Frankfurt (Reuters) - Nach den jüngsten Kursverlusten haben sich die Anleger vorsichtig zurück an die europäischen Börsen gewagt.
Die erneute US-Drohung mit Zöllen auf europäische Autos drückte den Dax am Freitagnachmittag zunächst kurzzeitig ins Minus. Er arbeitete sich aber ins Plus zurück und schloss 0,5 Prozent höher bei 12.579 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann ein Prozent auf 3437 Zähler. An der Wall Street legte der US-Standardwerteindex Dow Jones nach acht Verlusttagen in Folge 0,7 Prozent zu.
US-Präsident Donald Trump kündigte über Twitter 20-prozentige Zölle auf europäische Fahrzeuge an, sollte die EU Handelsschranken nicht abbauen. In der Europäischen Union gelten seit Freitag höhere Zölle auf ausgewählte US-Waren. Damit reagiert die Staatengemeinschaft auf die von Trump verhängten Schutzzölle auf Stahl und Aluminium. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, wann der US-Präsident den Druck erhöhe, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets.
Als Reaktion auf den Trump-Tweet sackte der Index für die europäische Autobranche zeitweise um rund ein Prozent ab und schloss letztlich 0,5 Prozent tiefer. Sein US-Pendantverlor 0,6 Prozent. Die Papiere von BMW (DE:BMWG), Volkswagen (DE:VOWG) und Daimler (DE:DAIGn) rutschten um bis zu 2,5 Prozent ab. Letztere markierten mit 56,86 Euro zeitweise sogar ein Zwei-Jahres-Tief. Der Stuttgarter Autobauer hatte als erster Dax-Konzern am Mittwoch seine Prognosen wegen des Handelsstreits gekappt.
"Genauso wie mit China ist trotz aller Gespräche mit den USA noch kein Ende der 'Wie Du mir, so ich Dir'-Politik absehbar", sagte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck (DE:MRCG) Finck. "Das dürfte gerade exportlastige Indizes wie den Dax erst einmal weiter belasten." In den vergangenen Tagen verlor der deutsche Leitindex 3,3 Prozent und verbuchte den größten Wochenverlust seit drei Monaten.
OPEC ERHÖHT FÖRDERQUOTEN NICHT SO DEUTLICH WIE GEDACHT
Mit einem Auge schielten Börsianer zudem zum Opec-Treffen nach Wien. Dort einigte sich das Exportkartell mit seinen Verbündeten über eine Erhöhung der Fördermengen um eine Millionen Barrel pro Tag. "Da aber nicht alle Länder in der Lage sein werden, an dieser Erhöhung mitzuwirken, würde die tatsächliche Fördermengenausweitung nur 600.000 Barrel pro Tag betragen", betonten die Analysten der Commerzbank (DE:CBKG). Am frühen Freitagabend notierte die Nordsee-Sorte Brent 2,1 Prozent im Plus bei 74,62 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die Märkte hatten mit stärkeren Anhebungen gerechnet", sagte Rohstoff-Experte Nitesh Shah des Fondsanbieters WisdomTree.
Vor diesem Hintergrund griffen Investoren bei Ölwerten zu. Aktien von BP (LON:BP), ExxonMobil (NYSE:XOM), Total (PA:TOTF) und Shell (DE:RDSa) stiegen um jeweils rund drei Prozent. Der Index für die europäische Öl- und Gasbranche gewann 3,1 Prozent.
Aufwärts ging es auch für die Deutsche Bank (DE:DBKGn). Trotz der jüngsten Negativ-Schlagzeigen zum US-Geschäft habe die dortige Tochter den Stresstest der Notenbank Fed mit Bravour bestanden, urteilten die Analysten von Goldman Sachs (NYSE:GS). Die Aktien des deutschen Branchenprimus gewannen 1,2 Prozent.