FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. Januar 2012. Nach der jüngsten Korrektur stellen technische Analysten eine Erholung des deutschen Aktienbarometers in Aussicht. Bei der Frage, ob und wann wichtige Hürden genommen werden können hat die Politik dennoch weiterhin ein Wörtchen mitzureden.
Nach kurzer Verschnaufpause meldet sich in Europa die Schuldenkrise zurück. Marktteilnehmer zeigten sich bisher zwar wenig beeindruckt und sorgten beim DAX am gestrigen Dienstag für ein Plus von 2,42 Prozent. Zudem bescheinigen technische Analysten dem deutschen Leitindex weiteres Potenzial nach oben. Dennoch erkennt die Helaba angesichts der anstehenden Emissionen spanischer und italienischer Staatsanleihen Rückfallpotenzial für den DAX, falls diese vom Markt nur zu erschwerten Bedingungen angenommen würden. Die sich abzeichnenden Fortschritte bei der Verhandlung Griechenlands über einen Schuldenschnitt mit seinen Privatgläubigern würde von Anlegern hingegen positiv aufgenommen. Ebenso wecke der optimistische Ausblick Alcoas Hoffnungen auf einen positiven Verlauf der Quartalsberichtssaison.
Befreiungsschlag nicht ausgeschlossen
Trotz holpriger Wegstecke schließt Jana Meier weiteres Potenzial nach oben für den DAX nicht aus. Auch während der Korrektur in der vergangenen Woche habe sich der deutsche Leitindex wacker oberhalb der 6.000 Punkte-Marke halten können. 'Man erkennt, dass sich der DAX derzeit nicht allzu leicht geschlagen gibt', beobachtet die technische Analystin der HSBC Trinkaus. Bestes Beispiel sei der jüngst erfolgte erneute Angriff auf die entscheidende Widerstandszone aus den zyklischen Hochs bei 6.170 bzw. 6.179 Punkten. Eine nachhaltige Eroberung dieser Marken ermögliche dem DAX 'einen Hauch von Freiheit' auf der Oberseite.
Die nächste Widerstandszone befinde sich in diesem Fall erst wieder im Bereich der 200-Tages-Linie bei aktuell 6.404 Punkten, dem Oktoberhoch 2011 bei 6.431 Zählern sowie dem 'Fukushima-Tief' vom März 2011 bei 6.483 Punkten. 'Der Sprung über diese Marken käme dann endgültig einem Befreiungsschlag gleich, der die Perspektiven des deutschen Aktienindex grundlegend aufbessert', meint Meier.
Die technischen Indikatoren unterstützten dieses Szenario zwar mit Kaufsignalen. Allerdings seien die Oszillatoren wie der Stochastik bereits relativ weit gelaufen. Deshalb könne eine zeitnahe Atempause nicht ausgeschlossen werden. In diesem Fall finde der DAX eine erste Unterstützung beim jüngsten Verlaufstief bei 5.988 Punkten. 'Gefährlicher wird es aber erst, wenn eine Rückkehr in den alten Abwärtstrend seit Juli 2011 aktuell bei 5.877 Punkten droht.'
Fruchtbarer Boden
Einen positiven Grundton bescheinigt auch Sophia Wurm dem deutschen Leitindex aus technischer Sicht. Seit dem Erreichen seines bisherigen Baisse-Tiefs bei 4.965 Punkten im September 2011 durchläuft der DAX laut technischer Analystin der Commerzbank derzeit eine mittelfristige Stabilisierung. Diese habe die Form einer breiten Handelsspanne mit Unterstützungen bei 4.950 bis 5.100 Indexpunkten auf der einen und der Widerstandszone ab 6.150 Zählern auf der anderen Seite. Zuletzt habe sich der DAX im oberen Bereich dieser breiten Zone etabliert. Unterstützt werde diese Entwicklung durch die verbesserte Lage bei einigen Schwergewichten im DAX, insbesondere bei BASF und Bayer. 'Kurzfristig durchläuft das deutsche Aktienbarometer eine Konsolidierung oberhalb von 6.000 Indexpunkten mit trendbestätigendem Charakter nach oben', erkennt Wurm. Deshalb sollten Anleger einen erneuten Versuch des DAX, die Widerstandszone ab 6.180 Zähler zu überwinden, mit einkalkulieren.
Anleger bleiben optimistisch
Ein wenig ernüchtert nach fulminantem Jahrensauftakt, aber weit weg vom Kater, erscheint die Marktstimmung nach der heutigen Befragung von 300 aktiven Investoren. Bereits in der Vorwoche reagierten die Anleger mit Verkäufen ihrer Long-Positionen auf das Kursfeuerwerk der ersten Handelstage. Nun ist das Bullenlager erneut um 2 Prozent geschrumpft. 3 Prozent sind seit vergangenem Mittwoch short gegangen. Der Bull/Bear-Index liegt mit 58,3 Prozent für den DAX aber immer noch im optimistischen Bereich.
Eine vergleichbaren Stimmungswechsel gibt es im TecDAX, hier haben die Bullen 2 Prozent an die Bären und 1 Prozent an die neutral Gestimmten verloren. Der Bull/Bear-Index für Technologiewerte liegt bei 58,6 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 11. Januar 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Nach kurzer Verschnaufpause meldet sich in Europa die Schuldenkrise zurück. Marktteilnehmer zeigten sich bisher zwar wenig beeindruckt und sorgten beim DAX am gestrigen Dienstag für ein Plus von 2,42 Prozent. Zudem bescheinigen technische Analysten dem deutschen Leitindex weiteres Potenzial nach oben. Dennoch erkennt die Helaba angesichts der anstehenden Emissionen spanischer und italienischer Staatsanleihen Rückfallpotenzial für den DAX, falls diese vom Markt nur zu erschwerten Bedingungen angenommen würden. Die sich abzeichnenden Fortschritte bei der Verhandlung Griechenlands über einen Schuldenschnitt mit seinen Privatgläubigern würde von Anlegern hingegen positiv aufgenommen. Ebenso wecke der optimistische Ausblick Alcoas Hoffnungen auf einen positiven Verlauf der Quartalsberichtssaison.
Befreiungsschlag nicht ausgeschlossen
Trotz holpriger Wegstecke schließt Jana Meier weiteres Potenzial nach oben für den DAX nicht aus. Auch während der Korrektur in der vergangenen Woche habe sich der deutsche Leitindex wacker oberhalb der 6.000 Punkte-Marke halten können. 'Man erkennt, dass sich der DAX derzeit nicht allzu leicht geschlagen gibt', beobachtet die technische Analystin der HSBC Trinkaus. Bestes Beispiel sei der jüngst erfolgte erneute Angriff auf die entscheidende Widerstandszone aus den zyklischen Hochs bei 6.170 bzw. 6.179 Punkten. Eine nachhaltige Eroberung dieser Marken ermögliche dem DAX 'einen Hauch von Freiheit' auf der Oberseite.
Die nächste Widerstandszone befinde sich in diesem Fall erst wieder im Bereich der 200-Tages-Linie bei aktuell 6.404 Punkten, dem Oktoberhoch 2011 bei 6.431 Zählern sowie dem 'Fukushima-Tief' vom März 2011 bei 6.483 Punkten. 'Der Sprung über diese Marken käme dann endgültig einem Befreiungsschlag gleich, der die Perspektiven des deutschen Aktienindex grundlegend aufbessert', meint Meier.
Die technischen Indikatoren unterstützten dieses Szenario zwar mit Kaufsignalen. Allerdings seien die Oszillatoren wie der Stochastik bereits relativ weit gelaufen. Deshalb könne eine zeitnahe Atempause nicht ausgeschlossen werden. In diesem Fall finde der DAX eine erste Unterstützung beim jüngsten Verlaufstief bei 5.988 Punkten. 'Gefährlicher wird es aber erst, wenn eine Rückkehr in den alten Abwärtstrend seit Juli 2011 aktuell bei 5.877 Punkten droht.'
Fruchtbarer Boden
Einen positiven Grundton bescheinigt auch Sophia Wurm dem deutschen Leitindex aus technischer Sicht. Seit dem Erreichen seines bisherigen Baisse-Tiefs bei 4.965 Punkten im September 2011 durchläuft der DAX laut technischer Analystin der Commerzbank derzeit eine mittelfristige Stabilisierung. Diese habe die Form einer breiten Handelsspanne mit Unterstützungen bei 4.950 bis 5.100 Indexpunkten auf der einen und der Widerstandszone ab 6.150 Zählern auf der anderen Seite. Zuletzt habe sich der DAX im oberen Bereich dieser breiten Zone etabliert. Unterstützt werde diese Entwicklung durch die verbesserte Lage bei einigen Schwergewichten im DAX, insbesondere bei BASF und Bayer. 'Kurzfristig durchläuft das deutsche Aktienbarometer eine Konsolidierung oberhalb von 6.000 Indexpunkten mit trendbestätigendem Charakter nach oben', erkennt Wurm. Deshalb sollten Anleger einen erneuten Versuch des DAX, die Widerstandszone ab 6.180 Zähler zu überwinden, mit einkalkulieren.
Anleger bleiben optimistisch
Ein wenig ernüchtert nach fulminantem Jahrensauftakt, aber weit weg vom Kater, erscheint die Marktstimmung nach der heutigen Befragung von 300 aktiven Investoren. Bereits in der Vorwoche reagierten die Anleger mit Verkäufen ihrer Long-Positionen auf das Kursfeuerwerk der ersten Handelstage. Nun ist das Bullenlager erneut um 2 Prozent geschrumpft. 3 Prozent sind seit vergangenem Mittwoch short gegangen. Der Bull/Bear-Index liegt mit 58,3 Prozent für den DAX aber immer noch im optimistischen Bereich.
Eine vergleichbaren Stimmungswechsel gibt es im TecDAX, hier haben die Bullen 2 Prozent an die Bären und 1 Prozent an die neutral Gestimmten verloren. Der Bull/Bear-Index für Technologiewerte liegt bei 58,6 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 11. Januar 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)