Börsen-Zeitung: Schützenhilfe der EZB, Kommentar zu Spanien von Kai
Johannsen
Frankfurt (ots) - Spanien beschafft sich erstmals seit Anfang des
Monats wieder frisches Geld, und der Auftritt geht problemlos über
die Bühne. Dass die Spanier nicht auf den Bauch gefallen sind,
verwundert kaum. Schließlich leistet die Europäische Zentralbank
kräftig Schützenhilfe.
Seitdem EZB-Chef Mario Draghi Ende Juli verkündet hat, dass sein
Haus alles Erforderliche unternehmen wird, um den Euro am Leben zu
erhalten, setzt der Markt auf umfangreiche Interventionen der
Notenbank zugunsten der Peripherieländer. Es hat sich die Erwartung
herausgebildet, dass die Hilfen vor allem Spanien und Italien
zugutekommen werden, die am stärksten in der Schusslinie stehen.
Insbesondere bei Spanien wird einkalkuliert, dass es schon recht bald
nach den Hilfen der Gemeinschaft rufen könnte. Weiterhin gehen
Investoren davon aus, dass die EZB angeschlagenen Ländern über
Staatsanleihekäufe zu Hilfe eilen wird, um ihnen darüber den
Marktzugang aufrechtzuerhalten, und zwar zu einigermaßen akzeptablen
Konditionen. Sollte sich das bewahrheiten, werden die Renditen der
Anleihen der betreffenden Länder nochmals kräftig purzeln. Wenig
verwunderlich also, dass sich die Marktteilnehmer hierfür bereits
positioniert und in großem Umfang Anleihen gekauft haben.
Des Weiteren nehmen die Marktteilnehmer an, dass die Käufe der EZB
in erster Linie im kurzlaufenden Segment der Staatspapiere erfolgen
werden. Denn die EZB will im Rahmen ihres Mandats an den Märkten
tätig werden. Das ließe sich bösartig auch wie folgt formulieren: Mit
ihren Dreijahrestendern hat die EZB ja bereits in den Kapitalmarkt
eingegriffen und für kräftige Verzerrungen gesorgt - zumindest im
kürzerlaufenden Segment. Staatsanleihekäufe bei kürzeren Laufzeiten
passen in dieses Bild.
Angesichts dieses Bündels von Markterwartungen überrascht es kaum,
dass die Renditen deutlich gefallen sind. Ende Juli rentierten
zweijährige Spanien-Anleihen mit fast 7%, gestern war es rund die
Hälfte. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so drastisch, fiel der
Renditerückgang bei den zweijährigen Italien-Papieren aus. Hier ging
es von rund 5% Ende Juli auf nun 2,99% zurück. Dieses Renditeniveau
gilt auf lange Sicht aber auch nicht als tragbar. Dass die Renditen
nicht noch weiter gefallen sind, liegt an der Tatsache, dass keiner
am Markt weiß, wann und vor allem wie die EZB an den Märkten
intervenieren wird. Das muss Draghi am 6. September erläutern. Tut er
es nicht und enttäuscht die Märkte, kann er sich auf einen kräftigen
Rückschlag einstellen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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Johannsen
Frankfurt (ots) - Spanien beschafft sich erstmals seit Anfang des
Monats wieder frisches Geld, und der Auftritt geht problemlos über
die Bühne. Dass die Spanier nicht auf den Bauch gefallen sind,
verwundert kaum. Schließlich leistet die Europäische Zentralbank
kräftig Schützenhilfe.
Seitdem EZB-Chef Mario Draghi Ende Juli verkündet hat, dass sein
Haus alles Erforderliche unternehmen wird, um den Euro am Leben zu
erhalten, setzt der Markt auf umfangreiche Interventionen der
Notenbank zugunsten der Peripherieländer. Es hat sich die Erwartung
herausgebildet, dass die Hilfen vor allem Spanien und Italien
zugutekommen werden, die am stärksten in der Schusslinie stehen.
Insbesondere bei Spanien wird einkalkuliert, dass es schon recht bald
nach den Hilfen der Gemeinschaft rufen könnte. Weiterhin gehen
Investoren davon aus, dass die EZB angeschlagenen Ländern über
Staatsanleihekäufe zu Hilfe eilen wird, um ihnen darüber den
Marktzugang aufrechtzuerhalten, und zwar zu einigermaßen akzeptablen
Konditionen. Sollte sich das bewahrheiten, werden die Renditen der
Anleihen der betreffenden Länder nochmals kräftig purzeln. Wenig
verwunderlich also, dass sich die Marktteilnehmer hierfür bereits
positioniert und in großem Umfang Anleihen gekauft haben.
Des Weiteren nehmen die Marktteilnehmer an, dass die Käufe der EZB
in erster Linie im kurzlaufenden Segment der Staatspapiere erfolgen
werden. Denn die EZB will im Rahmen ihres Mandats an den Märkten
tätig werden. Das ließe sich bösartig auch wie folgt formulieren: Mit
ihren Dreijahrestendern hat die EZB ja bereits in den Kapitalmarkt
eingegriffen und für kräftige Verzerrungen gesorgt - zumindest im
kürzerlaufenden Segment. Staatsanleihekäufe bei kürzeren Laufzeiten
passen in dieses Bild.
Angesichts dieses Bündels von Markterwartungen überrascht es kaum,
dass die Renditen deutlich gefallen sind. Ende Juli rentierten
zweijährige Spanien-Anleihen mit fast 7%, gestern war es rund die
Hälfte. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so drastisch, fiel der
Renditerückgang bei den zweijährigen Italien-Papieren aus. Hier ging
es von rund 5% Ende Juli auf nun 2,99% zurück. Dieses Renditeniveau
gilt auf lange Sicht aber auch nicht als tragbar. Dass die Renditen
nicht noch weiter gefallen sind, liegt an der Tatsache, dass keiner
am Markt weiß, wann und vor allem wie die EZB an den Märkten
intervenieren wird. Das muss Draghi am 6. September erläutern. Tut er
es nicht und enttäuscht die Märkte, kann er sich auf einen kräftigen
Rückschlag einstellen.
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