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APA ots news: Wiener Zeitung: Leitartikel von Reinhard Göweil: 'Ramsch-...

Veröffentlicht am 16.01.2012, 16:26
APA ots news: Wiener Zeitung: Leitartikel von Reinhard Göweil: 'Ramsch-Debatte ums 'AAA''

Ausgabe vom 17. Jänner 2012

Wien (APA-ots) - Die bisherige Debatte um den Verlust der Top-Bonität

Österreichs (AAA) hätte zweifelsohne Ramsch-Status verdient. Der Chef

der Volkspartei will nun doppelt so viel einsparen wie noch vorige

Woche. Der Chef des Staatsschuldenausschusses Bernhard Felderer

(Achtung, Experte!) wusste es schon lang und sieht den Fehler in der

'eigenen Politik'. Volkswirte heimischer Banken sehen 'enormen

Reformbedarf der Politik'. Der Bundespräsident mahnt zur Eile bei

Sparbemühungen, der FPÖ-Chef will gar Neuwahlen.

Nun mögen all diese Äußerungen für sich betrachtet richtig sein, aber

mit der Entscheidung der US-Ratingagentur Standard & Poor's,

Österreich das neuerdings identitätsstiftende Triple-A abzuerkennen,

haben sie nichts zu tun.

Im Gegenteil. Die Herren der globalen Kreditwürdigkeit beschreiben in

ihrem Bericht vor allem Budget-externe Gefahren: Die Euro-Reformen,

getragen von Einsparungen, würden den Konsum schmälern und Job-Ängste

schüren. Dazu kommt die Sorge, dass heimische Banken erneut

öffentliche Hilfe benötigen, weil aus Ländern, in denen die

österreichische Wirtschaft stark engagiert ist, Ausfälle drohen.

Standard & Poor's nennt Italien und Ungarn.

Anstatt gute Ratschläge zu geben, könnten also die Banken überlegen,

was sie für die Republik tun können, um das Damoklesschwert der hohen

Auslandskredite zu beseitigen. Kanzler, Außen- und Finanzminister(in)

könnten ihre EU-Räte darauf hinweisen, wie zweischneidig eine

Strategie ist, die bloß aufs Sparen setzt und das Wirtschaftswachstum

Europas auf null sinken lässt.

Die Regierung hätte dies alles längst laut sagen können - der Bericht

von Standard & Poor's ist seit vergangenem Freitag, 22.49 Uhr,

online.

Stattdessen erlebte das Land eine in Politik und Medien geführte

wirtschaftspolitische Debatte Marke 'völlig daneben'. Die einzige

adäquate Äußerung zur Herabstufung von Frankreich und Österreich

sowie sieben weiterer EU-Länder kam vom deutschen Finanzminister

Wolfgang Schäuble. Dieser meinte, die US-Ratingagentur habe wohl

einiges nicht begriffen.

Bevor also der nationale Schlachtruf 'wir wollen unser Triple-A

zurück' erschallt, sollten die heimischen Politiker besser mithelfen,

in Europa endlich eine abgestimmte Politik auf die Reihe zu kriegen.

Da sie dies aber nicht einmal im Inland hinbekommen, sind Zweifel

nicht nur möglich, sondern ausdrücklich erlaubt.

www.wienerzeitung.at/leitartikel

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OTS0186 2012-01-16/16:20

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