Frankfurt (Reuters) - Die Angst vor einer Eskalation des Zollstreits zwischen China und den USA ist am Dienstag an den Börsen etwas abgeebbt und hat die Kurse angetrieben.
Zudem sorgte die Ankündigung eines Konzernumbaus bei Volkswagen (DE:VOWG) für Furore. Laut Insidern soll Konzernchef Matthias Müller abgelöst werden.
Für Optimismus am Markt sorgte die Ankündigung des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, die Wirtschaft des Landes zu öffnen und Importzölle zu senken. Der Dax legte bis zum Nachmittag 0,9 Prozent auf 12.370 Zähler zu, der EuroStoxx50 gewann 0,5 Prozent auf 3432 Punkte. "China macht die Tür für Verhandlungen mit den USA weit auf", sagte Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Nun bleibe abzuwarten, ob US-Präsident Donald Trump durch diese Tür gehe. Börsianer warnten vor überzogenem Optimismus. China habe solche Schritte schon häufiger angekündigt, sagte ein Händler.
Aus Sicht von Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer scheint eine Eskalation des Handelsstreits zumindest unwahrscheinlicher geworden zu sein. Gebremst wurde die Euphorie aber vom steigenden Euro, der die Wettbewerbschancen europäischer Firmen auf dem Weltmarkt schmälert. Die Gemeinschaftswährung kletterte auf 1,2377 Dollar. Händler verwiesen auf Spekulationen auf ein baldiges Ende des Anleihekaufprogramms.
Auch an der Wall Street stand die Börsenampel auf grün: Die US-Futures signalisierten Kursgewinne von über einem Prozent. Am Montag hatte die Börse im späten Geschäft ihre Gewinne eingegrenzt. Laut Insidern hatte das FBI Büros und die Wohnung des persönlichen Anwalts von Donald Trump, Michael Cohen, durchsucht. Cohen ist in die Affäre um die Porno-Darstellerin Stormy Daniels verwickelt. Trump griff am Dienstagmorgen auf Twitter den Sonderermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, scharf an und sprach von einer Hexenjagd.
VW-Aktien stiegen um rund fünf Prozent. VW-Markenchef Herbert Diess soll Unternehmenskreisen zufolge Konzernchef Müller ablösen. Der 59-Jährige frühere BMW-Manager sei als Nachfolger vorgesehen. Der Aufsichtsrat will am Freitag über die künftige Führungsstruktur des weltgrößten Autobauers beraten und könnte damit den Weg für Müllers Ablösung ebnen.
DIOR-MUTTER LVMH (PA:LVMH) NACH UMSATZZAHLEN AUF REKORDKURS
Im Dax und EuroStoxx50 ganz oben standen Bayer (DE:BAYGN). Das "Wall Street Journal" hatte am Montag berichtet, dass der Konzern den US-Saatgutriesen Monsanto (NYSE:MON) nach Zugeständnissen für 62,5 Milliarden Dollar kaufen dürfe. Die Bayer-Aktien schossen in der Spitze um 5,5 Prozent auf 98,59 Euro in die Höhe. Monsanto hatten an der US-Börse am Montag schon 6,2 Prozent gewonnen.
Deutlich nach oben ging es auch für die Autowerte. Chinas Präsident Xi stellte eine Senkung der Einfuhrzölle auf Autos noch in diesem Jahr in Aussicht. BMW (DE:BMWG), Daimler (DE:DAIGn) und die Titel des Zulieferers Continental legten je mehr als zwei Prozent zu.
In Paris ragten Aktien des Luxusgüterkonzerns LVMH mit einem Plus von 5,7 Prozent auf ein Rekordhoch von 277,25 Euro hervor. Der Umsatz der Dior- und Louis Vuitton-Mutter stieg im ersten Quartal stärker als erwartet. Auch die Papiere der Gucci-Mutter Kering (PA:PRTP) zogen zeitweise um 7,5 Prozent auf 447 Euro an - ebenfalls eine Bestmarke. Im MDax notierten Hugo Boss (DE:BOSSn) 1,8 Prozent fester.
Derweil ging der Ausverkauf an der Moskauer Börse nach der Verschärfung der US-Sanktionen weiter. Die Sorge ums Russlandgeschäft hinterließ auch erneut bei der Raiffeisen Bank in Wien und der Metro (DE:MEOG) im MDax Spuren.