STUTTGART (dpa-AFX) - Mit der bundesweit größten Protestaktion seit rund zehn Jahren haben die Apotheker am Mittwoch im Süden und Westen Deutschlands für höhere Honorare gekämpft. Als Folge des eintägigen Warnstreiks standen allein in Baden-Württemberg Zehntausende Patienten vor verschlossenen Türen und erhielten die gewohnte Beratung rund um ihre Arznei nur durch die Notdienstklappen.
'Wir haben im Schnitt landesweit eine Beteiligung von 80 Prozent', sagte der Sprecher des Landesapothekerverbandes LAV, Frank Eickmann, am Nachmittag über die Rückmeldungen der einzelnen Mitgliedsbezirke.
Damit hatten rechnerisch nur etwa 500 der rund 2.700 Apotheken im Südwesten wie gewohnt geöffnet. Neben der Bedienung durch die Klappe für den Nacht- und Notdienst informierten die Apothekenmitarbeiter die Kunden meist mit Handzetteln und Gesprächen vor dem Geschäft über ihre Forderungen. Teilweise gab es Schlangen und lange Wartezeiten.
'Ein Apotheker ist normalerweise ein Mensch, der nicht an Streik denkt. Aber die Situation ist einfach so zugespitzt', sagte LAV-Vizepräsident Wolf Kümmel. Der Protest der Apotheker dreht sich um die anstehende Erhöhung ihres in aller Regel zentralen Geschäfts mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Bei deren Preiszusammensetzung erhalten Apotheker pro Packung ein Fixhonorar von derzeit 8,10 Euro. Dieser seit 2004 unveränderte Betrag müsste ihrer Meinung nach um gut 1 Euro auf 9,14 Euro erhöht werden.
Diese Forderung entspricht heruntergerechnet auf die rund 21.000 Apotheken zwischen Küste und Alpen rund 30.000 Euro jährliches Plus pro Geschäft. Die Berufsgruppe argumentiert, diese Summe führe sie lediglich zurück auf das Niveau von 2004. Seither habe es für ihre Honorare nämlich keine Erhöhung gegeben - parallel aber steigende Kosten beispielsweise wegen der Inflation und höheren Tariflöhnen.
Ähnliche Aktionen mit reduziertem Service für die Patienten liefen auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dort bedienten die Apotheken oft mit reduzierter Stärke, manche aber auch wie in Baden-Württemberg nur durch das Notdienstfenster. Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz teilte mit, 75 Prozent der mehr als 1.200 Apotheken hätten mitgemacht.
Alle Türen komplett zu schließen und auch tagsüber so wie in der Nacht oder sonntags nur einzelne regionale Notdienste auszuweisen, ist der Zunft verboten. Pläne für die Fortsetzung der Warnstreiks vom Mittwoch gibt es zunächst nicht. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Baden-Württembergs Landesverbandschef Fritz Becker, hatte der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag gesagt: 'Wir könnten diese Aktion natürlich noch länger als nur einen Tag lang ausweiten. Aber mehr Einschränkung - da wird es illegal.'
Der LAV erklärte, dass bundesweit jeden Tag bis zu vier Millionen Menschen in die Apotheke kommen. Umgerechnet auf die Bevölkerung in Baden-Württemberg und den Anteil der Apotheken im Warnstreik waren damit nach LAV-Berechnungen mehrere Hunderttausende betroffen.
Die Pharmazeuten argumentieren mit seit Jahren anziehenden Kosten etwa für Mieten, Energie und Personal. Das mache ein Honorarplus zwingend notwendig. Die schwarz-gelbe Koalition hält pro Packung 25 Cent mehr für angemessen und verweist auf steigende Arzneimengen. Die Apotheker wiederum sagen, dass mehr Packungen mehr Kosten brächten.
Die Zunft verweist auf einen bereits begonnenen Apothekenschwund - sechs Filialen weniger jede Woche gebe es bundesweit. Der andere LAV-Vize Christoph Gulde sagte, 2004 habe es in Stuttgart noch 172 Apotheken gegeben. Inzwischen seien es nur noch 130 Geschäfte. In ganz Baden-Württemberg verringerte sich die Apothekenzahl seit Jahresanfang um 31 auf 2698. Neueröffnungen sind schon eingerechnet./loh/DP/stb
'Wir haben im Schnitt landesweit eine Beteiligung von 80 Prozent', sagte der Sprecher des Landesapothekerverbandes LAV, Frank Eickmann, am Nachmittag über die Rückmeldungen der einzelnen Mitgliedsbezirke.
Damit hatten rechnerisch nur etwa 500 der rund 2.700 Apotheken im Südwesten wie gewohnt geöffnet. Neben der Bedienung durch die Klappe für den Nacht- und Notdienst informierten die Apothekenmitarbeiter die Kunden meist mit Handzetteln und Gesprächen vor dem Geschäft über ihre Forderungen. Teilweise gab es Schlangen und lange Wartezeiten.
'Ein Apotheker ist normalerweise ein Mensch, der nicht an Streik denkt. Aber die Situation ist einfach so zugespitzt', sagte LAV-Vizepräsident Wolf Kümmel. Der Protest der Apotheker dreht sich um die anstehende Erhöhung ihres in aller Regel zentralen Geschäfts mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Bei deren Preiszusammensetzung erhalten Apotheker pro Packung ein Fixhonorar von derzeit 8,10 Euro. Dieser seit 2004 unveränderte Betrag müsste ihrer Meinung nach um gut 1 Euro auf 9,14 Euro erhöht werden.
Diese Forderung entspricht heruntergerechnet auf die rund 21.000 Apotheken zwischen Küste und Alpen rund 30.000 Euro jährliches Plus pro Geschäft. Die Berufsgruppe argumentiert, diese Summe führe sie lediglich zurück auf das Niveau von 2004. Seither habe es für ihre Honorare nämlich keine Erhöhung gegeben - parallel aber steigende Kosten beispielsweise wegen der Inflation und höheren Tariflöhnen.
Ähnliche Aktionen mit reduziertem Service für die Patienten liefen auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dort bedienten die Apotheken oft mit reduzierter Stärke, manche aber auch wie in Baden-Württemberg nur durch das Notdienstfenster. Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz teilte mit, 75 Prozent der mehr als 1.200 Apotheken hätten mitgemacht.
Alle Türen komplett zu schließen und auch tagsüber so wie in der Nacht oder sonntags nur einzelne regionale Notdienste auszuweisen, ist der Zunft verboten. Pläne für die Fortsetzung der Warnstreiks vom Mittwoch gibt es zunächst nicht. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Baden-Württembergs Landesverbandschef Fritz Becker, hatte der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag gesagt: 'Wir könnten diese Aktion natürlich noch länger als nur einen Tag lang ausweiten. Aber mehr Einschränkung - da wird es illegal.'
Der LAV erklärte, dass bundesweit jeden Tag bis zu vier Millionen Menschen in die Apotheke kommen. Umgerechnet auf die Bevölkerung in Baden-Württemberg und den Anteil der Apotheken im Warnstreik waren damit nach LAV-Berechnungen mehrere Hunderttausende betroffen.
Die Pharmazeuten argumentieren mit seit Jahren anziehenden Kosten etwa für Mieten, Energie und Personal. Das mache ein Honorarplus zwingend notwendig. Die schwarz-gelbe Koalition hält pro Packung 25 Cent mehr für angemessen und verweist auf steigende Arzneimengen. Die Apotheker wiederum sagen, dass mehr Packungen mehr Kosten brächten.
Die Zunft verweist auf einen bereits begonnenen Apothekenschwund - sechs Filialen weniger jede Woche gebe es bundesweit. Der andere LAV-Vize Christoph Gulde sagte, 2004 habe es in Stuttgart noch 172 Apotheken gegeben. Inzwischen seien es nur noch 130 Geschäfte. In ganz Baden-Württemberg verringerte sich die Apothekenzahl seit Jahresanfang um 31 auf 2698. Neueröffnungen sind schon eingerechnet./loh/DP/stb