* Anleger setzen auf MAN-Komplettübernahme durch VW
* Spekulationen auf Gewinnwarnung drücken BMW
* MediGene bei Anlegern gefragt
(neu: VW, MAN, Telenor, Minenwerte)
Frankfurt, 05. Okt (Reuters) - Die Aussicht auf
möglicherweise langwierige Koalitionsverhandlungen und
Streitigkeiten über Ministerposten sind am Montag den deutschen
Anlegern auf die Stimmung geschlagen. Der Dax<.GDAXI> pendelte
am Montagmorgen um seinen Freitagsschluss und notierte zuletzt
0,2 Prozent höher bei 5480 Punkten. Damit vermochte sich der
Leitindex kaum von seinem zweiprozentigen Vorwochenverlust
erholen. Börsianern zufolge wartet der Markt auf den Start der
Koalitionsverhandlungen in Berlin. "Union und FDP sind sich
nicht in allem grün, und es zeichnet sich ein heftiges
Kompetenzgerangel ab. Das verunsichert den Markt", sagte ein
Händler. Nach Einschätzung von Börsianern dürfte der Markt erst
nach Veröffentlichung neuer US-Konjunkturdaten in den kommenden
Tagen wieder einen Trend finden.
Die größten Gewinner im Dax waren die Aktien von
Volkswagen und MAN. Händler verwiesen auf
Spekulationen auf eine Komplettübernahme von des Lkw- und
Maschinenbauers MAN durch VW. Börsianern zufolge soll VW 65 Euro
je MAN-Aktie bieten. Beide Unternehmen wollten keine
Stellungnahme zu den Spekulationen abgeben. VW hält fast 30
Prozent an MAN. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte
kürzlich im Vorfeld der Internationalen Automobil-Ausstellung
(IAA) zu Reuters gesagt, die von ihm angestrebte Lkw-Allianz sei
in der Absatzkrise leichter durchzusetzen. Er hatte
offengelassen, ob dazu eine höhere Beteiligung an MAN nötig
wäre. VW-Aktien verteuerten sich um 4,6 Prozent auf
114,52 Euro. MAN stiegen um drei Prozent auf 55,30
Euro.
Die Aktien der Commerzbank verteuerten sich um zwei
Prozent, was Händler mit einer Erholung nach einem
neunprozentigen Kurssturz am Freitag erklärten. Die Analysten
von JP Morgan sehen bei dem zweitgrößten deutschen Geldinstitut
mit 17 Milliarden Euro den größten Kapitalbedarf unter den
großen europäischen Banken. Deren Bedarf nach frischem Geld
bezifferten sie in den kommenden Monaten auf insgesamt 78
Milliarden Euro.
Auf der Verliererseite im Dax standen die Papiere der beiden
Autohersteller BMW und Daimler mit Abschlägen
von jeweils rund 1,2 Prozent. BMW wurden Händlern zufolge von
Spekulationen auf eine Gewinnwarnung gebremst. Die Aktien fielen
bis zu zwei Prozent auf 31,21 Euro und erholten sich etwas nach
einem Dementi des Unternehmens. "Das ist völliger Unsinn", sagte
ein BMW-Sprecher zu den Marktgerüchten. Im Sog von BMW gaben
Daimler nach. "Die Unternehmen sind bei ihren
Produkten eben sehr ähnlich", sagte ein Händler.
Im TecDax<.TECDAX> waren die Aktien von MediGene
gefragt und gehörten mit einem Plus von 4,4 Prozent zu den
größten Gewinnern bei den Technologiewerten. Das
Biotechunternehmen hat Fortschritte bei zwei
Medikamentenkandidaten gemeldet. DZ-Bank-Analyst Elmar Kraus
sieht die Wahrscheinlichkeit steigen, dass bald eine lange
erwartete Partnerschaft abgeschlossen wird.
Solarworld-Aktien verteuerten sich um 3,2 Prozent,
nachdem das Solarunternehmen den massiven Ausbau seiner
US-Produktion angekündigt hatte.
In Oslo schossen die Aktien von Telenor nach der
Einigung in einem jahrelangen Rechtsstreit mit der russischen
Alfa Group gut zwölf Prozent nach oben. Der norwegische
Telekomkonzern und sein russischer Partner verständigen sich
darauf, ihre Mobilfunkgeschäfte in Russland und der Ukraine zu
bündeln und in New York an die Börse zu bringen. Ein positiver
Ausblick der RBS für die Preise von Industriemetallen hat den an
der Börse in London schwer gewichteten Minenwerten am Montag
Schwung gegeben. Die Aktien von Antofagasta, Eurasian
Natural Resources, Rio Tinto und Vedanta
Resources verteuerten sich um bis zu drei Prozent.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Olaf Brenner)