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Geistliche rufen Muslime zum Ende des Tempelberg-Boykotts auf

Veröffentlicht am 27.07.2017, 14:46
© Reuters. A Palestinian woman prays outside the compound known to Muslims as Noble Sanctuary and to Jews as Temple Mount, just outside Jerusalem's Old City

Jerusalem (Reuters) - Nach dem Abbau der umstrittenen Sicherheitsvorkehrungen am Tempelberg haben führende muslimische Geistliche und palästinensische politische Parteien dazu aufgerufen, zum Gebet wieder in die al-Aksa-Moschee zurückzukehren.

Damit scheint die Krise um das Moslems und religiösen Juden gleichermaßen heilige Areal nach zehntägiger Gewalteskalation vorerst abgewendet. Bei einem von den Palästinensern für Freitag ausgerufenen "Tag des Zorns" waren neue blutige Auseinandersetzungen befürchtet worden. Innenpolitisch geriet Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von seinem rechten Koalitionspartner wegen seines Einlenkens im Streit über die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen unter Druck.

Die für den Tempelberg zuständige muslimische Wakf-Stiftung erklärte am Donnerstag, Israel habe alle nach dem Attentat vom 14. Juli installierten Metalldetektoren und Kameras entfernt. Nun könnten die Gläubigen sowohl außerhalb der Moschee, als auch wieder in der Moschee beten, sagte Wakf-Chef Abdel-Asim Salhab. Führende palästinensische politische Gruppierungen verbreiteten Erklärungen, in denen die Entscheidung der Wakf-Stiftung unterstützt wurde. Jordanien, dem die Verwaltung der heiligen Stätten in Jerusalem obliegt, würdigte das Einlenken Israels als "entscheidenden Schritt zur Beruhigung der Lage". Auch Saudi-Arabiens König Salman und die Bundesregierung zeigten sich erleichtert über das vorläufige Ende des Tempelberg-Streits. Es gebe nun die Hoffnung, dass die Freitagsgebete friedlich verliefen, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin.

Die Installation der Detektoren an einem Zugangspunkt zum Tempelberg hatte die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern erheblich verschärft. Sie waren nach dem tödlichen Anschlag arabischer Angreifer auf zwei Polizisten aufgestellt worden, um den Schmuggel von Waffen auf den Tempelberg zu verhindern. Danach kam es zu Zusammenstößen und Angriffen mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Aus Protest gegen die Sicherheitsvorkehrungen und aufgestachelt von Gerüchten, Israel wolle den fragilen Status Quo bei der Kontrolle des Areals zu seinen Gunsten verändern, boykottierten die Muslime die Kontrollstellen und protestierten teilweise gewaltsam in Ost-Jerusalem.

Die Palästinenser-Regierung hatte aus Protest gegen die verstärkten Zugangskontrollen alle Kontakte zu Israel ausgesetzt. Präsident Mahmud Abbas erklärte, die Beziehungen würden erst wieder aufgenommen, wenn die Metalldetektoren entfernt würden.

© Reuters. A Palestinian woman prays outside the compound known to Muslims as Noble Sanctuary and to Jews as Temple Mount, just outside Jerusalem's Old City

NETANJAHU-RIVALE: ISRAELS SOUVERÄNITÄT GESCHWÄCHT

Netanjahu war nach anfänglicher Ablehnung schließlich dem Rat vieler israelischer Sicherheitsdienste gefolgt und hatte die Metalldetektoren abbauen lassen. Sein rechter Koalitionspartner und Rivale, Erziehungsminister Naftali Bennett, warf Netanjahu Schwäche vor. "Israel geht geschwächt aus dieser Krise hervor", erklärte der Siedler-Politiker. "Statt unsere Souveränität über Jerusalem zu festigen, wurde die Botschaft ausgesendet, dass unsere Souveränität angreifbar ist", erklärte Bennett.

Der Tempelberg beherbergt mit der al-Aksa-Moschee und dem Felsendom bedeutsame islamische Religionsstätten. Das Areal ist auch Juden heilig, weil er der historische Standort des von den Römern zerstörten Jüdischen Tempels ist. Am Fuße des Tempelbergs stehen bis heute die Überreste der Westmauer des Tempels und bilden die Klagemauer.

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