Börsen-Zeitung: Da scheppert's, Kommentar zu Volkswagen von Peter
Olsen
Frankfurt (ots) - Au Backe, das hat gesessen! Immer wieder hat
sich der VW-Konzernvorstand vorhalten müssen, dass die Kernmarke
Volkswagen im Wettbewerbsvergleich zu wenig verdient. Immer wieder
hieß es dann aus Wolfsburg, die Marke müsse halt auch die Hauptlast
der Zukunftsinvestitionen, ob für neue Werke oder
Forschungsleistungen, im Konzernverbund tragen. Richtig gerechnet sei
man also gar nicht so schlecht - und die Milliardengewinne aus China
würden ja separat ausgewiesen. Und jetzt fordert Konzernlenker Martin
Winterkorn für die Marke Volkswagen eine wettbewerbsfähige operative
Rendite.
2013 hatte die Marke gerade einmal 2,9% verdient, im ersten
Quartal 2014 waren es nur noch 1,8%. Im Rahmen der Strategie 2018
aber sind als Mindestziel 6% vorgegeben. Mehr als 1000 Managern und
52 weltweit zugeschalteten Standorten machte Winterkorn jetzt klar,
dass es so wie bisher nicht weitergeht. Dabei müsse selbstkritisch
festgestellt werden, dass es nicht nur das schwieriger werdende
Umfeld sei, das Volkswagen zu schaffen mache, sondern auch
hausgemachte Probleme.
Und Winterkorns Aufzählung lässt keine Fragen offen: Die
Entwicklungskosten sind aus dem Ruder gelaufen, der hochgelobte
module Querbaukasten, der die Produktionskosten um ein Fünftel senken
soll, ist jetzt "ein echter Kraftakt", die Fertigungstiefe bei
Komponenten ist zu hoch, im Materialeinkauf sind noch nicht alle
Synergien ausgeschöpft, die Produktivität liegt gegenüber wichtigen
Wettbewerbern zurück, neue Werke würden zu groß, komplex und zu teuer
geplant, die Qualität beim Anlauf neuer Modelle haut nicht hin, neue
Produkte sind nicht rechtzeitig verfügbar - und hat man überhaupt die
richtigen Produkte zum richtigen Zeitpunkt?
Diese Themen sind nicht neu; dass sie jetzt in der
Prioritätenliste nach oben schießen, signalisiert aber dringenden
Handlungsbedarf. "Hier geht es darum, vieles grundlegend in Frage zu
stellen", so Winterkorn. Diese Frage müssen sich Vorstand und
Aufsichtsrat auch an sich selbst stellen, denn die mit schwächelnden
Märkten in Schwellenländern wie Brasilien, Russland und Indien
hochkommenden Risiken sind weder neu noch überraschend. Der schwache
Auftritt am zweitwichtigsten Automarkt USA wird den eigenen,
hochgesteckten Ansprüchen bei weitem nicht gerecht.
2017 will Winterkorn mit den nun anstehenden Maßnahmen einen
nachhaltigen Ergebniseffekt von rund 5 Mrd. Euro jährlich für die
Kernmarke erreichen. Was heißt das für den Ertrag bis dahin? Ohne
Frage: in Wolfsburg scheppert's.
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