LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Goldpreis ist am Donnerstag auf den höchsten Stand seit sieben Monaten gestiegen. Zeitweise kletterte der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) an der Börse in London bis auf 1893 Dollar und erreichte damit die höchste Notierung seit dem vergangenen Juli. Im Verlauf des Monats hat sich das gelbe Edelmetall um etwa fünf Prozent verteuert. Als Preistreiber gilt vor allem die zugespitzte Krise an der russisch-ukrainischen Grenze, die Anleger verstärkt in sichere Anlagehäfen wie Gold treibt.
Auch in Euro gerechnet legte der Goldpreis am Donnerstag kräftig zu und erreichte bei 1666 Euro je Feinunze die höchste Notierung seit September 2020. Zuletzt hatten Zweifel am Rückzug russischer Truppen aus dem Grenzgebiet zur Ukraine für eine stärkere Nachfrage nach Gold gesorgt.
Nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gibt es bisher keine Anzeichen für einen Rückzug russischer Truppen oder eine Deeskalation der Lage. Ein ranghoher Beamter des Weißen Hauses sagte vielmehr, dass Russland in den "zurückliegenden Tagen" rund 7000 zusätzliche Soldaten in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht habe. Russland hatte dagegen am Dienstag mitgeteilt, dass nach Manövern mit dem Abzug von Truppen begonnen worden sei, was für Erleichterung an den Finanzmärkten sorgte und den Goldpreis zeitweise belastet hatte.
"Der Ukraine-Konflikt hält die Märkte weiterhin in Atem und die Anleger sind auf der Suche nach sicheren Häfen", erklärte Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus den aktuellen Anstieg des Goldpreises. Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank (DE:CBKG) verwies in diesem Zusammenhang auf stärkere Zuflüsse in Wertpapiere, die mit Gold hinterlegt sind (ETFs).
Nach Einschätzung des Experten Zumpfe hat aber auch die Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed den Goldpreis gestützt. Die Mitschrift liefere Hinweise, wonach im März mit einer ersten Zinserhöhung in der Coronakrise um 0,25 Prozentpunkte zu rechnen sei. An den Finanzmärkten war zuvor wegen der hohen Inflation teilweise auf einen stärkeren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte spekuliert worden. Höhere Zinsen bremsen in der Regel die Nachfrage nach Gold.