FRANKFURT (dpa-AFX) - Anleger sollten in der Vorweihnachtswoche die Steuerreform von Donald Trump auf ihren Wunschzettel schreiben. Geht es nach den Experten der Privatbank Merck (DE:MRCG) Finck, könnten die versprochenen Steuererleichterungen den Dax (DAX) in der kommenden Woche aus seiner langwierigen Lethargie befreien. "Das meiste Potenzial für einen letzten Aktienschub nach oben birgt 2017 noch eine Finalisierung der US-Steuerreform", erklärte Chefstratege Robert Greil.
Sollte diese "frohe Botschaft" aus den USA allerdings ausbleiben, spricht vieles dafür, dass der Dax an seinen letzten Handelstagen in diesem Jahr keine großen Sprünge mehr machen wird. Vor allem institutionelle Marktteilnehmer dürften längst damit begonnen haben, ihre Bücher zu schließen. Ein Indiz dafür ist die Ankündigung der US-Großbank JPMorgan (NYSE:JPM) Chase, wonach die regulären täglichen Publikationen erst nach Neujahr wieder aufgenommen werden. Offensichtlich verabschieden sich damit auch einige Analysten schon in den Weihnachtsurlaub.
Wie schon seit Wochen, steuert das deutsche Börsenbarometer derzeit auf einen Jahresgewinn im knapp zweistelligen Prozentbereich zu. Die berühmte Jahresendrally hat eigentlich längst stattgefunden, wie die Kursentwicklung des Dax im Herbst zeigt. Allein im September und Oktober hatte das Kursbarometer etwa 1200 Punkte zugelegt und sein Rekordhoch im November auf 13 525 Punkte nach oben geschraubt.
Zuletzt hatte sich der Dax dann aber nach einer kurzen Schwächeperiode im November festgefahren. Seit Wochen dümpelt der Leitindex in einer engen Spanne zwischen 12 800 und 13 200 Punkten vor sich hin. Selbst der Große Verfallstag am Freitag sorgte kaum für Bewegung.
Einen Blick wert sein dürften in der neuen Woche auch der Zinsentscheid der Bank of Japan und die Neuwahlen in Katalonien am Donnerstag. Außerdem werden einige durchaus bedeutende Konjunkturdaten aus Deutschland erwartet, darunter die Indizes zum Geschäfts- und Konsumklima. Nach Einschätzung der Helaba dürfte der Ifo-Index am Dienstag zeigen, ob sich der Konjunkturoptimismus auch mit Blick auf das neue Jahr fortsetzt. In den USA stehen zudem einige Wirtschaftsdaten aus der Industrie und vom Immobilienmarkt an.
Auf Unternehmensseite hält die Agenda hingegen nicht mehr viel bereit. Der US-Sportartikelkonzern Nike (112:NKE) zieht am Donnerstag Bilanz. Interessant werden dessen Geschäftszahlen auch deshalb sein, da Anleger ihren Fokus zuletzt von ihrem bisherigen Branchenfavoriten Adidas (4:ADSGN) zu dem US-Konkurrenten verschoben haben. Ohnehin könnten solche Umschichtungen von bisherigen Favoriten zu solchen mit Aufholpotenzial zum Jahresende nochmals Thema werden.
Der unangefochtene Favorit im Dax ist im bisherigen Jahresverlauf die Lufthansa-Aktie (4:LHAG) mit einem Anstieg um etwa 140 Prozent, gefolgt von der Commerzbank (4:CBKG) mit rund 70 Prozent und den beiden Versorgerwerten Eon (4:EONGn) und RWE (4:RWEG) mit Zuwächsen von um die 40 Prozent - trotz des jüngsten Rückschlags.
Unter den Verlierern tauchen hingegen einige defensive Werte wie Fresenius (4:FREG), Henkel (4:HNKG_p) oder die Deutsche Telekom (4:DTEGn) auf. Schlusslicht ist ProSiebenSat.1 (0:PSMd) mit einem bisherigen Jahresverlust von über 20 Prozent. Mit dem Wandel seiner Branche hat der Medienkonzern derzeit besondere Herausforderungen zu meistern.