* Anleger fürchten Destabilisierung der Region
* Investoren werfen ägyptische Anleihen aus Depots
* Aktienmarkt in Kairo unter Druck
* Hohe Jugendarbeitslosigkeit Treibsatz für Proteste
- von Carolyn Cohn -
London, 27. Jan (Reuters) - Die Unruhen in Ägypten könnten
nach Einschätzung von Analysten eine Kapitalflucht aus der
ganzen Region auslösen. "Je mehr sich die Spannungen im Nahen
Osten und Nordafrika verstärken, desto eher dürften Anleger
bereit sein, ihre Gewinne zu sichern und Investitionen in der
Region zu meiden", sagte Tom Dorsey, Präsident des
Anlageberaters Dorsey, Wright & Assoc.
Ägypten hatte sich zuletzt zum Liebling vieler Investoren
vor allem aus Afrika und dem Nahen Osten gemausert. Der
Aktien-Leitindex EGX30<.EGX30> gewann 2010 rund 15 Prozent an
Wert. Aufmerksam geworden auf den Markt war auch die US-Bank
Goldman Sachs
JUGEND BEGEHRT AUF
Doch gerade dieses Potenzial erwies sich nun Sprengstoff, so dass sich das Blatt am Kapitalmarkt gegen Ägypten wendete. Analysten sehen die hohe Jugendarbeitslosigkeit - sie liegt der Weltbank zufolge in der Region bei 30 Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie in Lateinamerika - neben steigenden Lebensmittelpreisen als Ursache für die teils gewaltsamen Unruhen in mehreren nordafrikanischen Staaten. "Eines der Risiken in der Region ist eine Destabilisierung der Politik", warnt Ghadir Abu Leil-Cooper, Leiter des Bereichs Schwellenländer-Aktien bei Baring Asset Management.
Hatten die jüngsten Ereignisse in Tunesien und Algerien
wegen des geringen Anteils ausländischer Investoren an den
dortigen Finanzmärkten kaum Unruhe ausgelöst, so wuchs mit dem
Übergreifen der Proteste auf Ägypten die Nervosität. Das
Vertrauen ausländischer Anleger, die in den vergangenen fünf
Jahren durchschnittlich 16 Prozent der ägyptischen Aktien
hielten, brach rapide ein. Daten der Citigroup zufolge sind am
Mittwoch, als Tausende gegen den seit 1981 autoritär regierenden
Präsidenten Husni Mubarak demonstrierten, 150 Millionen Dollar
vom ägyptischen Anleihemarkt abgezogen worden. Am Donnerstag
setzte sich der Vertrauensverlust fort: An der Börse in Kairo
wurde der Handel zwischenzeitlich ausgesetzt, der EGX30
verbuchte einen Rekordverlust von gut zehn Prozent. Auch die
Währung des nordafrikanischen Staates stand unter Verkaufsdruck
und war zum Dollar so billig wie seit sechs Jahren nicht mehr.
Für einen Greenback wurden bis zu 5,8570 Ägyptische Pfund
(Geschrieben von Stefan Schaaf; redigiert von Martin Zwiebelberg)