FRANKFURT (dpa-AFX) - Die anstehende Überprüfung der deutschen Börsenindizes wird hochspannend. Unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen ist, dass Covestro (4:1COV) es bereits im März in den Dax (DAX) schafft. Für andere Mitglieder im MDax (MDAX) steht es dagegen Spitz auf Knopf, ob sie im Index der mittelgroßen Werte bleiben dürfen. Zwei recht sichere Wechsel werden dagegen im Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) erwartet. Klarheit gibt es an diesem Montagabend, wenn die Deutsche Börse (DE:DB1Gn) ihre Änderungen bekannt gibt. Die Umsetzung erfolgt zwei Wochen später, zum Montag, 19. März.
"Im Dax sollte alles beim Alten bleiben", sagt Index-Experte Uwe Streich von der LBBW. Ganz ausschließen will er aber nicht, dass der Kunststoffkonzern Covestro (4:1COV) ProSiebenSat.1 (0:PSMd) noch verdrängt. Immerhin hat es Covestro dank Anteilsplatzierungen, Kursentwicklung und weiter gestiegener Börsenumsätze inzwischen unter die 26 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften geschafft.
Auf eine MDax-Aufnahme hofft derweil Delivery Hero (4:DHER). Nach den Aktienplatzierungen durch einen Hedgefonds und zuletzt durch Rocket Internet (4:RKET) zog der Essenslieferant inzwischen als größtes SDax-Unternehmen an Scout24 (4:G24n) vorbei. Doch Streich und anderen Experten zufolge hapert es noch am Börsenumsatz, um - wie voraussichtlich Scout24 - im März in den Index für mittelgroße Unternehmen zu kommen. Da bei Börsenneulingen die bisherigen Tagesumsätze jedoch mittels einer bestimmten Formel aufs Jahr hochgerechnet werden, bleibt ein Funken Hoffnung.
Fest steht dagegen für Index-Experten die Aufnahme des Internetportal-Betreibers Scout24 für den schwer angeschlagenen Möbelhändler Steinhoff (22:SNHJ). Ebenso dürfte wohl der Immobilienkonzern Aroundtown (4:AT1) Südzucker (4:SZUG) ersetzen. Nicht ganz auszuschließen sei zudem ein Platztausch von Rocket Internet mit der Deutschen Pfandbriefbank (4:PBBG). Und sollte Delivery Hero doch der Sprung in den MDax gelingen, dürfte dies wohl Ströer (4:SAXG) oder Alstria (4:AOXG) den Platz kosten.
"Es kann hier noch unheimlich viel passieren, da alles auf Kante genäht ist", sagt Streich. Ein weiterer Index-Experte meinte ebenfalls: "Was da konkret passieren wird, lässt sich am Ende nur durch die Deutsche Börse erfahren. Da alles inzwischen nach Regeln geht, werden dieses Mal Nachkommastellen entscheidend sein." Positiv sei in jedem Fall, dass "die MDax-Qualität steigt, da milliardenschwere Titel hineindrängen und mit weiteren Börsengängen im Jahresverlauf noch mehr vor der Tür stehen." Konkret geht es dabei etwa um die Siemens-Medizintechniksparte Healthineers, die DWS-Investmentsparte der Deutschen Bank (DE:DBKGn) oder auch den Fahrzeugzulieferer Knorr-Bremse.
Abgesehen von den Platzwechseln absteigender MDax-Mitglieder in den SDax und aus dem SDax aufsteigender in den MDax, kündigt sich eine weitere Änderung im Index der geringer kapitalisierten Gesellschaften an. Nach der jüngst umfangreichen Platzierung von Aktien des Lkw-Zulieferers Jost Werke (105:JSTG) durch den Finanzinvestor Cinven wird nun dieser Börsenneuling wohl den Platz des Modekonzerns Gerry Weber (112:GWIG) einnehmen. Dagegen sieht LBBW-Analyst Streich für einen weiteren Börsenneuling, den Kochboxen-Lieferanten HelloFresh (105:HFGG), nun doch keine Chance mehr auf den SDax. Grund sind die im Vergleich zum Januar stark gesunkenen Börsenumsätze.
Im TecDax letztlich werden von den Index-Experten dieses Mal zwei Wechsel erwartet: Isra Vision (4:ISRG), ein Zulieferer für Industrieroboter, sowie der Maschinenbauer Aumann (105:AAGG) dürften das auf die Finanzbranche spezialisierte Software-Unternehmen GFT Technologies (4:GFTG) ersetzen sowie den Telekom- und Netzwerkausrüster Adva (112:ADAG).
Wichtig sind Index-Veränderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden (voll replizierende ETF), da diese die Änderungen entsprechend berücksichtigen müssen. Das kann die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen beeinflussen.