltschutz darf man durchaus verdienen und er muss auch Ersatzarbeitsplätze bieten. Überlassen wir bitte nicht auch noch diese Wachstumspotenziale der Konkurrenz.

Wäre Deutschland als Aktie börsennotiert, wäre sie momentan zwar kein Überflieger. Aber man kann sich ja wieder in Richtung sozialer Marktwirtschaft drehen. Kommt aber nach der Bundestagswahl der konsequente Marsch in die Staatswirtschaft, bekommt der Begriff Aktien-Crash eine ganz neue Bedeutung. Und von Dividende brauchen wir dann erst gar nicht zu sprechen.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: https://www.roberthalver.de/Newsletter-Disclaimer-725

Wie würde Deutschland an der Börse bewertet?
 

Verwandte Beiträge

Wie würde Deutschland an der Börse bewertet?

Kommentieren

Community-Richtlinien

Wir möchten Sie gerne dazu anregen, Kommentare zu schreiben, um sich mit anderen Nutzern auszutauschen. Teilen Sie Ihre Gedanken mit und/oder stellen Sie anderen Nutzern und den Kolumnisten Fragen. Um jedoch das Niveau zu erhalten, welches wir wertschätzen und erwarten, beachten Sie bitte die folgenden Kriterien:

  • Bereichern Sie die Unterhaltung
  • Bleiben Sie beim Thema. Veröffentlichen Sie nur Texte, die zu den genannten Inhalten passen. 
  • Respektieren Sie einander. Auch negative Meinungen und Kritik kann positiv und diplomatisch ausgedrückt werden. 
  • Benutzen Sie die anerkannten Ausdrucks- und Rechtschreibregeln. 
  • Beachten Sie: Spam, Werbenachrichten und Links werden gelöscht. 
  • Vermeiden Sie Profanität, Beleidigungen und persönliche Angriffe auf Kolumnisten oder andere Nutzer. 
  • Bitte kommentieren Sie nur auf Deutsch.

Diejenigen, die die oben genannten Regeln missachten, werden von der Webseite entfernt und können sich in der Zukunft je nach Ermessen von Investing.com nicht mehr anmelden.

Was denken Sie?
 
Sind Sie sicher, dass Sie diesen Chart löschen möchten?
 
Senden
Posten auf
 
Angehängten Chart durch einen neuen Chart ersetzen?
1000
Sie sind gegenwärtig aufgrund von negativen Nutzerbeurteilungen von der Abgabe von Kommentaren ausgeschlossen. Ihr Status wird von unseren Moderatoren überprüft.
Warten Sie bitte eine Minute bis zur erneuten Abgabe Ihres Kommentars.
Danke für Ihren Kommentar. Bitte beachten Sie, dass alle Kommentare erst nach vorheriger Überprüfung durch unsere Moderatoren veröffentlicht werden und deshalb nicht sofort auf unserer Webseite erscheinen können.
Kommentare (3)
Diddl One
Diddl One 24.03.2021 19:47
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Mal schauen ob die nächste Aktionärsversammlung einen neuen Vorstand wählt und vor allem einen Neuen CEO.
Ce Heu
Ce Heu 24.03.2021 19:47
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Pest oder Cholera heisst es da. Trotz dieser politischen Führung und fast 15 Jahre lang das Land in allen Dingen vor die Wand fahren, rennt immer noch mind. jeder 4. hin und wählt diese Leute wieder.
Aa Bb
Aa Bb 24.03.2021 16:20
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Kurz- bis mittelfristig short
Diddl One
Diddl One 24.03.2021 16:20
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
noch shorter als Laschet?
Bernd Richter
Bernd Richter 24.03.2021 12:40
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Der "konsequente Marsch in die Staatswirtschaft" käme nur mit Grün-Rot-Rot im Bund. So mental verwirrt kann die Mehrheit der Menschen in Deutschland nicht sein, um so einer Konstellation an die Macht zu verhelfen.
Diddl One
Diddl One 24.03.2021 12:40
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Warum nicht? Angeblich hat der Covid19 auch Auswirkungen aufs Hirn.
Sebastian Pape
Sebastian Pape 24.03.2021 12:40
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Ein schleichender Marsch hat schon längst begonnen
Ce Heu
Ce Heu 24.03.2021 12:40
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Grüne über 30% in BaWü, noch Fragen?
Diddl One
Diddl One 24.03.2021 12:40
Gespeichert. Lesezeichen ansehen.
Dieser Kommentar wurde bereits unter Lesezeichen gespeichert
Stimmt. Ganz nach Mao's Motto: Der lange Marsch durch die Institutionen.
 
Sind Sie sicher, dass Sie diesen Chart löschen möchten?
 
Senden
 
Angehängten Chart durch einen neuen Chart ersetzen?
1000
Sie sind gegenwärtig aufgrund von negativen Nutzerbeurteilungen von der Abgabe von Kommentaren ausgeschlossen. Ihr Status wird von unseren Moderatoren überprüft.
Warten Sie bitte eine Minute bis zur erneuten Abgabe Ihres Kommentars.
Chart zum Kommentar hinzufügen
Sperre bestätigen

Sind Sie sicher, dass Sie %USER_NAME% sperren möchten?

Dadurch werden Sie und %USER_NAME% nicht mehr in der Lage sein, Beiträge des jeweils anderen auf Investing.com zu sehen.

%USER_NAME% wurde erfolgreich zu Ihrer Sperrliste hinzugefügt.

Da Sie diese Person entsperrt haben, müssen Sie 48 Stunden warten, bevor Sie sie wieder sperren können.

Diesen Kommentar melden

Sagen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Kommentar

Kommentar markiert

Vielen Dank!

Ihre Meldung wurde zur Überprüfung an unsere Moderatoren geschickt
Mit Google registrieren
oder
Registrierung