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ANALYSE-Der Fonds macht's möglich: Eurobonds durch die Hintertür

Veröffentlicht am 04.01.2011, 15:16
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* Rettungsfonds steht schon in den Startlöchern

* Aber noch viele Hürden für eine gemeinsame Anleihe

- von Andrea Lentz -

Frankfurt, 04. Jan (Reuters) - Für die einen ist er die Rettung der Euro-Zone, für die anderen der Untergang. Doch während sich die Politiker noch über die Einführung eines gemeinsamen Eurobond streiten, könnte die Macht des Faktischen siegen. Denn wenn in den nächsten Wochen der im Sommer gegründete EU-Rettungsfonds erstmals am Kapitalmarkt für ein angeschlagenes Euro-Land Geld einsammelt, werden wichtige Weichen gestellt: Wird die Anleihe ein Erfolg, würde das die Fraktion der Eurobond-Befürworter um Luxemburgs streitbaren Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker stärken. Floppt sie, hätten die Gegner um Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel einen Grund mehr zum Widerstand. Übrigens: Auch die Europäische Zentralbank (EZB) kann der Idee wenig abgewinnen.

So oder so tritt die Euro-Zone mit dem Rettungsfonds - unter dem Wort-Ungetüm "Europäische Finanzstabilisierungsfazilität" mit der genauso schwer merkbaren Abkürzung EFSF - erstmals als Einheit am Kapitalmarkt auf. Dass die Papiere weggehen werden, wie warme Semmeln, gilt einigen Börsianern als ausgemachte Sache. Denn Investoren lieben solche übernationalen Emissionen, die meist als besonders sicher gelten und vor allem bei institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds und Lebensversicherungen einen guten Klang haben. Insofern wäre es ein sehr schlechtes Omen, sollten die Investoren nicht zugreifen.

ANLEIHEN KÖNNTEN ATTRAKTIVER ALS BUNDESPAPIERE SEIN...

Rettungsfonds-Chef Klaus Regling will gleich in die Vollen gehen: für 2011 strebt er eine Kapitalaufnahme von 16,5 Milliarden Euro an und für 2012 von zehn Milliarden Euro. Die erste Tranche mit einem Volumen von drei bis fünf Milliarden Euro sei für Ende Januar geplant, sagte Regling der "Börsen-Zeitung" am Silvestertag. Die Rendite dürfte Börsianern zufolge über der für die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen liegen, die derzeit um 2,95 Prozent pendelt. "Gerade deswegen wird die Anleihe gesucht sein", erklärt DZ-Bank-Rentenstratege Jan Holthusen.

Nach Einschätzung der NordLB zählen nahöstliche und asiatische Investoren mit Interesse an Anleihen mit einer Top-Bonität zur Zielgruppe des Fonds. Dass China zugreifen wird, gilt als offenes Geheimnis, denn die Regierung in Peking strebt eine breitere Streuung der Währungsreserven an und kauft inzwischen in großem Stil Anleihen aus Europa, etwa von Spanien.

Der als Antwort auf die Griechenland-Krise im vergangenen Frühsommer gegründete Rettungsfonds soll zunächst nur Irland aus der Patsche helfen, doch auch Portugal könnte bald Hilfe brauchen - und wenn es ganz arg kommt - auch Spanien. Somit könnte der EFSF nach der Premiere in den nächsten Wochen noch häufiger bei Investoren vorstellig werden. Gemessen an ihren EZB-Kapitalanteilen garantieren die Euro-Zonen-Länder 440 Milliarden Euro. Eigentlich terminiert bis Juni 2013, rechnet kaum jemand damit, dass der Fonds, tritt er erst einmal in Aktion, wieder abgeschafft wird.

... ABER KEINE WIRKLICHE KONKURRENZ

"Eine Bereicherung für den Kapitalmarkt werden die Anleihen in jedem Fall sein", stellt Holthusen fest. Doch um den bislang als Maß aller Dinge in Europa geltende Bundesanleihen Konkurrenz zu machen, dürfte es kaum reichen. Erst wenn sich die Euro-Zone zu einem gemeinsamen Eurobond durchringen sollte, könnte es mit der Beliebtheit der deutschen Papiere vorbei sein. Früher oder später könnte das kommen, vermuten einige Experten. Doch der Preis, den die Länder der Euro-Zone dafür zahlen müssten, könnte hoch sein. Länder mit schlechter Bonität - wie Griechenland oder Irland - müssten einen Teil ihrer Souveränität im Bereich der Haushaltspolitik aufgeben. Während Länder wie Deutschland mit der besten Rating-Note sich mit einem höheren Zins bei der Schuldenaufnahme abfinden müssten.

Am Kapitalmarkt ist derweil die gemeinsame Anleihe alles andere als ein Tabu - vorausgesetzt die Euro-Zone soll weiter leben. Juristische wie politische Hürden gibt es zahlreiche. Einzige Alternative wäre ansonsten eine Verschärfung des Stabilitätspaktes von Maastricht - und das gilt - wie Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer kürzlich erklärte, als wenig wahrscheinlich. Die Anleihen des Rettungsfonds jedenfalls könnten Aufschluss darüber geben, ob Investoren überhaupt Interesse an einem solchen Konstrukt haben. Die Chancen für einen Erfolg der Papiere stehen nicht schlecht.

(unter Mitarbeit von Kristi Knolle und Andreas Framke; redigiert von Birgit Mittwollen)

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