Berlin (Reuters) - Deutlich steigende Schülerzahlen machen in Deutschland einer Studie zufolge Milliarden-Investitionen in zusätzliche Klassenräume und Lehrer erforderlich.
Im Jahr 2025 sei mit 8,3 Millionen Kindern und Jugendlichen an den allgemeinbildenden Schulen zu rechnen, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann Stiftung. Das seien rund 1,1 Millionen mehr als nach den Prognosen der Kultusminister der Länder aus dem Jahr 2013. Damals seien steigende Geburtenraten und eine Zuwanderung in Rekordhöhe nicht abzusehen gewesen. "Jetzt gilt es, in zusätzliche Lehrer und Schulen zu investieren", forderte Stiftungsvorstand Jörg Dräger.
Als Reaktion auf die Studie verlangte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine "Kraftanstrengung für mehr Lehrkräfte". Der Deutsche Philologenverband erklärte, allein an den Gymnasien seien bis 2030 über 10.000 Lehrer zusätzlich zum jährlichen Ersatzbedarf erforderlich. Der Deutsche Städtetag unterstrich, höhere Schülerzahlen seien ein "positives Zukunftssignal für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes". Die Investitionskraft der Städte müsse gestärkt werden.
KULTUSMINISTER WOLLEN 2018 NEUE ZAHLEN VORLEGEN
Die Bertelsmann-Forscher ließen in ihre Berechnungen die veränderten Geburtenraten und die Zuwanderung der Jahre 2015 und 2016 einfließen. Die letzte "Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen" der Kultusministerkonferenz (KMK) stammt aus dem Jahr 2013. Ein Sprecher der KMK sagte, Planungsgrundlage für Lehrereinstellungen und Investitionen seien regelmäßige Erhebungen der Ländern und nicht die Zusammenfassung der KMK. Erste Ergebnisse aus deren Umfrage zur Vorausberechnung der Schülerzahlen bis 2030 sollten zum Jahresende 2017 in den Gremien beraten werden. Eine Veröffentlichung der vorausberechneten Zahlen der Schüler und Absolventen sei bis spätestens Sommer 2018 geplant.
Auf die Bundesländer kommen nach Einschätzung der Forscher Investitionen in Milliardenhöhe zu, weil Zehntausende Lehrer und Klassenräume fehlen. Im Jahr 2025 werde es an den allgemeinbildenden Schulen etwa 300.000 Schüler mehr geben als 2015. "Mit diesem Schüler-Boom hat kaum jemand gerechnet", erklärte Dräger. "Viele Bundesländer müssen komplett umdenken." Für 2030 erwarten die Forscher durch den Schüler-Boom um 4,7 Milliarden Euro höhere Bildungsausgaben jährlich als derzeit.
Allein an den Grundschulen fehlen den Berechnungen zufolge 2025 rund 24.110 Lehrer, wenn die Klassen nicht vergrößert werden. Zeitversetzt erreichten die stärkeren Jahrgänge auch die Gymnasien, Gesamt-, Ober- und Regionalschulen. Dort würden 2030 zusätzlich 27.000 Lehrer benötigt. Auch der Raumbedarf steige. 2025 seien 2400 Grundschulen mehr nötig. Die Forscher verwiesen darauf, dass die Förderbank KfW den bundesweiten Investitionsstau an Schulen auf 34 Milliarden Euro beziffert.