Geldpolitische Lagebeurteilung vom 13. Dezember 2018
Nationalbank behält expansive Geldpolitik unverändert bei
Die Schweizerische Nationalbank belässt ihre Geldpolitik unverändert expansiv. Dadurch stabilisiert sie die Preisentwicklung und unterstützt die Wirtschaftsaktivität. Der Zins auf Sichteinlagen bei der Nationalbank beträgt weiterhin −0,75%, und das Zielband für den Dreimonats-Libor liegt unverändert zwischen −1,25% und −0,25%. Die Nationalbank bleibt bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation berücksichtigt.
Seit der Lagebeurteilung im September 2018 hat sich der Franken handelsgewichtet leicht abgewertet. Diese Entwicklung ist vor allem eine Folge des stärkeren US-Dollars. Gegenüber dem Euro ist der Wert des Frankens praktisch unverändert. Insgesamt bleibt der Franken weiterhin hoch bewertet, und die Lage am Devisenmarkt zeigt sich nach wie vor fragil. Der Negativzins sowie die Bereitschaft der Nationalbank, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, sind unverändert notwendig. Sie halten die Attraktivität von Anlagen in Franken tief und reduzieren den Aufwertungsdruck auf die Währung.
Die neue bedingte Inflationsprognose liegt für die kommenden Quartale tiefer als noch im September. Dies ist vor allem auf den gefallenen Erdölpreis zurückzuführen. Auch in der mittleren Frist liegt die Inflationsprognose aufgrund moderaterer Wachstumsaussichten leicht tiefer. Für das laufende Jahr geht die Nationalbank wie bis anhin von einer Inflation von 0,9% aus. Für 2019 liegt die Prognose nun bei 0,5% anstatt bei 0,8%. Für 2020 erwartet die Nationalbank eine Inflation von 1,0%, gegenüber 1,2% in der alten Prognose. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der Dreimonats-Libor über den gesamten Prognosezeitraum bei −0,75% bleibt.
Im dritten Quartal verlor das globale Wachstum etwas an Schwung. Zu einem grossen Teil war dies jedoch auf Sonderfaktoren in der Eurozone und in Japan zurückzuführen. In den USA und China blieb das Wirtschaftswachstum robust. Die Zahl der Beschäftigten in den Industrieländern nahm erneut zu, und die Arbeitslosigkeit bildete sich weiter zurück. Auch der internationale Warenhandel expandierte weiter.
In ihrem Basisszenario für die globale Wirtschaft rechnet die Nationalbank für die kommenden Quartale mit einem soliden globalen Wachstum. Kurzfristig dürfte die Weltwirtschaft weiterhin etwas stärker als ihr Potenzial wachsen. Die internationale Konjunktur profitiert dabei von der deutlich verbesserten Arbeitsmarktlage und der nach wie vor expansiven Geldpolitik in den Industrieländern. Mittelfristig dürfte jedoch eine allmähliche Verlangsamung eintreten.
Gegenüber diesem positiven Basisszenario bestehen jedoch bedeutende Risiken. Im Vordergrund stehen dabei politische Unsicherheiten sowie protektionistische Tendenzen. Diese Faktoren haben in den letzten Monaten die Stimmung sowohl der Unternehmen wie auch der Finanzmärkte verstärkt negativ beeinflusst. Grössere Turbulenzen könnten die internationale wirtschaftliche Entwicklung gefährden und sich auf die Geldpolitik auswirken.
In der Schweiz nahm das Bruttoinlandprodukt um aufs Jahr hochgerechnet 0,9% ab. Aufgrund des starken Wachstums in den Vorquartalen lag das BIP trotz dieses Rückgangs immer noch 2,4% über dem Vorjahresniveau. Nach mehreren sehr starken Quartalen war mit einer Abschwächung der BIP-Dynamik zu rechnen. Zudem ist der BIP-Rückgang aber auch auf temporäre Faktoren zurückzuführen. Eine Betrachtung aller verfügbaren Konjunkturindikatoren deutet auf eine leicht gedämpfte, aber immer noch günstige Wirtschaftsdynamik hin. Auch am Arbeitsmarkt setzte sich die positive Entwicklung fort. Die Beschäftigung nahm im dritten Quartal robust zu. Die Arbeitslosenquote ging bis November weiter zurück, auf 2,4%.
Für das Gesamtjahr 2018 geht die Nationalbank nun von einem leicht tieferen BIP-Wachstum von rund 2,5% aus. Ähnlich wie im Ausland dürfte sich auch in der Schweiz die Wirtschaftsdynamik 2019 etwas abkühlen. Die Nationalbank rechnet für nächstes Jahr mit einem BIP-Wachstum von rund 1,5%.
Die Risiken sind, ähnlich wie für die Weltwirtschaft, nach unten gerichtet. Insbesondere würde sich eine starke Abschwächung der internationalen Wirtschaft rasch auf die Schweiz übertragen.
Die Ungleichgewichte am Hypothekar- und Immobilienmarkt bleiben bestehen. Sowohl die Hypothekarkredite als auch die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen stiegen in den letzten Quartalen weiter moderat an. Bei den Wohnrenditeliegenschaften haben sich die Preise stabilisiert, allerdings besteht besonders hier aufgrund der starken Preiszunahme in den vergangenen Jahren und der steigenden Leerstände die Gefahr einer Korrektur. Die Nationalbank beobachtet die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam und prüft regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden muss.
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