Frankfurt (Reuters) - Aus Furcht vor aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed fassen Anleger europäische Aktien nur mit spitzen Fingern an.
Dank einer Erholung der Wall Street grenzte der Dax seine anfänglichen Verluste ein und schloss knapp im Minus bei 12.461,91 Punkten. Der EuroStoxx50 drehte sogar ins Plus und notierte am Abend 0,3 Prozent höher bei 3439,34 Zählern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann 1,1 Prozent.
Die am Mittwochabend veröffentlichten Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung hätten auf den ersten Blick keine Überraschungen geliefert, sagte Jens Klatt, Marktanalyst des Brokerhauses JFD. Einige Investoren werteten die Aussagen aber offenbar als Zeichen, dass die US-Notenbank die Zinsen 2018 vier statt wie bislang gedacht drei Mal anheben wird. Fed-Führungsmitglied James Bullard sagte am Donnerstag allerdings, die Notenbank müsse behutsam vorgehen, um die Konjunktur nicht abzuwürgen.
Am Devisenmarkt beendete der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, seine Erholung vorerst und verlor 0,2 Prozent. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro auf 1,2319 Dollar. Die US-Währung werde mittelfristig weiter abwerten, prognostizierte Chris Turner, Chef-Anlagestratege für Devisen bei der ING Bank. Sie leide unter dem erwarteten Anstieg der US-Verschuldung durch die Steuersenkungen des Präsidenten Donald Trump.
IFO-INDEX FÄLLT - MANAGER TRETEN AUF "EUPHORIEBREMSE"
Einen zusätzlichen Dämpfer verpasste dem deutschen Aktienmarkt ein eingetrübter Ifo-Index. Das Barometer für die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen fiel im Februar auf 115,4 Punkte, nach einem Rekordhoch von 117,6 Zählern im Vormonat.[nL8N1QC4AN] Ein Grund zur Sorge sei dies aber nicht, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll und die Beschäftigungssituation ist äußerst günstig - besser geht es kaum."
Bei den Aktienwerten standen wegen drohender Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in deutschen Innenstädten die Autobauer im Rampenlicht.[nL8N1QC6JT] Das Bundesverwaltungsgericht vertagte eine Entscheidung aber auf Dienstag. Die Titel von BMW (DE:BMWG) und Volkswagen (DE:VOWG) legten bis zu 0,5 Prozent zu. Daimler (DE:DAIGn) grenzten ihre Verluste ein und schlossen 0,4 Prozent schwächer.
TELEKOM-AUSBLICK ENTTÄUSCHT - PROSIEBEN IM AUFWIND
Enttäuscht reagierten Anleger auf einen als verhalten gewerteten Ausblick der Deutschen Telekom (DE:DTEGn). Die Aktien fielen zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 12,74 Euro und schlossen 2,4 Prozent im Minus bei 12,97 Euro. "Die neuen Zielsetzungen fielen zwar solide aus, lassen jedoch die Möglichkeit offen für ein rückläufiges Geschäft", urteilte Analyst Markus Friebel von Independent Research.
ProSiebenSat.1 legten dagegen 3,4 Prozent zu. Die TV-Senderkette verkauft rund ein Viertel seines Digital-Geschäfts für etwa 300 Millionen Euro an den Finanzinvestor General Atlantic.[nL8N1QC6JU] An den parallel dazu vorgelegten Geschäftszahlen monierte DZ Bank-Analyst Harald Heider die rückläufigen Margen. Da dieser Trend voraussichtlich anhalten werde, riet er zum Verkauf der Aktie.
An der Wall Street steuerte Avis Budget mit einem Kursplus von bis zu 15,5 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit fast sechs Jahren zu. Der Quartalsgewinn des Autovermieters fiel doppelt so hoch aus wie erwartet. Im Windschatten gewannen die Titel des Rivalen Hertz sogar knapp 21 Prozent.