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Veröffentlicht am 27.05.2014, 20:37

Börsen-Zeitung: Dachschaden?, ein Kommentar zu den IPO-Plänen von

Braas Monier von Walther Becker

Frankfurt (ots) - Im deutschen IPO-Markt ist der Wurm drin.

Verglichen mit Paris, Mailand oder Stockholm - und erst recht London

- ist Frankfurt dieses Jahr ein schier hoffnungsloser Fall. Immerhin

gibt es nach dem 3D-Drucker SLM und dem Autozulieferer Stabilus einen

weiteren Kandidaten für den Prime Standard: den Baustoffhersteller

Braas Monier, der eine Restrukturierung hinter sich hat.

"Alles gut bedacht": Es wollen jetzt die Hedgefonds Kasse machen,

die sich vor fünf Jahren in die Kredite eingekauft und sie dann in

Eigenkapital gewandelt hatten. Dem Unternehmen selbst, bekannt für

den Dachstein "Frankfurter Pfanne", sollen die neuen Aktionäre keine

Mittel zukommen lassen. Bei Stabilus, die ebenfalls einen

Debt-to-Equity-Prozess durchlief, ging wenigstens ein kleiner Teil

des Emissionsvolumens an den Emittenten.

Einige Börsenpfeile sind immerhin im Köcher: So will Siemens nach

dem Vorbild der erfolgreichen Osram die Hörgeräte über einen Spin-off

an ihre Aktionäre verteilen, scheut aber ein IPO. Viele Hoffnungen

richten sich auf den defizitären Online-Händler Zalando. Der

allerdings schielt zur Wachstumsfinanzierung auf New York, wo höhere

Bewertungen locken. Weitere Transaktionen in überschaubarem Ausmaß

werden vorbereitet, so dass es 2014 zwei Hand voll größere

Börsengänge geben könnte. Und die Anlegererfahrungen mit Neulingen

sind schließlich nicht schlecht.

Dass Private-Equity-Häuser Frankfurt die kalte Schulter zeigen,

ist keine angloamerikanische Verschwörung oder ein Resultat des

vielfach bemängelten geringen Vertrauens von Privatanlegern in die

Aktie. Retail spielen bei IPOs längst kaum mehr eine Rolle. Nein, es

reflektiert erstens die Qualität deutscher Unternehmen und zweitens

ihre vergleichsweise geringe Zahl in den Portefeuilles von Private

Equity. Den Unternehmen geht es vielfach schlicht zu gut, sie haben

die Börse nicht nötig. Mittelständlern fehlen angesichts starker

Cash-flows und erhöhter Eigenkapitalausstattung Anreize, sich mit

neuen Miteignern herumzuschlagen. Ohnehin fiele ihnen nach dem

Kassemachen die alternative Geldanlage in der Niedrigzinsphase

schwer. Und Finanzinvestoren können sich dank der Politik des

billigen Geldes problemlos kreditfinanzierte Dividenden ausschütten

lassen - und behalten das Unternehmen. Oder sie veräußern es, ohne

das Risiko offener Bücher beim Börsengang, an den nächsten Fonds. Es

knirscht zwar am IPO-Markt im Gebälk. Aber ein Dachschaden besteht

nur insofern, als er den freien Blick ins Himmelreich erlaubt. Oder

auf die Finanzierungsmärkte.

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