von Robert Zach
Investing.com - Der Goldpreis mag gestern etwas Stärke gezeigt haben, aber die Reaktion auf die historische Not-Zinssenkung der Federal Reserve am Sonntag hätte die Goldpreise deutlich in die Höhe schießen lassen müssen. Stattdessen verbilligten sie sich zunächst weiter und erreichten mit 1.451 Dollar den tiefsten Stand seit Ende Juli 2019. Noch immer erhöhen einige Investoren, Verbraucher und möglicherweise sogar Zentralbanken ihre Cash-Bestände. Anders lässt sich der Preiseinbruch um 204 Dollar vom Hoch zum Tief letzte Woche nicht erklären.
Ein Argument, dass für das Erhöhen der Cash-Bestände spricht, spiegelt sich in den Beständen der Gold-ETFs (NYSE:GLD) wider. So wurden letzten Freitag 549.277 Unzen liquidiert. Das war der größte Kapitalabfluss seit fast einem Jahr. Allerdings senkte die Federal Reserve ihren Leitzins am Sonntag überraschend um 100 Basispunkte auf eine Spanne von 0 bis 0,25 Prozent und startete ein Anleihekaufprogramm im Umfang von 700 Milliarden Dollar. Das sendet ein Signal an den Markt, dass die Fed extrem besorgt über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus ist. Hinzu kommt, dass auch andere Zentralbanken ihre Zinsen gesenkt haben und Konjunkturprogramme aufgelegt haben. Der IWF und die G7 stehen ebenfalls in den Startlöchern, um Impulse für die Wirtschaft zu setzen.
Unglücklicherweise für Gold-Bullen ist die spekulative Long-Position trotz der massiven Preisabschläge bei dem Edelmetall nicht so deutlich zurückgegangen, wie man hätte meinen können. Weitere Gewinnmitnahmen von Großspekulanten sind daher nicht ausgeschlossen. Die Managed Money schloss 10.218 Kontrakte und die Netto-Longposition steht nun bei 258.458 Kontrakten.
Vom Tief zum Schlusskurs hat der Goldpreis am Montag mehr als 50 Dollar zugelegt. Die Bullen zeigen damit etwas Stärke, aber angesichts einer möglichen globaler Deflationsphase, ist es wohl noch zu früh für einen Einstieg bei Gold. Freilich sind tiefe Realzinsen sowie die Zinssenkungen auf der ganzen Welt positiv für den Goldpreis, aber dieser hätte nach der Zinssenkung der Federal Reserve am Sonntag in die Höhe springen müssen. Stattdessen hat er den ganzen Tag über daran gearbeitet, seine Verluste teilweise wieder aufzuholen.
Allerdings sollte man auch nicht den Fehler machen, Gold jetzt abzuschreiben. Schließlich weitet sich das Coronavirus weltweit weiter aus, vor allem in den USA und in Europa. Auch in Afrika nimmt die Zahl der Fälle zu. Das könnte ein Sicherheitsnetz unter den Goldpreis spannen und eine Erholung in Richtung 1.550 Dollar lostreten. Höhere Regionen könnte das Edelmetall wohl erst wieder oberhalb von 1.590 Dollar ansteuern.
Langfristig kritisch für die Gold-Bullen würde es erst mit einem Rutsch unter 1.392 Dollar werden. Hier liegt die seit Mitte August 2018 etablierte Trendlinie, gefolgt von den ehemaligen Ausbruchsniveaus von 1.475 bis 1.466 Dollar.
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