Berlin, 05. Apr (Reuters) - Der Iran will seinen Petrochemie-Sektor massiv ausbauen. In den kommenden zehn Jahren werde das Land 55 Milliarden Dollar in rund 60 Projekte investieren, kündigte Vize-Ölministerin Marsieh Schahdaei am Dienstag in Berlin an. Die aktuelle Produktionskapazität von 60 Millionen Tonnen pro Jahr wolle der Iran in fünf Jahren auf 100 Millionen Tonnen und in zehn Jahren auf 160 Millionen Tonnen hochfahren. Schahdaei äußerte großes Interesse daran, die Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft gerade auch in der Petrochemie zu verstärken. Sie hoffe, dass die Finanzierungsprobleme, die momentan einem raschen Ausbau der deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen entgegenstünden, rasch gelöst würden. Es gelte, an den "sehr guten Wirtschaftsbeziehungen in der Vergangenheit" anzuknüpfen.
Auch die deutsche Wirtschaft hofft, dass die Hürden bei der Finanzierung von Iran-Geschäften schnell abgebaut und dafür insbesondere staatliche Hermes-Bürgschaften bald wieder voll ermöglicht werden. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel reist Anfang Mai zu einer Sitzung der gemischten deutsch-iranischen Wirtschaftskommission nach Teheran. Er war bereits im vergangenen Jahr kurz nach Beilegung des Streits um das iranische Atomprogramm mit einer Wirtschaftsdelegation in den Iran geflogen. Der bilaterale Handel zwischen beiden Ländern lag 2015 bei 2,4 Milliarden Euro. Experten in der deutschen Wirtschaft halten aber binnen weniger Jahre eine Verdopplung und mittelfristig eine Vervierfachung für machbar.
Zum Ölpreis und zur Öl-Förderpolitik ihres Landes äußerte sich Schahdaei nicht.