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ANALYSE-Unruhen in Ägypten schüren Angst vor Kapitalflucht

Veröffentlicht am 27.01.2011, 14:37
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EGX30
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* Anleger fürchten Destabilisierung der Region

* Investoren werfen ägyptische Anleihen aus Depots

* Aktienmarkt in Kairo unter Druck

* Hohe Jugendarbeitslosigkeit Treibsatz für Proteste

- von Carolyn Cohn -

London, 27. Jan (Reuters) - Die Unruhen in Ägypten könnten nach Einschätzung von Analysten eine Kapitalflucht aus der ganzen Region auslösen. "Je mehr sich die Spannungen im Nahen Osten und Nordafrika verstärken, desto eher dürften Anleger bereit sein, ihre Gewinne zu sichern und Investitionen in der Region zu meiden", sagte Tom Dorsey, Präsident des Anlageberaters Dorsey, Wright & Assoc. Ägypten hatte sich zuletzt zum Liebling vieler Investoren vor allem aus Afrika und dem Nahen Osten gemausert. Der Aktien-Leitindex EGX30<.EGX30> gewann 2010 rund 15 Prozent an Wert. Aufmerksam geworden auf den Markt war auch die US-Bank Goldman Sachs, die Ägypten als eines der "Next Eleven"-Länder betrachtet - elf Länder, denen der Aufstieg zu Schwellenländern zugetraut wird. An den Nil gelockt wurden die Investoren von der Bereitschaft der Regierung in Kairo zu Reformen im Finanzsektor, der wachsenden privaten Nachfrage und der Einschätzung, ägyptische Aktien seien unterbewertet. Die sehr junge Bevölkerung Ägyptens hatte zudem Hoffnungen genährt, dass die Wirtschaft des Landes vor einem kräftigem Wachstum steht.

JUGEND BEGEHRT AUF

Doch gerade dieses Potenzial erwies sich nun Sprengstoff, so dass sich das Blatt am Kapitalmarkt gegen Ägypten wendete. Analysten sehen die hohe Jugendarbeitslosigkeit - sie liegt der Weltbank zufolge in der Region bei 30 Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie in Lateinamerika - neben steigenden Lebensmittelpreisen als Ursache für die teils gewaltsamen Unruhen in mehreren nordafrikanischen Staaten. "Eines der Risiken in der Region ist eine Destabilisierung der Politik", warnt Ghadir Abu Leil-Cooper, Leiter des Bereichs Schwellenländer-Aktien bei Baring Asset Management.

Hatten die jüngsten Ereignisse in Tunesien und Algerien wegen des geringen Anteils ausländischer Investoren an den dortigen Finanzmärkten kaum Unruhe ausgelöst, so wuchs mit dem Übergreifen der Proteste auf Ägypten die Nervosität. Das Vertrauen ausländischer Anleger, die in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 16 Prozent der ägyptischen Aktien hielten, brach rapide ein. Daten der Citigroup zufolge sind am Mittwoch, als Tausende gegen den seit 1981 autoritär regierenden Präsidenten Husni Mubarak demonstrierten, 150 Millionen Dollar vom ägyptischen Anleihemarkt abgezogen worden. Am Donnerstag setzte sich der Vertrauensverlust fort: An der Börse in Kairo wurde der Handel zwischenzeitlich ausgesetzt, der EGX30 verbuchte einen Rekordverlust von gut zehn Prozent. Auch die Währung des nordafrikanischen Staates stand unter Verkaufsdruck und war zum Dollar so billig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Für einen Greenback wurden bis zu 5,8570 Ägyptische Pfund gezahlt. Sollten sich die Lage jedoch wieder beruhigen, könnte Ägypten nach Einschätzung von Analyst Robert Ruttman von der Credit Suisse wieder an Attraktivität gewinnen. Er hatte noch vor der jüngsten Eskalation seine Anlageempfehlung für das nordafrikanische Land kürzlich auf "neutral" von "overweight" zurückgenommen.

(Geschrieben von Stefan Schaaf; redigiert von Martin Zwiebelberg)

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