FRANKFURT (dpa-AFX) - Ungeachtet positiver Vorgaben von der Wall Street dürfte der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag schwerfällig starten. Gut eine Stunde vor Eröffnung stand der X-Dax (DAX) als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex 0,12 Prozent tiefer bei 12 539 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wird mit einem Abschlag von 0,1 Prozent erwartet.
An der Wall Street setzte der S&P 500 am Mittwoch seine Rekordjagd mit angezogener Handbremse fort. Der breit aufgestellte Index schleppte sich auf eine neuerliche Bestmarke, schloss aber letztlich nur minimal höher. Die anderen wichtigen Börsenbarometer näherten sich weiter ihren historischen Höchstständen. In Asien gaben die Kurse am Morgen nach schwachen Wachstumsdaten aus China etwas nach. Im August hatten sich die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Sachinvestitionen nicht mehr so stark wie im Juli entwickelt. Dabei blieben alle drei unter den Expertenprognosen.
Trotz des aktuell fehlenden Auftriebs reißt laut Helaba-Marktexperte Christian Schmidt das Interesse an Aktien nicht ab. "Seitdem der Dax Ende August bei 11 868 Punkten sein vorläufiges Tief erreicht hat, konnte er annähernd 700 Punkte (5,5 Prozent) gutmachen. Mit diesem fulminanten Anstieg hat sich die technische Situation deutlich verbessert", so Schmidt.
MUNICH RE STELLT GEWINNZIEL IN FRAGE
Unter den Einzelwerten dürften die Aktien der Munich Re (4:MUVGn) im Anlegerfokus stehen. Im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate sackten die Papiere des Rückversicherers gegenüber dem Xetra-Schlusskurs zuletzt um 2,4 Prozent ab. Wegen der Wirbelstürme "Harvey" und "Irma" seien hohe versicherte Schäden zu erwarten, womit das Gewinnziel der Münchener für 2017 gefährdet sei. Trotz der ansonsten guten Geschäftsentwicklung könnte das bislang angepeilte Ziel eines Jahresgewinns von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro verfehlt werden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Im laufenden dritten Quartal jedenfalls rechnet der Konzern mit einem Verlust.
Infineon-Titel büßten auf Tradegate 1,7 Prozent ein. Die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) stufte die Aktien nach ihrer überdurchschnittlich guten Entwicklung von "Buy" auf "Neutral" ab. An seiner generell positiven Einschätzung des Halbleiterkonzerns habe sich allerdings nichts geändert, betonte Analyst Mohammed Moawalla.
WACKER NEUSON PROFITIEREN VON HOCHSTUFUNG DURCH DEUTSCHE-BANK
Einen Blick wert sein könnten auch die Anteilsscheine der Deutschen Bank (4:DBKGn), die auf Tradegate zunächst allerdings kaum verändert notierten. Aktionäre des Geldhauses zeigen sich offenbar zunehmend unzufrieden mit Vorstandschef John Cryan. Er habe in den zwei Jahren an der Spitze der Deutschen Bank "schlicht zuwenig" verändert, zitiert das "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) einen namentlich nicht genannten Investor. Auch aus Katar soll zunehmend Gegenwind kommen. Der Großaktionär, der über 9 Prozent an der Deutschen Bank hält, sei verärgert, dass sich Cryan offenbar nicht mit seiner Rolle als "Übergangslösung" zufrieden geben wolle, schreibt das Blatt.
Im SDax könnten die Aktien von Wacker Neuson (4:WACGn) mit einem vorbörslichen Plus von 2,7 Prozent für Aufsehen sorgen. Die Deutsche Bank stufte die Papiere von "Sell" auf "Hold" hoch und erhöhte das Kursziel von 11,00 auf 26,50 Euro. Unter dem neuen Management bestehe die Chance auf strukturelle Verbesserungen beim Baumaschinenhersteller, schrieb Analystin Katja Filzek in einer Studie vom Donnerstag.