Frankfurt (Reuters) - Europas Aktienanleger haben sich am Mittwoch bedeckt gehalten.
Dax und EuroStoxx50 gaben bis zum Nachmittag 0,2 und 0,3 Prozent auf 12.466 und 3448 Punkte nach. Laut Börsianern wirkte noch die Anhörung des neuen Fed-Chefs Jerome Powell vom Dienstagnachmittag nach. "Obwohl dieser nicht viel Neues an Informationen lieferte, interpretierte der Markt seine optimistischen Aussagen als Signal für vier Zinserhöhungen in diesem Jahr", sagte Analyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Enttäuschende Geschäftszahlen einiger Großkonzerne drückten zusätzlich auf die Stimmung.
An der Wall Street signalisierten die US-Futures leichte Kursgewinne nach den Verlusten vom Dienstag. Powell hatte sich in seiner ersten Anhörung als Fed-Chef vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses zuversichtlich über die Inflations- und Wirtschaftsentwicklung geäußert und damit Spekulationen auf vier statt drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr angeheizt. Vor allem am Devisenmarkt stützte das den Dollar, der seine Gewinne vom Dienstag gut behauptete. Der Euro rutschte zeitweise um fast einen halben US-Cent auf ein Sechs-Wochen-Tief von 1,22 Dollar ab. Dazu trug auch der Rückgang der Inflationsrate in der Euro-Zone auf 1,2 Prozent bei.
BAYER UND DÜRR ENTTÄUSCHEN MIT ZAHLEN
Schlusslicht im Dax und im EuroStoxx50 waren die Aktien von Bayer (DE:BAYGN) mit einem Abschlag von zeitweise 3,7 Prozent auf ein 15-Monats-Tief von 94,43 Euro. Mitten in der Monsanto-Übernahme haben die Leverkusener in ihrem Agrargeschäft Probleme. "Die Schätzungen für das vierte Quartal waren offensichtlich zu optimistisch", schrieben die Analysten des Bankhauses Lampe.
Auch Dürr konnte mit seinen Geschäftszahlen und dem Ausblick nicht punkten. Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Helvea Bank monierte vor allem die angepeilte operative Gewinnmarge von sieben bis 7,5 Prozent. Die im MDax gelisteten Aktien des Maschinenbauers fielen um bis zu 7,1 Prozent auf 97,64 Euro.
In hohem Bogen warfen die Anleger in London die Aktien von ITV aus ihren Depots, so dass der Kurs um 9,3 Prozent abstürzte. Der Fernsehsender vergraulte die Anleger vor allem mit sinkenden Werbeeinnahmen.
IN WIEN FEIERN DIE ANLEGER WIENERBERGER UND ERSTE BANK
Lachende Gesichter gab es bei Dialog Semiconductor (DE:DLGS), deren Aktien im TecDax zeitweise 13,3 Prozent auf 28,29 Euro zulegten. Der Chipentwickler und Apple-Zulieferer habe ein gutes Zahlenwerk vorgelegt, schrieben die Analysten der DZ Bank.
Auch in Wien war die Stimmung deutlich besser: Der Leitindex stieg um 1,4 Prozent und wurde dabei von der guten Aufnahme der Bilanzen von Wienerberger und Erste Bank getragen. Der weltgrößte Ziegelhersteller machte den Anlegern mit einem Rekordumsatz Kauflaune. Wienerberger-Titel stiegen um 6,7 Prozent auf 22,34 Euro und führten die ATX-Gewinnerliste an. Erste Bank-Aktien gewannen 5,3 Prozent auf 41,40 Euro. Ein kräftiges Wirtschaftswachstum in Osteuropa bescherte dem Geldhaus 2017 einen Rekordgewinn, von dem die Aktionäre über eine Dividendenanhebung profitieren sollen.