Von Peter Nurse
Investing.com - Die Ölpreise sind am Mittwoch erneut unter Druck geraten. Sorgen vor einem Nachfrageeinbruch im Zuge der Coronavirus-Krise sowie einem Überangebot an Öl auf dem Weltmarkt angesichts des Preiskrieges zwischen Saudi-Arabien und Russland belasten die Preise für das schwarze Gold.
Um 15 Uhr wurde US-Rohöl der Sorte WTI 0,9% tiefer bei 20,29 Dollar pro Barrel gehandelt, während die Nordseesorte Brent um 4,3% auf 25,21 Dollar fiel. Beide Terminkontrakte sind seit Jahresbeginn um etwa 66% gefallen.
Man hatte gehofft, dass US-Präsident Donald Trump Druck auf Russland und Saudi-Arabien ausüben würde, damit diese ihren Preiskrieg beenden, aber seine Telefongespräche mit den Regierungschefs der beiden Länder hatten bisher wenig Erfolg, und die Preise werden wahrscheinlich noch weiter sinken.
"Die Saudis werden das Angebot in diesem Monat als Teil ihres Preiskrieges mit Russland erhöhen, und der Markt erwartet allein aus Saudi-Arabien einen Anstieg des Angebots um mehr als 2 Millionen bbls/d", so die Analysten von ING in einer Notiz.
Darüber hinaus hat Russland die Möglichkeit, die Produktion in der Größenordnung von 200.000-300.000 bbls/d zu erhöhen, der Irak könnte ebenfalls die Förderung um 200.000 bbls/d hochfahren, und nicht zu vergessen Libyen, wo es immer noch Ausfuhrbeschränkungen gibt, stellte ING fest.
"Das Ausmaß des Überschusses im 2. Quartal und die anhaltende Preisschwäche bedeuten, dass der Druck der USA, den Markt zu stabilisieren, im nächsten Quartal weiter zunehmen wird. Wir sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass etwaige Maßnahmen der OPEC+ in den kommenden Monaten nicht ausreichen werden, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen", fügte ING hinzu.
Der Preiseinbruch bedeutet, dass die weltweiten Ausgaben für Ölfeldausrüstung und -dienstleistungen in diesem Jahr von 2019 an um 21% auf 211 Milliarden Dollar sinken werden, den niedrigsten Stand seit 2005, so ein Bericht des Beratungsunternehmens Spears & Associates, da die Öl- und Gasproduzenten ihre Ausgaben zwangsläufig senken müssen.
Dennoch hat der Einbruch der Preise auch etwas positives, da China seine Rohölkäufe aus den USA erhöht hat, wie Reuters berichtete. Einige Käufer haben Ladungen mit den größten Preisnachlässen aller Zeiten gekauft, da die Verkäufer versuchen, überschüssige Lieferungen nach Asien zu verschiffen.
Billige US-Energielieferungen werden China helfen, seine Importkosten zu senken, aber die hohen Rabatte werden den Druck auf die US-Produzenten, die Produktion einzustellen, noch verstärken.
Mit Spannung blicken die Anleger nun auf die Rohöllagerdaten der US-Regierung.
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