Zölle, Rezessionsangst – und dann? Warum der Aufschwung näher sein könnte, als gedacht

Veröffentlicht am 09.05.2025, 07:30

Risikomanagement ist ein zentraler Baustein für den Vermögenserhalt – gerade in einem so turbulenten Marktumfeld wie aktuell. In unsicheren Zeiten ist es jedoch ein häufiger Fehler, sich zu sehr mit der Frage zu beschäftigen, was morgen passieren könnte. Viel entscheidender ist: Sind Sie bereit, Ihr Portfolio in den kommenden Monaten so auszurichten, dass es auch von einer möglichen Beruhigung der Märkte und einer Rückkehr des Aufwärtstrends profitieren kann?

Auch wenn Trumps wirtschaftspolitische Vorstellungen momentan für viele Anleger eher in den Hintergrund treten, könnten sie – sobald sich die Lage um die Zölle (wieder) entspannt – durchaus positive Impulse für den Aktienmarkt liefern.

Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf einige zentrale Punkte seines Programms zu werfen. Wenn sie tatsächlich umgesetzt werden, könnten sie die Unternehmensgewinne stärken, die Konjunktur beleben und uns letztlich dabei helfen, den aktuellen Börsensturm hinter uns zu lassen.

Steuerpolitik

Präsident Trump hat eine Reihe von Steuersenkungen ins Spiel gebracht. Unter anderem schlägt er vor, Trinkgelder, Überstundenvergütungen und Sozialversicherungsleistungen von der Steuer zu befreien.

Wie wir weiter unten noch genauer betrachten, denkt er außerdem darüber nach, die Einkommensteuer für Personen mit einem Jahreseinkommen unter 200.000 USD ganz abzuschaffen.

Kommentare von Donald Trump

Diese Steuererleichterungen – und möglicherweise weitere Vorschläge, die bisher noch nicht öffentlich gemacht wurden – würden das verfügbare Einkommen vieler Menschen spürbar erhöhen. Sollte es Trump gelingen, den Kongress davon zu überzeugen, die Unternehmenssteuersenkungen zu verlängern, würde das auch für mehr Planungssicherheit bei den Unternehmen sorgen.

Mit einem klareren Blick auf ihre künftigen Nettoerträge wären sie vermutlich eher bereit, in größere, kapitalintensive Projekte zu investieren. Das wiederum könnte die Beschäftigung stärker ankurbeln, als es der Fall wäre, wenn die Steuererleichterungen einfach auslaufen und auf das Niveau von vor 2018 zurückfallen würden.

Auswirkung der Steuerpolitik auf die Konjunktur

Zwei ökonomische Konzepte können dabei helfen, die Auswirkungen von Steuerpolitik auf die Gesamtwirtschaft besser einzuordnen. Das erste ist die sogenannte marginale Konsumneigung (MPC). Sie zeigt, wie stark sich Einkommensveränderungen auf die wirtschaftliche Aktivität auswirken.

Das zweite ist der keynesianische Multiplikator. Dahinter steht die Idee, dass zusätzlicher Konsum die Unternehmen dazu bringt, ihre Produktion auszuweiten – was wiederum neue Arbeitsplätze schafft und Investitionen in höhere Kapazitäten anstößt. Nach diesem Prinzip kann ein zusätzlicher USD an Konsum im Zeitverlauf zu mehr als einem USD an BIP-Wachstum führen.

Wie wir in einem der nächsten Beiträge noch ausführlicher erklären werden, schätzen wir die MPC für Veränderungen im US-Gesamteinkommen auf 0,6182. Das bedeutet: Verbraucher geben im Schnitt rund 61 Cent von jedem zusätzlich verdienten Dollar aus.

Wenn man das in die Multiplikatorformel (1 / (1 – MPC)) einsetzt, ergibt sich daraus ein theoretischer Effekt von 2,63 USD BIP-Wachstum pro zusätzlich konsumiertem Dollar.

Das folgende Schaubild zeigt, wie eng Einkommen und Konsum zusammenhängen. Die Steigung der Trendlinie (0,6182) bildet dabei die Grundlage für unsere MPC-Schätzung.

Einkommen und privater Konsum

So positiv Steuersenkungen für Wirtschaft und Märkte auch sein mögen – ein wichtiger Aspekt darf dabei nicht aus dem Blick geraten: das Haushaltsdefizit.

Wenn Steuererleichterungen dazu führen, dass sich das Defizit ausweitet, könnten in der Folge die Zinssätze steigen – was die positiven Effekte der niedrigeren Steuern teilweise oder sogar komplett wieder aufheben würde.

Und wenn die Steuersenkungen durch gleichzeitige Kürzungen bei den Staatsausgaben gegenfinanziert werden, könnte das den gesamtwirtschaftlichen Nutzen deutlich schmälern oder sogar ganz neutralisieren.

Deregulierung

Ein zentrales Ziel von Trumps Wirtschaftspolitik ist es, die regulatorische Last für Unternehmen zu verringern. Weniger Bürokratie bedeutet geringere Kosten für die Einhaltung von Vorschriften – und noch wichtiger: Unternehmen hätten wieder mehr Anreize, in produktive Projekte zu investieren.

Hier ein paar Aussagen von Trump zum Thema Deregulierung:

22. Februar 2025: „Um unsere Wirtschaft anzukurbeln: Wir haben das aggressivste Deregulierungsprogramm der Geschichte gestartet und werden die größten Steuersenkungen in der Geschichte der Vereinigten Staaten anstreben.“

25. März 2025: „Wir werden die Bürokratie so stark abbauen wie nie zuvor. Die Unternehmen ertrinken in Vorschriften, und ich bringe meine 10-für-1-Regel zurück – für jede neue Vorschrift werden zehn alte gestrichen. Das wird unseren unternehmerischen Geist freisetzen.“

28. Februar 2025: „In meiner ersten Amtszeit habe ich mehr Vorschriften ausgeräumt als jeder andere Präsident zuvor. Diesmal werde ich noch härter durchgreifen. Energie, verarbeitendes Gewerbe, kleine Unternehmen, was auch immer – wir geben ihnen die Möglichkeit, zu florieren.“

Schon 2018 zeigte sich, wie Trumps Deregulierungspolitik in bestimmten Sektoren positiv wirkte: In der ersten Jahreshälfte profitierten die Märkte deutlich. Allerdings sorgten die später eingeführten Zölle für Verunsicherung. Man könnte sagen: 2018 war die Ruhe vor dem Sturm – anders als die Lage heute.

Hier ein paar konkrete Beispiele für Regulierungsmaßnahmen aus dem Jahr 2018:

  • Abbau der Dodd-Frank-Regelungen: Dadurch erhielten Banken mehr Kapitalspielraum für Kreditvergabe und Finanzanlagen. Gleichzeitig sanken die Kosten für regulatorische Auflagen.

  • Lockerung der EPA-Vorschriften: Energieunternehmen konnten ihre Betriebskosten senken und gleichzeitig die Produktion steigern.

  • Vereinfachte Genehmigungsverfahren im produzierenden Gewerbe: Änderungen im Arbeitsrecht und bei regulatorischen Vorgaben führten zu kürzeren Produktionszeiten, niedrigeren Kosten und höheren Gewinnmargen.

Neben konkreten Gesetzen und Verordnungen wirkt sich ein unternehmensfreundliches Umfeld auch indirekt positiv aus: Es zieht zusätzliches Kapital – sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland – an und kann so das Wirtschaftswachstum weiter ankurbeln.

"Freisetzung der Amerikanische Energiequellen"

Trumps Leitsatz „amerikanische Energie freisetzen“ ist ein zentraler Bestandteil seines wirtschaftspolitischen Programms. Gemeint ist damit eine Politik, die die heimische Energieproduktion so stark wie möglich ausbaut, regulatorische Hürden abbaut und das Ziel der Energieunabhängigkeit verfolgt.

Im Kern geht es darum, die Energiekosten zu senken, das Wirtschaftswachstum zu fördern und gleichzeitig die nationale Sicherheit zu stärken.

Allerdings bringt dieser Ansatz auch Risiken mit sich: Niedrigere Energiepreise könnten dazu führen, dass weniger neue Bohrungen durchgeführt werden – was wiederum die Produktion dämpfen würde. Das bedeutet: Auch wenn die Politik kurzfristig für günstigere Energie sorgt, könnte sie langfristig zu einem Rückgang der Fördermenge und damit zu steigenden Preisen führen.

Die folgende Abbildung – erstellt mit Genehmigung der Dallas Fed – zeigt die Bandbreite und den durchschnittlichen Break-even-Preis Öl für neue Schieferölbohrungen.

Breakeven-Preise für  neue Bohrungen

Unabhängig von der Situation in der Energiebranche gilt: Die meisten Unternehmen und Verbraucher profitieren von niedrigen Ölpreisen.

Wie sich Veränderungen beim Ölpreis konkret auf die Wirtschaft auswirken, zeigt die folgende Grafik.

Produkte auf Erdölbasis

"Hergestellt in Amerika"

Die Rückverlagerung von Arbeitsplätzen und Produktionsstätten in die USA birgt zweifellos wirtschaftliches Potenzial. Besonders Infrastruktur- und Logistikunternehmen könnten von einem solchen Trend profitieren.

Allerdings gilt auch: Höhere Löhne und strengere Vorschriften machen das Onshoring teurer – was sich negativ auf die Gewinnmargen auswirken kann. Auf der anderen Seite steht das Argument, dass mehr Jobs auch zu mehr Konsum führen – und davon würden viele Unternehmen profitieren.

Fazit:

Die Diskussion rund um Zölle ist noch längst nicht abgeschlossen. Deshalb ist es wichtig, das eigene Risiko heute aktiv zu steuern – ohne dabei den Blick für mögliche Chancen in der Zukunft zu verlieren.

Wir gehen davon aus, dass sich Trump in naher Zukunft konkreter zu seinen wirtschaftspolitischen Plänen äußern wird – etwa zu weiteren Steuersenkungen, regulatorischen Entlastungen und anderen Maßnahmen, die das Potenzial haben, die Konjunktur zu stützen und für mehr Stabilität an den Märkten zu sorgen.

Nutzen Sie diese Phase, um gezielt zu überlegen, welche Branchen und Unternehmen besonders stark von den genannten Maßnahmen profitieren könnten.

Falls der Markt in den kommenden Wochen noch einmal seine Tiefstände testet oder sogar neue erreicht, könnte die anschließende Erholung – vor allem bei klaren politischen Impulsen – umso kraftvoller ausfallen.

Wenn Sie einen klaren Plan haben, können Sie heute Chancen nutzen, während viele andere sich noch auf Zölle und Verluste konzentrieren.

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