FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. Oktober 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Als ungeliebte Hausse könnte diese Marktphase in die Geschichte eingehen - wohl weil die meisten nur zusehen und weiter auf einen Rücksetzer hoffen.
Sie sind wieder da, die Lobeshymnen auf den Aktienmarkt. Im Frühjahr, als der DAX schon einmal außerordentliche Stärke bewies und neue Rekordhochs markierte, hatten wir uns schon gewundert, wo die typischen Lobhudeleien auf die Aktienanlage bleiben. In der Regel werden bei neuen Allzeit-Hochs oder nach markanten Hausse-Perioden immer wieder Statistiken aufgearbeitet und Analysen veröffentlicht, in denen man bestaunen kann, wie viel eine Aktienanlage gebracht hätte. Dieses Jahr bedurfte es zweier Rekordstürme um die Welle dieser, an Konjunktivtis kränkelnder Analysen loszutreten. Jetzt heißt es also wieder einmal: An Aktien komme kein langfristiger Anleger vorbei oder eine Aktienanlage sei alternativlos. Sie brächte dauerhaft die höchsten Gewinne. Um im Konjunktiv zu bleiben: Vielleicht hätten sich die großen Versicherer diese Regeln zu Herzen nehmen sollen. Schließlich fahren die meisten von ihnen seit einer Dekade eine ganz andere Strategie: Sie gewichten Aktien unter.
Die von der Börse Frankfurt befragten Institutionellen verhalten sich derzeit ähnlich. Seit Mitte Oktober - also seitdem der DAX seinen jüngsten Ansturm gestartet hat - halten sie sich mit Engagements im deutschen Aktienmarkt zurück. An unserem Bull/Bear-Index - er verharrt seit zwei Wochen knapp oberhalb der 50-Prozent-Marke - ist gut erkennbar, wie sehr sie der Rally mistrauen. Zwar sammelten einige Investoren kurz vorher noch die Schwäche auf, die sich aus dem US-Haushaltsstillstand ergab. Jedoch zögerten sie nicht lange, diese Positionen in die Stärkephase der Vorwoche wieder abzubauen. Seitdem beschränken sich diese Akteure darauf, den Markt zu beobachten. Seit der vergangenen Erhebung mussten sie allerdings mitansehen, wie der DAX ohne sie die 9.000er Marke knackte und sich nun stetig weiter von ihr distanziert.
Keine 'normale' Hausse
Ohne Zweifel fällt es vielen Investoren nicht leicht, die neuen Höhen im Aktienmarkt zu feiern. Schließlich stellt diese Hausse eine ganz besondere Herausforderung für sie dar. Es reicht nicht, sich nur Gedanken über die Gewinnentwicklung der Unternehmen, einzelner Sektoren oder der gesamtwirtschaftlichen Lage der Bundesrepublik oder ihrer Handelspartner zu machen. Vielmehr muss man die nächsten Schritte der US-Notenbank erahnen. Schließlich handelt es sich um keine 'normale', sondern um eine liquiditätsgetriebene Hausse. Und die Liquidität kommt hierzulande, wie auch bei anderen benachbarten Börsen, aus dem Euro-Ausland. Enorme Mittel fließen seit Wochen nach Europa. Aber im Gegensatz zu ähnlichen Situationen im Frühjahr oder Sommer dieses Jahres, wird über Rekordzuflüsse nun mehr berichtet, als über Rekordkurse.
Die Privatanleger bewiesen trotz der neuen Allzeit-Hochs erneut mehr Nervenstärke als die Profis. Gewinnmitnahmen gab es keine. Stattdessen zog sich ein Teil der Bären zurück. Dem Bull/Bear-Index der Privaten tat dies gut. Er stieg auf 58,9 Prozent.
Was die Akteure sich derzeit wünschen, scheint ziemlich klar: einen Rückschlag, eine Gelegenheit zum Wiedereinstieg. So geduldig wie sie warten, scheinen sie sich ihrer Sache sicher zu sein, diese Chance auch wirklich zu bekommen und sich so noch rechtzeitig für eine Jahresend-Rally positionieren zu können. Aber manche Wünsche gehen ja bekanntlich erst an Weihnachten in Erfüllung.
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von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 30. Oktober 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Sie sind wieder da, die Lobeshymnen auf den Aktienmarkt. Im Frühjahr, als der DAX schon einmal außerordentliche Stärke bewies und neue Rekordhochs markierte, hatten wir uns schon gewundert, wo die typischen Lobhudeleien auf die Aktienanlage bleiben. In der Regel werden bei neuen Allzeit-Hochs oder nach markanten Hausse-Perioden immer wieder Statistiken aufgearbeitet und Analysen veröffentlicht, in denen man bestaunen kann, wie viel eine Aktienanlage gebracht hätte. Dieses Jahr bedurfte es zweier Rekordstürme um die Welle dieser, an Konjunktivtis kränkelnder Analysen loszutreten. Jetzt heißt es also wieder einmal: An Aktien komme kein langfristiger Anleger vorbei oder eine Aktienanlage sei alternativlos. Sie brächte dauerhaft die höchsten Gewinne. Um im Konjunktiv zu bleiben: Vielleicht hätten sich die großen Versicherer diese Regeln zu Herzen nehmen sollen. Schließlich fahren die meisten von ihnen seit einer Dekade eine ganz andere Strategie: Sie gewichten Aktien unter.
Die von der Börse Frankfurt befragten Institutionellen verhalten sich derzeit ähnlich. Seit Mitte Oktober - also seitdem der DAX seinen jüngsten Ansturm gestartet hat - halten sie sich mit Engagements im deutschen Aktienmarkt zurück. An unserem Bull/Bear-Index - er verharrt seit zwei Wochen knapp oberhalb der 50-Prozent-Marke - ist gut erkennbar, wie sehr sie der Rally mistrauen. Zwar sammelten einige Investoren kurz vorher noch die Schwäche auf, die sich aus dem US-Haushaltsstillstand ergab. Jedoch zögerten sie nicht lange, diese Positionen in die Stärkephase der Vorwoche wieder abzubauen. Seitdem beschränken sich diese Akteure darauf, den Markt zu beobachten. Seit der vergangenen Erhebung mussten sie allerdings mitansehen, wie der DAX ohne sie die 9.000er Marke knackte und sich nun stetig weiter von ihr distanziert.
Keine 'normale' Hausse
Ohne Zweifel fällt es vielen Investoren nicht leicht, die neuen Höhen im Aktienmarkt zu feiern. Schließlich stellt diese Hausse eine ganz besondere Herausforderung für sie dar. Es reicht nicht, sich nur Gedanken über die Gewinnentwicklung der Unternehmen, einzelner Sektoren oder der gesamtwirtschaftlichen Lage der Bundesrepublik oder ihrer Handelspartner zu machen. Vielmehr muss man die nächsten Schritte der US-Notenbank erahnen. Schließlich handelt es sich um keine 'normale', sondern um eine liquiditätsgetriebene Hausse. Und die Liquidität kommt hierzulande, wie auch bei anderen benachbarten Börsen, aus dem Euro-Ausland. Enorme Mittel fließen seit Wochen nach Europa. Aber im Gegensatz zu ähnlichen Situationen im Frühjahr oder Sommer dieses Jahres, wird über Rekordzuflüsse nun mehr berichtet, als über Rekordkurse.
Die Privatanleger bewiesen trotz der neuen Allzeit-Hochs erneut mehr Nervenstärke als die Profis. Gewinnmitnahmen gab es keine. Stattdessen zog sich ein Teil der Bären zurück. Dem Bull/Bear-Index der Privaten tat dies gut. Er stieg auf 58,9 Prozent.
Was die Akteure sich derzeit wünschen, scheint ziemlich klar: einen Rückschlag, eine Gelegenheit zum Wiedereinstieg. So geduldig wie sie warten, scheinen sie sich ihrer Sache sicher zu sein, diese Chance auch wirklich zu bekommen und sich so noch rechtzeitig für eine Jahresend-Rally positionieren zu können. Aber manche Wünsche gehen ja bekanntlich erst an Weihnachten in Erfüllung.
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von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
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