Börsen-Zeitung: Dachschaden?, ein Kommentar zu den IPO-Plänen von
Braas Monier von Walther Becker
Frankfurt (ots) - Im deutschen IPO-Markt ist der Wurm drin.
Verglichen mit Paris, Mailand oder Stockholm - und erst recht London
- ist Frankfurt dieses Jahr ein schier hoffnungsloser Fall. Immerhin
gibt es nach dem 3D-Drucker SLM und dem Autozulieferer Stabilus einen
weiteren Kandidaten für den Prime Standard: den Baustoffhersteller
Braas Monier, der eine Restrukturierung hinter sich hat.
"Alles gut bedacht": Es wollen jetzt die Hedgefonds Kasse machen,
die sich vor fünf Jahren in die Kredite eingekauft und sie dann in
Eigenkapital gewandelt hatten. Dem Unternehmen selbst, bekannt für
den Dachstein "Frankfurter Pfanne", sollen die neuen Aktionäre keine
Mittel zukommen lassen. Bei Stabilus, die ebenfalls einen
Debt-to-Equity-Prozess durchlief, ging wenigstens ein kleiner Teil
des Emissionsvolumens an den Emittenten.
Einige Börsenpfeile sind immerhin im Köcher: So will Siemens nach
dem Vorbild der erfolgreichen Osram die Hörgeräte über einen Spin-off
an ihre Aktionäre verteilen, scheut aber ein IPO. Viele Hoffnungen
richten sich auf den defizitären Online-Händler Zalando. Der
allerdings schielt zur Wachstumsfinanzierung auf New York, wo höhere
Bewertungen locken. Weitere Transaktionen in überschaubarem Ausmaß
werden vorbereitet, so dass es 2014 zwei Hand voll größere
Börsengänge geben könnte. Und die Anlegererfahrungen mit Neulingen
sind schließlich nicht schlecht.
Dass Private-Equity-Häuser Frankfurt die kalte Schulter zeigen,
ist keine angloamerikanische Verschwörung oder ein Resultat des
vielfach bemängelten geringen Vertrauens von Privatanlegern in die
Aktie. Retail spielen bei IPOs längst kaum mehr eine Rolle. Nein, es
reflektiert erstens die Qualität deutscher Unternehmen und zweitens
ihre vergleichsweise geringe Zahl in den Portefeuilles von Private
Equity. Den Unternehmen geht es vielfach schlicht zu gut, sie haben
die Börse nicht nötig. Mittelständlern fehlen angesichts starker
Cash-flows und erhöhter Eigenkapitalausstattung Anreize, sich mit
neuen Miteignern herumzuschlagen. Ohnehin fiele ihnen nach dem
Kassemachen die alternative Geldanlage in der Niedrigzinsphase
schwer. Und Finanzinvestoren können sich dank der Politik des
billigen Geldes problemlos kreditfinanzierte Dividenden ausschütten
lassen - und behalten das Unternehmen. Oder sie veräußern es, ohne
das Risiko offener Bücher beim Börsengang, an den nächsten Fonds. Es
knirscht zwar am IPO-Markt im Gebälk. Aber ein Dachschaden besteht
nur insofern, als er den freien Blick ins Himmelreich erlaubt. Oder
auf die Finanzierungsmärkte.
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