Nur jetzt: InvestingPro so günstig wie nie! Greif zu! Bis zu 60% günstiger

GESAMT-ROUNDUP/Vor EU-Gipfel: Ratingriese treibt Euro-Retter an

Veröffentlicht am 06.12.2011, 19:50
Aktualisiert 06.12.2011, 19:52
FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Der Druck auf die Euro-Retter wächst: Unmittelbar vor dem mit hohen Erwartungen verbundenen EU-Gipfel Ende dieser Woche droht die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) quasi der gesamten Eurozone mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Während sich Europas Politiker mühen, die Schuldenkrise endlich in den Griff zu bekommen, steht plötzlich auch Deutschlands Bestnote 'AAA' auf der Kippe. Damit würde auch der Euro-Rettungsschirm EFSF seine Topbonität verlieren.

S&P hat immer größere Zweifel, ob Europas Regierungen ihren seit Monaten brodelnden Streit beilegen und die Vertrauenskrise an den Märkten bekämpfen können. Die Bundesregierung sieht sich in ihrem Kurs bestärkt, die Eurozone auf ein solideres Fundament zu stellen.

BÖRSEN UND BUNDESREGIERUNG REAGIEREN GELASSEN

An den Börsen trübte sich die Stimmung ein, Kurseinbrüche blieben aber aus. 'Die Warnung von S&P hat den Markt ... nicht in Panik versetzt, da die Probleme ziemlich offensichtlich sind', sagte eine Händlerin.

Die Bundesregierung blieb gelassen. 'Was eine Ratingagentur macht, das ist in der Verantwortung der Ratingagentur', sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Zugleich betonte sie die Notwendigkeit der von Deutschland und Frankreich bis März angestrebten radikalen und raschen Reform der Euro-Zone: 'Wir werden am Donnerstag und Freitag die Entscheidungen treffen, die wir für die Euro-Zone für wichtig und unabdingbar halten.' Dies sei ein Beitrag zur Stabilisierung der Eurozone. Auch werde so Vertrauen gewonnen.

VAN ROMPUY WILL RUNDES PAKET ZUR LÖSUNG DER SCHULDENKRISE

EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy forderte die Regierungen der 27 EU-Staaten zu einem runden Paket zur Lösung der Schuldenkrise auf. 'Es ist absolut notwendig, dass wir auf den wichtigen bisherigen Beschlüssen aufbauen und einen breiteren Ansatz beschließen', schreibt Van Rompuy in seinem Einladungsschreiben an die Staats- und Regierungschefs. Dazu gehöre ein besseres Krisenmanagement sowie mittelfristig weitere Schritte zur Stärkung der Wirtschaftsunion. Van Rompuy hat Vorschläge zur Vertragsänderung ausgearbeitet. Ziel: 'Mögliche Schritte hin zu einer engeren Wirtschaftsunion.'

S&P-Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer verteidigte die Entscheidung gegen Kritik: Die Krise sei zu einer 'systemischen Vertrauenskrise' ausgeufert. 'Eine Herabstufung ist auf keinen Fall sicher', versicherte Kraemer zugleich. Entscheidend sei, dass das Treffen der Staats- und Regierungschef 'glaubwürdige und solide Lösungen' bringe.

S&P: 'WIR WERDEN EHER FRÜHER ALS SPÄTER ENTSCHEIDEN'

S&P stellte auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von 15 der 17 Eurostaaten unter strenge Beobachtung. Dabei wählte die Agentur sogar die schärfere Form des 'CreditWatch with negative implications', was eine höhere Dringlichkeit der Überprüfung bedeutet. S&P hat nun maximal 90 Tage Zeit, eine Entscheidung zu treffen. 'Wir werden eher früher als später entscheiden', kündigte Kraemer an. Je nach den Ergebnissen des EU-Gipfels droht eine massenhafte Herabstufung.

Zur Begründung verwies die Agentur am späten Montagabend unter anderem auf das ihrer Ansicht nach unkoordinierte und unentschlossene Handeln der Politiker. Auch sei unklar, wie die Politik langfristig mehr wirtschaftliche, finanzielle und steuerliche Annäherung in den Euro-Staaten gewährleistet wolle. Erschwerend hinzu komme die drohende Rezession im Euroraum im kommenden Jahr.

WIRTSCHAFT IM EURORAUM WÄCHST NUR NOCH MINIMAL

Diese wird durch den Sparzwang in mehreren Ländern verschärft. Nach Italien kündigte am Dienstag auch Irland Sanierungsschritte an. Die irische Regierung will 2012 unter anderem die Mehrwertsteuer um zwei Punkte auf 23 Prozent erhöhen, um den überschuldeten Staatshaushalt auf Vordermann zu bringen.

Schon jetzt wächst die Wirtschaft im Euroraum nur noch minimal. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei im dritten Quartal verglichen mit dem Vorquartal um lediglich 0,2 Prozent gestiegen, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. Auch im zweiten Quartal 2011 war die Wirtschaft um 0,2 Prozent gewachsen.

DEUTSCHLANDS SPITZENRATING IN GEFAHR

S&P könnte bald auch Deutschlands Spitzenrating um eine Stufe senken. Die Exportnation sei eng innerhalb Europas verflochten, das berge Gefahren für die deutsche Wirtschaft. Nach Überzeugung des Wirtschaftsprofessors und Regierungsberaters Clemens Fuest haben die S&P-Experten Deutschland auch deshalb ins Visier genommen, weil sich die größte Euro-Volkswirtschaft mit den Rettungshilfen für Schuldensünder verheben könnte.

Frankreich als zweitem wirtschaftlichen Schwergewicht Europas droht sogar die Absenkung um bis zu zwei Stufen. Außerdem führen derzeit auch die Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg die Bestnote 'AAA'.

SCHLECHTERE BONITÄT DÜRFTE ZU HÖHEREN ZINSZAHLUNGEN FÜHREN

Ein gutes Rating ist Voraussetzung für Staaten und Unternehmen, um sich an den Kapitalmärkten zu günstigen Konditionen frisches Geld zu besorgen. Schlechtere Bonitätsnoten führen in der Regel dazu, dass Schuldner höhere Zinsen zahlen müssen./ben/DP/he

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.