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Pünktlich zum Brexit - EU beerdigt Börsenfusion

Veröffentlicht am 29.03.2017, 14:55
Aktualisiert 29.03.2017, 14:55
© Reuters. Kengeter, CEO of Deutsche Boerse attends the initial public offering of Scale at the Frankfurt stock exchange in Frankfurt,

- von Andreas Kröner

Brüssel/Frankfurt (Reuters) - Todesstoß am Brexit-Tag: Die EU-Wettbewerbshüter haben die Megafusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LON:LSE) am Mittwoch verboten.

Der geplante Zusammenschluss hätte den Wettbewerb bei der Abwicklung von Anleihegeschäften erheblich eingeschränkt, sagte EU-Kommissarin Margrethe Vestager in Brüssel. "Es wäre ein De-facto-Monopol beim Clearing festverzinslicher Finanzinstrumente entstanden." Die deutsch-britische Börsenhochzeit scheitert damit bereits zum fünften Mal. Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef Joachim Faber reagierte enttäuscht: "Die Untersagung ist ein Rückschlag für Europa, für die Kapitalmarktunion und für die Brücke zwischen Kontinentaleuropa und Großbritannien."

Für Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Insider-Handel ermittelt, ist es zwei Tage vor seinem 50. Geburtstag ein weiterer Rückschlag. Der ehemalige Investmentbanker wollte durch die gut 25 Milliarden Euro schwere Fusion einen europäischen Champion schmieden, der den größeren US-Rivalen CME und ICE Paroli bieten kann. Doch in Frankfurt gab es von Anfang an Kritik, dass die Holdinggesellschaft der Megabörse in London angesiedelt werden sollte. Nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt im vergangenen Sommer hatte der Widerstand dann stetig zugenommen. Kengeter setzte sich hinter den Kulissen für die Schaffung eines doppelten Holdingsitzes ein, die LSE lehnte das jedoch ab.

Um eine Debatte über das Thema während der Brexit-Verhandlungen zu vermeiden, zogen die Londoner dann Ende Februar den Stecker. Sie lehnten den Verkauf der kleinen italienischen Handelsplattform MTS ab, den die EU für die Freigabe der Fusion gefordert hatte. Spätestens seit diesem Tag war klar, dass der Deal in Brüssel nicht durchgehen würde. Vestager deutete an, dass sie das Vorgehen der LSE überrascht habe. "Es handelt sich um eine kleine Firma im Vergleich zur Größe beider Unternehmen." Aber die LSE habe nun mal so entschieden. In der Folge blieb der Kommission, die diesem europäischen Deal Insidern zufolge eigentlich positiv gegenüber gestanden hat, nun nichts anderes übrig, als ein Veto einzulegen. Nach Einschätzung von NordLB-Analyst Michael Seufert wird einmal mehr deutlich, dass Börsenfusionen "notorisch schwierig in der Realisierung sind und eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit besitzen".

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RÜCKSCHLAG IM BUHLEN UM LONDONER BANKER

Dass die EU ihr Veto ausgerechnet an dem Tag verkündet, an dem Großbritannien seinen Austritt aus der EU beantragt, ist eine besondere Pointe. "Ich weiß, dass heute viele Dinge passieren", sagte Vestager. Bei ihrer Entscheidung über die Börsenfusion habe der Brexit aber keine Rolle gespielt. "Mir kommt es auf den Wettbewerb an, nicht auf die Herkunftsländer von Unternehmen."

Viele Frankfurter freuen sich wegen des Streits über den Firmensitz, dass die Fusion nicht zustandekommt. Doch aus Sicht von Experten wird es für die Main-Metropole nun schwieriger, im Zuge des Brexit Geschäfte und Arbeitsplätze aus London anzulocken. Denn bei einer Fusion wären wohl große Teile des Clearing-Geschäfts der LSE-Tochter LCH.Clearnet von der Themse an den Main verlagert worden. In der Folge hätte auch für Banken ein Anreiz bestanden, entsprechende Geschäfte in Frankfurt anzusiedeln. Nun könnte Paris der lachende Dritte sein.

"AUCH ALLEIN SEHR GUT AUFGESTELLT"

Deutsche-Börse-Chef Kengeter hat mehrfach gewarnt, der Konzern werde ohne den Deal mit London im weltweiten Wettbewerb weiter zurückfallen. "Wenn wir diese Brücke nicht bauen, werden wir abgehängt", sagte er vergangenes Jahr. Nach dem Platzen der Fusion hat er seine Meinung offenbar geändert: "Die Deutsche Börse ist auch allein sehr gut aufgestellt, um im globalen Wettbewerb mit anderen Börsenbetreibern bestehen zu können", betonte er nun. Der Konzern werde seine beschlossene Wachstumsstrategie vorantreiben und den Gewinn pro Jahr um zehn bis 15 Prozent steigern.

Investoren sind der Ansicht, dass die Deutsche Börse auch ohne die LSE Wachstumschancen hat, beispielsweise im Daten- und Wertpapierverwahrgeschäft. In diesen Bereichen könne der Konzern seine Position auch durch kleine und mittelgroße Zukäufe ausbauen, sagt einer der 20 größten Aktionäre. Von Mega-Deals solle Kengeter dagegen erst mal die Finger lassen. "Damit würde sich die Börse keinen Gefallen tun. Sonst wäre sie wieder zu stark abgelenkt, andere Projekte anzugehen."

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Die LSE will nun aus eigener Kraft wachsen und zudem die Augen nach vereinzelten Zukäufen offenhalten. Seine Investoren versucht der Konzern zudem mit einem 200 Millionen Pfund (gut 230 Millionen Euro) schweren Aktienrückkauf bei Laune zu halten. An der Börse überwog die Erleichterung, dass die Hängepartie nun beendet ist: Die Aktien von Deutscher Börse und LSE legten deutlich zu.

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