FRANKFURT (dpa-AFX) - Der während der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter gestiegene Euro (EU0009652759) hat am Donnerstagnachmittag den Dax (DAX) wieder unter Druck gesetzt. Zuletzt verlor der deutsche Leitindex 0,10 Prozent auf 13 401,01 Punkte, nachdem er zuvor vorübergehend im Plus notiert hatte. Tags zuvor war der Dax unter das am Dienstag übersprungene, alte Rekordhoch vom 7. November bei 13 525 Punkten gerutscht. Dies könnte nun einen Fehlausbruch bedeuten.
Die jüngste Aufwertung des Euro macht Europas Währungshütern Sorge. "Die derzeitige Wechselkursvolatilität stellt eine Unsicherheitsquelle dar, die eine genaue Beobachtung erfordert", sagte EZB-Präsident Mario Draghi nach dem Zinsentscheid. Der Euro rückte am Nachmittag über die Marke von 1,25 US-Dollar vor.
Die EZB hatte den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent belassen. Die Notenbank gab zunächst auch keinen Hinweis auf eine Straffung ihrer ultralockeren Geldpolitik. Wie die EZB weiter mitteilte, wird sie ihr auf 2,3 Billionen angewachsenes Wertpapierkaufprogramm noch bis mindestens September fortsetzen.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Börsenwerte ging es zuletzt um 0,24 Prozent auf 27 086,90 Punkte nach unten. Der TecDax (TecDAX) sank um 0,36 Prozent auf 2667,08 Punkte. Ein Plus von 0,09 Prozent verbuchte dagegen der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50).
Gute Ergebnisse des US-Fusionspartners Praxair (112:PX) schoben an der Dax-Spitze die Aktien des Industriegase-Konzerns Linde (4:LING) kräftig an. Sie gewannen rund viereinhalb Prozent. Nach einem Rückgang 2016 konnten die Amerikaner im vergangenen Jahr Umsatz und Ergebnis wieder steigern. Im Gesamtjahr ebenso wie im Schlussquartal übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten. Praxair-Chef Steve Angel ließ auch keinen Zweifel daran, dass Praxair und Linde im zweiten Halbjahr verschmelzen werden.
Infineon (4:IFXGn) legten um 0,61 Prozent zu und profitierten dabei von überraschend guten Geschäftszahlen des südkoreanischen Chipherstellers SK Hynix (60:000660) und des französischen Rivalen STMicro (9:STM).
Zur Begründung der Verluste von 1,48 Prozent bei den Aktien der Deutschen Post (4:DPWGn), die damit am Dax-Ende waren, verwiesen Händler auf die Eurostärke. Das Frachtgeschäft der Bonner könnte darunter leiden. Ein Börsianer nannte zudem die fortdauernden Tarifverhandlungen und die damit verbundenen Unsicherheiten als Hemmschuh.
Im MDax eroberten die Anteilsscheine von Hella (4:HLE) mit einem Aufschlag von rund 2 Prozent die Spitzenposition. Jefferies hatte die Papiere des Autozulieferers zum Kauf empfohlen. Das Anfang der Woche erreichte Rekordhoch bei 59,10 Euro rückt damit wieder ins Visier.
Die Software AG (4:SOWG) enttäuschte die Anleger mit einem trüben Ausblick auf 2018 und bekam dafür die Quittung mit einem Minus von mehr als 8 Prozent. Damit waren die Papiere der schwächste Wert im TecDax. Die Aktien des Biotech-Unternehmens Medigene (4:MDG1k) dämmten ihre hohen Verluste ein, standen zuletzt aber immer noch um mehr als 4 Prozent tiefer. Gewinnmitnahmen seien der Grund, sagten Händler. Denn alleine am Vortag hatten Medigene, beflügelt von anhaltenden Übernahmespekulationen, um mehr als 20 Prozent zugelegt.
Im SDax (SDAX) verloren die Papiere des Autovermieters Sixt (4:SIXG) nach einer Abstufung durch die Privatbank Hauck & Aufhäuser knapp 2 Prozent.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,38 Prozent am Vortag auf 0,39 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) sank um 0,02 Prozent auf 139,85 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,33 Prozent auf 160,02 Punkte. Für den Euro mussten Anleger zuletzt 1,2494 US-Dollar bezahlen. Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,2352 (Dienstag: 1,2249) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8096 (0,8164) Euro.