Von Geoffrey Smith
Investing.com - Der russische Gaskonzern Gazprom (MCX:GAZP) nimmt die Erdgaslieferungen nach Italien wieder auf. Zuvor gab der Gasmonopolist bekannt, dass der Streit über Transitströme mit den österreichischen Regulierungsbehörden beigelegt wurde.
Die Nachricht durchbricht das aktuelle Muster im Energiekrieg zwischen Russland un der EU. Derweil eskaliert der Krieg in der Ukraine weiter. Für Italien ist die Wiederaufnahme der Gaslieferungen eine große Erleichterung, denn die Südeuropäer sind nach Deutschland der wichtigste Kunde von Gazprom. Italien ist bei der Stromerzeugung wesentlich abhängiger von russischem Gas als viele andere Länder in Europa.
„Gazprom und seine italienischen Partner haben eine Lösung bezüglich der Ende September in Österreich in Kraft getretenen regulatorischen Änderungen gefunden“, teilte das Unternehmen in einer kurzen Mitteilung auf seinem Telegram-Kanal mit. „Die österreichische Regulierungsbehörde hat ihre Bereitschaft signalisiert, den Transport von russischem Gas zu erlauben, weshalb die Lieferungen durch österreichisches Territorium wieder aufgenommen werden können.“
Der Streit war die erste ernsthafte Bewährungsprobe für die neue rechtsgerichtete Regierung Italiens, die wahrscheinlich von Giorgia Meloni und ihrer Partei „Brüder Italiens“ geführt wird. Meloni gab sich im Wahlkampf deutlich pro-ukrainischer und anti-russischer als ihre Verbündeten von Silvio Berlusconi's Forza Italia und Matteo Salvini's Lega Nord.
Die europäischen Gaspreise fielen als Reaktion auf die Nachrichten auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Monaten, was die Notwendigkeit für Europa verringert, kurzfristig alternative Gasquellen zu finden. Bis 8:50 Uhr MEZ sank der Dutch TTF Future um 3,0 % auf 157,00 Euro pro Megawattstunde.
Während die Preise seit ihrem Höchststand im April um mehr als die Hälfte gesunken sind, sind sie immer noch etwa achtmal so hoch wie im Durchschnitt des Jahrzehnts vor Ausbruch des aktuellen Krieges – ein Niveau, das für einen Großteil der europäischen Wirtschaft allgemein als nicht tragbar angesehen wird.
Die Chefs der Energieunternehmen Vitol und Trafigura sagten am Montag auf einer Konferenz, dass nach ihrer Einschätzung Europa dank hoher Speicherkapazitäten und eines starken Rückgangs der industriellen Nachfrage gut durch den kommenden Winter kommen werde. Zugleich aber warnten sie, dass es im darauf folgenden Winter noch viel schlimmer werden könnte. Ursache dafür sei, dass es der EU mit ihrer derzeitigen Importinfrastruktur nicht möglich sei, alle verlorenen russischen Gaslieferungen zu ersetzen.