FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Mittwoch deutliche Kursverluste erlitten. Damit erwiesen sich die Vortagsgewinne nach dem schwachen Wochenstart erst einmal als Strohfeuer. Als Kursbremse erwiesen sich negative Signale von der Wall Street. Experten befürchten nun, dass der deutsche Leitindex eher weiter nachgeben als an die zwischenzeitliche Erholung der vergangenen Woche anknüpfen wird.
Bis zum Mittag sank der Dax um 0,65 Prozent auf 12 407,14 Punkte. Für den MDax (MDAX), in dem sich die mittelgroßen hiesigen Börsenunternehmen versammeln, ging es um 0,53 Prozent auf 26 160,91 Zähler nach unten und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,58 Prozent auf 2576,67 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gab um 0,61 Prozent auf 3414,04 Punkte nach.
An der Wall Street hatten die Standardwerte-Indizes Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) und S&P 500 am Dienstag nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende unter Gewinnmitnahmen gelitten, was sich zur Wochenmitte fortsetzen könnte.
Etliche Marktbeobachter sehen weiterhin die Marke von 12 500 Punkten als wichtige Hürde für den Dax. Solange er diese nicht klar hinter sich lasse, sei mit einer Konsolidierung zu rechnen, erklärte Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Und selbst wenn der Dax die Widerstandszone in diesem Bereich überwinde, warte bei 12 600 Punkten bereits der nächste charttechnische Widerstand, ergänzten die Experten von Index-Radar.
Analyst Armin Krimst von der DZ Bank befürchtet bereits das Ende der jüngsten Erholung: "Im Rahmen des intakten Abwärtstrends dürfte nun allmählich der nächste Rückschlag auf die Agenda rücken." Der deutsche Leitindex könnte auf das zuletzt markierte Tief bei 12 000 Punkten oder sogar auf das August-Tief bei 11 870 Punkten zurückfallen.
Am hiesigen Markt standen einige Bilanzen sowie Stimmungsdaten aus der Wirtschaft im Fokus. Die Stimmung der Unternehmen im Euroraum hat sich im Februar eingetrübt, allerdings von einem hohem Niveau aus. Erst am Abend - nach Börsenschluss in Deutschland - folgt das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed.
Im Dax setzten sich die Aktien der Deutschen Börse (4:DB1Gn) mit plus 1,00 Prozent an die Spitze. Analyst Daniel Garrod von der britischen Barclays-Bank sprach von einem ermutigenden Ausblick des Börsenbetreibers, der nach dem schwierigen Vorjahr verhalten optimistisch nach vorn blickt. 2017 hatten die Frankfurter nicht nur unter einem ungewöhnlich ruhigen Handel an den Finanzmärkten gelitten, sondern auch unter hausgemachten Problemen wie der geplatzten Fusion mit der Londoner Börse sowie Insiderermittlungen gegen den damaligen Chef Carsten Kengeter. Im laufenden Jahr rechnet Nachfolger Theodor Weimer mit steigenden Erlösen und Gewinnen, wenn auch vielleicht nicht ganz im einst geplanten Maße.
Derweil überzeugte MTU (4:MTXGn) die Anleger weder mit dem kräftigen Wachstum im vergangenen Jahr, noch mit der angehobenen Dividende: Die Papiere des Triebwerksbauer büßten als einer der größten Verlierer im MDax 2,61 Prozent ein. Der operative Gewinn übertraf nicht nur die eigenen, bereits zweimal angehobenen Unternehmensziele, sondern auch die Erwartungen der Analysten. Bei der Dividende hatten sie allerdings auf eine noch deutlichere Anhebung gehofft.
Im TecDax gehörten GFT-Aktien (4:GFTG) mit einem Kursanstieg um 3,52 Prozent zu den Favoriten der Anleger. Der Finanztechnologiekonzern verdiente im vergangenen Geschäftsjahr dank niedrigerer Steuerquote mehr als erwartet, obwohl Investitionen und negative Wechselkurseffekte zu einem Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahr führten.
Für Sartorius (4:SATG_p) stand dank ehrgeiziger mittelfristiger Wachstumsziele bei 107,90 Euro sogar ein Rekordhoch zu Buche - zuletzt gewannen die Aktien des Pharma- und Laborzulieferers noch 3,17 Prozent auf 107,50 Euro. Bis 2025 wollen die Göttinger den Umsatz auf rund 4 Milliarden Euro steigern, was gegenüber dem Wert für das vergangene Jahr eine Steigerung von 185 Prozent bedeutet. Die operative Marge soll von zuletzt 25 auf rund 28 Prozent zulegen. Schon Ende Januar hatte Sartorius die Zahlen für das vergangene Jahr sowie eine Prognose für 2018 vorgelegt. Zudem hatte Sartorius gestern die Anhebung der Dividende bekannt gegeben.
Beim Biotech-Unternehmen Medigene (4:MDG1k) sorgte ein wichtiger Fortschritt bei der Entwicklung einer Krebsimmuntherapie für ein Kursplus von 4,03 Prozent, was den TecDax-Spitzenplatz bedeutete.
Dagegen zollten die anfangs freundlichen Papiere von Telefonica (MC:TEF) Deutschland (4:O2Dn) mit minus 2,64 Prozent ihrer jüngsten Erholung Tribut. Der Telekomanbieter habe im Schlussquartal 2017 besser abgeschnitten als gedacht, erklärte Analyst Akhil Dattani von der Bank JPMorgan (NYSE:JPM). Dagegen wertete er den Ausblick ebenso wie andere Experten als durchwachsen.