Investing.com - Als Reaktion auf die iranische Angriffswelle im Irak gegen US-Truppen sprang der Goldpreis zum ersten Mal seit dem 2. April 2013 über die psychologisch bedeutende Marke von 1.600 US-Dollar. Allerdings sei das Edelmetall jetzt massiv überkauft, so CMC Markets-Analystin Margaret Yang Yan. Eine diplomatische Lösung durch Trump könne einen "Pullback" auslösen, glaubt sie.
Nach dem Raketenangriff der Iraner auf US-Militärbasen im Irak lag der Kassapreis für Gold phasenweise um bis zu 2 Prozent im Plus und markierte mit 1.611,52 US-Dollar je Feinunze den höchsten Stand seit Anfang April 2013. Zuletzt zog sich das gelbe Metall jedoch wieder unter 1.600 US-Dollar zurück. Mit 1.585,07 US-Dollar weist der Goldpreis zwar noch ein Plus von 0,71 Prozent auf, befindet sich nun aber entfernt von seinem Tageshoch.
Seit Jahresbeginn hat Gold um 4,45 Prozent zugelegt, seit seinem Jahrestief Anfang Mai 2019 sogar gut 24 Prozent. Das gelbe Metall profitiert in der Regel vor allem in politisch unsicheren Zeiten.
Als Reaktion auf die Tötung eines iranischen Top-Generals durch die USA am vergangenen Freitag hat der Iran Vergeltung geübt und nach aktuellen Berichten insgesamt 15 Raketen auf US-Einrichtungen im Irak abgefeuert. Dabei sollen 11 Ziele getroffen worden sein - 10 dieser Objekte schlugen in der US-Militärbasis Ayn-al-Asad im Irak ein. Der Iran habe angemessene Maßnahmen zur Selbstverteidigung ergriffen und abgeschlossen, twitterte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Der Iran sei nicht auf Eskalation oder Krieg aus, aber man werde sich gegen jede Form der Aggression verteidigen.
US-Präsident Donald Trump, der den Iran zuvor scharf vor Vergeltung gewarnt hat, schrieb via Twitter, dass man die Lage derzeit sondiere und er werde später eine Erklärung abgeben. "Alles ist gut!", schreibt er. Das Pentagon sagte "wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um US-Mitarbeiter, Partner und Verbündete in der Region zu schützen und zu verteidigen".
Für Matt Simpson vom Brokerhaus City Index zeigt die Aussage des Pentagons, dass die USA möglicherweise keinen direkten Vergeltungsschlag durchführen werden, da es nach aktuellem Stand keine Verluste gibt. Das könnte dem Goldpreis in den letzten Stunden etwas Wind aus den Segeln genommen haben, da Anleger darauf hoffen, dass die USA eine diplomatische Lösung im Konflikt mit dem Iran anstreben.
Allerdings ist parallel zu den iranischen Raketenangriff eine ukrainische Passagiermaschine am Morgen in der Nähe der iranischen Hauptstadt Teheran abgestürzt. Grund dafür soll ein technischer Defekt sein. Offiziellen Angaben zufolge sind alle 176 Menschen an Bord der Boeing-Maschine ums Leben gekommen. Angeblich besteht kein Zusammenhang zwischen dem Flugzeugunglück und den Spannungen zwischen den USA und dem Iran.
CMC Markets-Analystin Yan sagte, dass Gold technisch gesehen "stark überkauft ist" und ergänzte, dass ein Pullback einsetzen könnte, wenn Trump das Problem auf diplomatischem Wege löst, ohne "einen ausgewachsenen Krieg auszulösen".
Der RSI hatte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mit 89 Punkten den höchsten Stand seit Februar 2016 erreicht. Mittlerweile hat sich der Momentumindikator wieder etwas abgekühlt und liegt aktuell bei 78,24, signalisiert damit aber weiterhin extrem überkaufte Marktbedingungen.
Widerstände liegen in Form des täglichen Pivots und der Glättung der letzten 5 Stunden bei 1.582,98 Dollar und 1.587,51 Dollar. Kurzfristig relevante Unterstützungen bilden S1 bei 1.577,82 Dollar und S2 bei 1.574,49 Dollar.