Die Eurogruppe geht nicht davon aus, dass die Coronavirus-Epidemie das Wachstum in der Eurozone sehr stark beeinträchtigt. Dazu Eurogruppen-Chef Mario Centeno: "Wir gehen von vorübergehenden Auswirkungen aus", so der Portugiese beim Treffen der Finanzminister der Euro-Länder in Brüssel. "Das muss uns Sorgen machen, aber wir sollten uns vor allem auf die längerfristigen Wachstumsprognosen für die Euro-Zone konzentrieren und die sehen im Moment gut aus."
Der italienische Finanzminister Roberto Gualtieri sagte, alles hänge von der Entwicklung in China ab. Auch er betonte, es sei noch zu früh für zuverlässige Prognosen. "Wir sind vorsichtig mit unseren Schätzungen, weil wir sehen müssen, wie sich diese Krankheit entwickelt", so Gualtieri. "Wenn die Auswirkungen für Chinas Bruttoinlandsprodukt gering bleiben, dann gibt es wenig Auswirkungen in Europa, oder es wird schlimmer."
Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds hatte in der vergangenen Woche vor vorzeitigen Prognosen gewarnt, derzeit gehe sie von geringen Wachstumseinbrüchen aus.
Die deutsche Bundesbank sieht Risiken für die deutsche Exportwirtschaft durch einen Rückgang der Nachfrage in China. Zudem könnte es Lieferengpässe für Produkte aus dem Reich der Mitte geben.
Eigenes Eurozonen-Budget geplantDie Konjunkturprognose war ein Thema des Treffens in Brüssel. Auf der Tagesordnung stand zudem eine erste Debatte über die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Centeno unterstrich die Bedeutung der Defizit- und Schuldenregeln, die die Gemeinschaftswährung sehr gestärkt hätten. "Aber ein Update ist immer wichtig, und das beginnen wir jetzt", sagte der Portugiese.
Auch Details des geplanten Eurozonen-Budgets wollten die Minister noch einmal besprechen. Die EU-Staaten haben sich bereits grundsätzlich auf die Einführung eines solchen Budgets im Rahmen des EU-Haushalts geeinigt. Es soll für Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit und zur Angleichung der wirtschaftlichen Verhältnisse genutzt werden. Doch sind im jüngsten Vorschlag zum EU-Finanzrahmen nur noch 13 Milliarden Euro für sieben Jahre vorgesehen. Die Finanzminister debattierten, ob es die Option geben soll, im Krisenfall kurzfristig Geld zuzuschießen.