FRANKFURT (dpa-AFX) - Angetrieben von weiteren Kursgewinnen an den US-Börsen hat der Dax (DAX) am Freitag seine Erholung fortgesetzt. Die jüngst weltweit an den Aktienmärkten noch herrschende Angst vor einem raschen Zinsanstieg rückte in den Hintergrund. Die Achterbahn an den Börsen sei aber wohl noch nicht vorbei, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Zudem könnte der wieder deutliche Euro-Anstieg bremsend wirken, denn die Gemeinschaftswährung übersprang erneut locker die 1,25 US-Dollar-Marke. Ein starker Euro kann den Warenabsatz heimischer Unternehmen außerhalb der Eurozone erschweren.
Der Dax (DAX) stieg im frühen Handel um 0,71 Prozent auf 12 434,21 Punkte, womit sich eine Wochenerholung von 2,7 Prozent andeutet. Erst am vergangenen Freitag war der Leitindex mit knapp über 12 000 Punkten auf den tiefsten Stand seit Ende August gefallen. Der MDax (MDAX) legte an diesem Morgen um 0,86 Prozent auf 26 067,69 Punkte zu, der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) kletterte um 0,98 Prozent auf 2559,14 Punkte hoch. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), gewann 0,82 Prozent auf 3417,52 Zähler.
Jüngst starke Wirtschaftsdaten aus den USA hatten heftige Sorgen ausgelöst, dass die Leitzinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft und damit auch die Kreditkosten womöglich rascher als bislang erwartet steigen könnten. In dieser Woche dann allerdings hatten selbst Anzeichen einer anziehenden Inflation in den USA die Anleger weitgehend kalt gelassen.
Seitens der Unternehmen zogen vor allem die Jahreszahlen des Versicherers Allianz (4:ALVG) Aufmerksamkeit auf sich. Analysten sprachen von "soliden" und "wie erwartet" ausgefallenen Zahlen. Dennoch sackten die Aktien mit minus 1,00 Prozent an das Dax-Ende. Trotz der Hurrikan-Serie und anderer Katastrophen war beim größten Versicherer Europas 2017 der operative Gewinn leicht gestiegen, während der Überschuss sank. Hinsichtlich der Ziele für 2018 gab sich Konzernchef Oliver Bäte allerdings deutlich vorsichtiger als die Branchenexperten.
Die zum Umtausch eingereichten Anteile des Anlagenbauers und Industriegas-Herstellers Linde (4:LING), die sich aktuell allerdings kaum bewegten, könnten im Tagesverlauf in den Blick rücken. Die EU-Kommission wird voraussichtlich über die Fusion mit dem US-Wettbewerber Praxair (112:PX) entscheiden. Linde hat sich inzwischen auf höhere als zuvor erwartete Hürden seitens der Kartellbehörden eingestellt. Allerdings würden die mit Praxair vereinbarten Obergrenzen für Veräußerungszusagen nicht überschritten, hatte das Linde-Management erst vor etwas mehr als einer Woche gesagt.
Analystenstimmen gaben im MDax den Papieren von Airbus (9:AIR) neuen Schub. Nach dem rund zehnprozentigen Kursgewinn am Vortag stiegen sie nun um ein weiteres Prozent. Nachdem der von Dauerproblemen beim Militär-Transportflugzeug A400M geplagte Flugzeugbauer für 2017 eine Verdreifachung seines Reingewinns bekannt gegeben hatte, äußerten sich zahlreiche Analysten positiv. Kursziele wurden angehoben, das Analysehaus CFRA reihte sich außerdem unter die zahlreichen Häuser, die die Aktie zum Kauf empfehlen.
Eine frisch ausgesprochene Kaufempfehlung für die HHLA (0:HHFAd)-Aktie seitens des Analysehauses Kepler Cheuvreux verhalf diesem Titel zu einem Plus von etwas mehr als 8 Prozent. Um ein Prozent stiegen zudem die Anteile von Scout24 (4:G24n). Dass sich Finanzinvestor Hellman & Friedman fast komplett von seinem restlichen Anteil trennte, belastete damit nicht. Vielmehr habe dies die Fantasie beflügelt, dass die Aktie womöglich bald in den MDax aufsteigen könne, sagte ein Händler.