* In den USA 192.000 Stellen neu geschaffen
* Daimler kann bei Roadshow nicht überzeugen
(neu: Wall Street, Schlusskurse)
Frankfurt, 04. Mär (Reuters) - Aus Enttäuschung über die
hinter den Erwartungen zurückgebliebenen
US-Arbeitsmarktdaten haben Anleger an den europäischen
Aktienmärkten am Freitag Kasse gemacht. Verstärkt wurde der
Verkaufsdruck von den Straßenschlachten in Tripolis und der
dadurch geschürten Furcht vor einem Übergreifen der Unruhen auf
andere ölfördernde Staaten wie Saudi-Arabien. "Offenbar wollen
einige Anleger vor dem Wochenende kein Risiko eingehen und
nehmen lieber einmal Gewinne mit", sagte ein Börsianer.
Der anfänglich vom Optimismus der Investoren getragene
Dax<.GDAXI> beendete den Xetra-Handel 0,7 Prozent tiefer bei
7178,90 Punkten. Der EuroStoxx50<.STOXX50E> bröckelte ebenfalls
ab und notierte 0,7 Prozent leichter bei 2946,38 Zählern. Im
Gegenzug drehte der Volatilitätsindex VDax<.V1XI>, der die
Nervosität der Anleger misst, ins Plus. Am Mittag hatte er
zeitweise mehr als sechs Prozent im Minus gelegen. Die Furcht
vor Störungen bei der Erdöl-Versorgung verteuerte die
Nordsee-Sorte Brent um ein Prozent auf 115,90 Dollar je
Barrel (159 Liter). Das US-Leichtöl WTI stieg zeitweise
sogar auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 104,09 Dollar. Auch an
der Wall Street standen die Zeichen auf Verkauf: Der
US-Standardwerteindex Dow Jones<.DJI> lag bei Börsenschluss in
Deutschland 0,6 Prozent im Minus.
Obwohl die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der
US-Landwirtschaft mit 192.000 über der durchschnittlichen
Analystenprognose (185.000 neue Jobs) lag, bezeichnete Volkswirt
Sean Incremona vom Brokerhaus 4Cast die Zahlen als "nicht allzu
beeindruckend". "Dies ist definitiv ein weiterer Schritt auf
unserem Weg der Erholung, aber die Erwartungen waren zu hoch
gesteckt. Daher wird diese Veröffentlichung als Enttäuschung
gewertet."
RÜCKVERSICHERER AUF ERHOLUNGSKURS - DAIMLER TIEFER
Zu den am stärksten gefragten Werten am deutschen
Aktienmarkt zählten die Rückversicherer. Münchener
Rück legten 0,8 Prozent auf 119,20 Euro zu. Konkurrent
Hannover Rück hatte die Netto-Belastungen durch das
schwere Erdbeben in Neuseeland auf 150 Millionen Euro beziffert.
"Offenbar waren die Anleger von noch höheren Kosten
ausgegangen", sagte ein Händler. Die Papiere der Hannover Rück
gehörten mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 41,10 Euro zu den
Favoriten im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI>. Münchener Rück hat
bislang noch keine Schätzung abgegeben.
Stark gefragt war auch Henkel. Die Aktien des
Konsumgüter-Herstellers bauten ihre Kursgewinne der vergangenen
Tage um 1,1 Prozent auf 45,76 Euro aus. Börsianer machten vor
allem charttechnische Faktoren für dieses Plus verantwortlich.
Kurz vor Handelsschluss schoben sich noch Fresenius Medical Care
(FMC) an die Spitze. Die Titel des Dialyse-Konzerns
setzten ihre Rally fort und markierten mit 49,58 Euro ein neues
Rekordhoch. Seit Veröffentlichung einer starken Bilanz für 2010
und eines optimistischen Ausblicks vor zwei Wochen haben FMC gut
fünf Prozent und damit mehr als alle anderen Dax-Werte zugelegt.
Der Leitindex selbst stagnierte in diesem Zeitraum.
Zu den größten Verlierern zählte Daimler.
Börsianer begründeten das Minus von 1,9 Prozent auf 48,24 Euro
mit dem verhaltenen Echo auf eine Unternehmenspräsentation. "Das
Meeting war nicht sehr ermutigend, da das Management eher den
potenziellen Gegenwind als die Chancen betont hat", schrieb BNP
Paribas-Analyst Thierry Huon in einem Kommentar. Der Wechsel des
Geschäftsmodells in China mache es schwierig, das aktuelle
Niveau der Ertragskraft zu halten. Außerdem dämpften die hohen
Anlaufkosten für Motoren, die die Abgasnorm "Euro 6" einhalten,
die Margen-Erwartungen.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Stefanie Huber)