Investing.com - Gold-Bullen wurden erstmals in diesem Jahr auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, nachdem es am Donnerstagmorgen zu einer überraschenden Wende im US-Handelskrieg mit China gekommen ist.
Der Gold-Kassakurs sank um 34,06 Dollar oder 2,2 Prozent auf 1.518,52 Dollar je Feinunze, nachdem Meldungen über den Ticker liefen, wonach sich die USA und China auf Handelsgespräche für Anfang Oktober geeinigt hätten. Das war der größte Preisrückgang in diesem Jahr.
Tags zuvor war der XAU/USD mit 1.557,09 Dollar je Feinunze auf den höchsten Stand seit April 2013 gestiegen.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember, der an der Comex-Abteilung der New York Mercantile Exchange gehandelt wird, fiel um 34,90 Dollar oder 2,2 Prozent auf 1.525,50 Dollar je Feinunze. Der Terminkontrakt schnellte am Mittwoch mit 1.566,15 Dollar auf den höchsten Stand seit mehr als 6 Jahren.
Da die Zentralbanken Gold wie nie zuvor kaufen, flüchteten Die Anleger scharenweise in das gelbe Metall. Zudem sind die Zinsen so niedrig, dass die Opportunitätskosten beim Halten von Gold kaum ins Gewicht fallen. Aber auch die immer aggressivere Haltung der USA gegenüber China im seit Monate anhaltenden Handelsstreit löste eine Flucht in das gelbe Metall aus, die man ewig nicht gesehen hat. In der Konsequenz stieg die Risikoaversion an den internationalen Finanzmärkten immer mehr an, was die Anleihekurse durch die Decke gehen ließ, wodurch die Renditen kollabierten.
Am Donnerstag kam es dann auf einmal zu dem rhetorischen Wendemanöver. Die USA und China haben (zumindest vorübergehend) Burgfrieden geschlossen.
"Die aktuell herrschende Risikobereitschaft hat das Potenzial, die Edelmetalle weiter zu belasten, zumal die Goldpreise nur schwer an der Dynamik des vorangegangenen Aufwärtstrend festhalten können", sagte TD Securities in einer Notiz. "Sollten sich die positiven Handelsschlagzeilen häufen, könnten wir durchaus eine komplexe Konsolidierung des Edelmetalls nach unten sehen, zumal andere Ereigniserisiken vor den verschiedenen Zentralbanktreffen im September etwas zurückgegangen sind."
Allerdings hat der Goldpreis auf lange Sicht angesichts miserabler globaler Konjunkturdaten noch ausreichend Spielraum auf der Oberseite. Gold ist vor dem Hintergrund der geldpolitischen und konjunkturellen Unwägbarkeiten seit Jahresanfang gut 20 Prozent gestiegen.
Gold muss noch etwas mehr als 25 Prozent steigen, um die Rekordhochs aus dem Jahr 2011 bei über 1.900 Dollar zu erreichen. Und es gibt einige, die darauf wetten, dass dem Edelmetall dieses Kunststück noch gelingen könnte.
Dieses Ziel könnte leichter erreicht werden, wenn die US-Notenbank auf ihrer geldpolitischen Entscheidung am 17. und 18. September ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte senkt.
Das von Investing.com entwickelte Fed-Rate-Monitor-Tool taxiert die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent auf 95 Prozent.
Aber TD Securities sagte, dass es sich nicht sicher sei, ob die Fed eine weitere Zinssenkung liefert.
"Da der S&P nur wenige Prozentpunkte von seinen Rekordhochs entfernt sitzt, haben sich die finanziellen Bedingungen nicht wesentlich verschärft, was die Fed ermutigen könnte, die Erwartungen des Marktes an eine Zinssenkung zu enttäuschen", sagten die Experten aus Kanada.