APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Es ist Abstufung - und keiner geht hin - von Hans Weitmayr
Man hat erkannt, dass auch die Ratingagenturen nur mit Wasser
kochen
Wien (APA-ots) - Warnungen vor einer Herabstufung des Ratings hat
Moody's jetzt also auch für Deutschland, Österreich und andere Länder
ausgesprochen. Kein AAA, so sieht es aus, wird auf dem anderen
bleiben. Wir steuern auf eine Epoche höchststufenfreier Bonitäten zu.
Was vor wenigen Wochen und Monaten noch zu panischen oder wütenden
Reaktionen geführt hätte, kann heute kaum mehr jemanden aus der
Reserve locken. Bemüht konsterniert wirken die Reaktionen aus Berlin.
Man hat das Gefühl, die Zurückweisungen entsprächen mehr der Treue zu
lieb gewordenen Ritualen denn einer tatsächlich empfundenen Emotion.
Dieser Eindruck täuscht nicht und entspricht einer erfreulichen
Entwicklung, die einen still eingetretenen Umstand widerspiegelt: die
viel geforderte Entmachtung der Ratingagenturen. Kein Verbot war
notwendig, keine Gründung einer weiteren Ratingagentur, nur ein paar
Drehungen an einer Schraube hier und an einer anderen da - ein
Beispiel wäre die Befreiung der EZB von Investmententscheidungen, die
sich verbindlich am Rating der großen Agenturen orientieren. Mit der
Abkoppelung von solchen Beschränkungen wurden die Ratingagenturen
stärker in die Rolle schlichter Analysten gerückt, und schnell wurde
klar, dass diese Unternehmen auch nur mit Wasser kochen.
Nehmen wir nur einmal die Begründungen für die Warnungen Richtung
Deutschland-Rating: Die Gefahr sei gestiegen, dass die
Euro-Peripherie mehr Stützungsgelder brauchen würde, was die
einzahlenden Länder stärker belasten könnte. Nun muss der Autor
dieser Zeilen zugeben, dass er nicht weiß, was eine bei Moody's in
Auftrag gegebene Länderstudie kostet. Aber für doch relativ leistbare
2,0 Euro konnte man diese Einschätzung auf den vor Ihnen liegenden
Seiten schon vor mehreren Monaten lesen.
Die Märkte haben erkannt, dass die These von der Verschlimmerung der
Krise durch die Agenturen so nicht stimmt. Dazu müssten diese 'ahead
of the curve' sein, die Ereignisse also antizipieren. Wie bei Lehman
sind sie ihrer Zeit aber nach wie vor nicht voraus. Sie reagieren
allenfalls relativ zeitnah auf Ereignisse, sind vielleicht noch 'in'
der Kurve, aber sicher nicht 'davor'. Das bedeutet, dass die
Einschätzungen der Agenturen in der Regel eingepreist und somit
obsolet sind. Dass die Märkte die Agenturen inzwischen größtenteils
ignorieren, lässt sich auch an den Anleihenmärkten ablesen. Die
niedrigsten Zinsen in der Geschichte der Republik zahlt Österreich
nämlich, seit es seine Top-Bonitätsnote AAA von Standard & Poor's
verloren hat.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0187 2012-07-24/18:15
Man hat erkannt, dass auch die Ratingagenturen nur mit Wasser
kochen
Wien (APA-ots) - Warnungen vor einer Herabstufung des Ratings hat
Moody's jetzt also auch für Deutschland, Österreich und andere Länder
ausgesprochen. Kein AAA, so sieht es aus, wird auf dem anderen
bleiben. Wir steuern auf eine Epoche höchststufenfreier Bonitäten zu.
Was vor wenigen Wochen und Monaten noch zu panischen oder wütenden
Reaktionen geführt hätte, kann heute kaum mehr jemanden aus der
Reserve locken. Bemüht konsterniert wirken die Reaktionen aus Berlin.
Man hat das Gefühl, die Zurückweisungen entsprächen mehr der Treue zu
lieb gewordenen Ritualen denn einer tatsächlich empfundenen Emotion.
Dieser Eindruck täuscht nicht und entspricht einer erfreulichen
Entwicklung, die einen still eingetretenen Umstand widerspiegelt: die
viel geforderte Entmachtung der Ratingagenturen. Kein Verbot war
notwendig, keine Gründung einer weiteren Ratingagentur, nur ein paar
Drehungen an einer Schraube hier und an einer anderen da - ein
Beispiel wäre die Befreiung der EZB von Investmententscheidungen, die
sich verbindlich am Rating der großen Agenturen orientieren. Mit der
Abkoppelung von solchen Beschränkungen wurden die Ratingagenturen
stärker in die Rolle schlichter Analysten gerückt, und schnell wurde
klar, dass diese Unternehmen auch nur mit Wasser kochen.
Nehmen wir nur einmal die Begründungen für die Warnungen Richtung
Deutschland-Rating: Die Gefahr sei gestiegen, dass die
Euro-Peripherie mehr Stützungsgelder brauchen würde, was die
einzahlenden Länder stärker belasten könnte. Nun muss der Autor
dieser Zeilen zugeben, dass er nicht weiß, was eine bei Moody's in
Auftrag gegebene Länderstudie kostet. Aber für doch relativ leistbare
2,0 Euro konnte man diese Einschätzung auf den vor Ihnen liegenden
Seiten schon vor mehreren Monaten lesen.
Die Märkte haben erkannt, dass die These von der Verschlimmerung der
Krise durch die Agenturen so nicht stimmt. Dazu müssten diese 'ahead
of the curve' sein, die Ereignisse also antizipieren. Wie bei Lehman
sind sie ihrer Zeit aber nach wie vor nicht voraus. Sie reagieren
allenfalls relativ zeitnah auf Ereignisse, sind vielleicht noch 'in'
der Kurve, aber sicher nicht 'davor'. Das bedeutet, dass die
Einschätzungen der Agenturen in der Regel eingepreist und somit
obsolet sind. Dass die Märkte die Agenturen inzwischen größtenteils
ignorieren, lässt sich auch an den Anleihenmärkten ablesen. Die
niedrigsten Zinsen in der Geschichte der Republik zahlt Österreich
nämlich, seit es seine Top-Bonitätsnote AAA von Standard & Poor's
verloren hat.
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Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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