Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Geschäftszahlen von Unternehmen haben die Aktienbörsen am Freitag gestützt.
Aus Furcht vor einer anziehenden Teuerung und einer rascheren Straffung der Geldpolitik scheuten Anleger aber größere Käufe. Der Dax notierte am frühen Nachmittag 0,3 Prozent im Minus bei 12.528 Punkten, der EuroStoxx50 legte 0,2 Prozent auf 3493 Zähler zu.
Kopfschmerzen bereitete Investoren die Ölpreis-Entwicklung. Der Preis der Sorte Brent aus der Nordsee blieb zunächst mit 74,15 Dollar je Barrel (159 Liter) auf Schlagdistanz zum Dreieinhalb-Jahres-Hoch vom Vortag. "Das schürt nicht nur die Angst, dass sich die steigenden Rohstoffpreise negativ auf die Weltwirtschaft auswirken, sondern auch Inflationssorgen, die die Notenbanken dazu zwingen könnten, ihr Tempo bei weiteren Zinsschritten nach oben anzuziehen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Am Mittag rutschte der Preis aber ab, nachdem US-Präsident Donald Trump ihn als künstlich in die Höhe getrieben bezeichnet hatte. "Es sieht so aus, als ob die Opec wieder ihre Spielchen spielt", twitterte Trump. Brent gab daraufhin bis zu 1,1 Prozent auf 72,95 Dollar nach.
Jenseits der aktuellen Inflationsängste sowie politischer Faktoren wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China seien die Aussichten für die Aktienmärkte positiv, betonte Weberbank-Analyst Sören Wiedau. "Das anhaltende Niedrigzinsumfeld, die robuste Weltwirtschaft, steigende Unternehmensgewinne, attraktive Dividendenrenditen sowie die im relativen Vergleich günstigen Bewertungen sprechen für steigende Aktienmärkte."
PFUND STERLING UNTER DRUCK - DOCH KEINE ZINSERHÖHUNG VORAUS?
Am Devisenmarkt setzte das Pfund Sterling seine Talfahrt fort und verbilligte sich um etwa einen halben US-Cent auf 1,4048 Dollar. Grund seien die schwindenden Spekulationen auf eine Zinserhöhung der Bank von England (BoE) im Mai, sagte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. BoE-Chef Mark Carney hatte gesagt, die Konjunkturdaten lieferten ein "gemischtes" Bild. Investoren sehen die Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Zinsschritt nur noch bei etwa 57 Prozent. Am Donnerstag lag die Quote noch bei mehr als 70 Prozent.
Der Euro gab ebenfalls nach und kostete 1,2309 Dollar. Die Gemeinschaftswährung sei anfällig für Rückschläge, weil die Wetten auf steigende Kurse ein Rekordhoch erreicht hätten, sagte Anlagestratege Marc Ostwald vom Brokerhaus ADM. Sollte sich die Europäische Zentralbank (EZB) nach ihrer Ratssitzung in der kommenden Woche vorsichtig zur Konjunktur äußern und damit Spekulationen auf eine Verlängerung ihrer Anleihekäufe anheizen, müsse mit größeren Euro-Verkäufen gerechnet werden.
ERICSSON HEBEN NACH ZAHLEN AB
Am Aktienmarkt sorgte ein gut 18-prozentiges Kursplus von Ericsson für Furore. Damit steuerte der schwedische Telekom-Ausrüster auf den größten Tagesgewinn seit fast 16 Jahren zu. Der deutlich eingedämmte Verlust im abgelaufenen Quartal zeige, dass die Sanierungsbemühungen Früchte trügen, schrieben die Analysten der Investmentbank Liberum. Allerdings seien die Gewinnmargen nach wie vor gering. Im Windschatten von Ericsson stiegen die Titel des finnischen Rivalen Nokia (HE:NOKIA) um bis zu 4,9 Prozent.
In London rutschten die Titel von Shire um 4,4 Prozent ab. Der "Botox"-Anbieter Allergan (NYSE:AGN) hatte zuvor auf ein Gegengebot auf die umgerechnet 49 Milliarden Euro schwere Offerte des japanischen Rivalen Takeda für den britischen Pharmakonzern verzichtet. "Es ist zwar enttäuschend, dass doch nicht zwei Firmen interessiert sind", sagte Fondsmanager Paul Mumford vom Vermögensverwalter Cavendish. Aber es könnte ein Ansporn für das Shire-Management sein, Abwehr-Maßnahmen zu ergreifen und die langfristige Geschäftsstrategie zu erläutern.