Frankfurt (Reuters) - Der Spezialchemiekonzern Merck (DE:MRCG) blickt angesichts der milliardenschweren Übernahme des US-Chip-Zulieferers Versum zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr.
Der Zukauf sei für das Unternehmen ein entscheidender Schritt, sagte Konzernchef Stefan Oschmann am Freitag auf der Hauptversammlung in Frankfurt. "Mit Versum erweitern wir unser Angebot." Mit der Firma wolle man sich bei der Produktion von Halbleitern noch besser aufstellen. Der Bereich biete langfristig gute Wachstumschancen. Die Transaktion solle im zweiten Halbjahr abgeschlossen werden. Finanziert werden soll der Kauf nach Worten von Merck-Finanzchef Marcus Kuhnert durch einen Mix aus neuen Anleihen, Bankkrediten und liquiden Mitteln. Die Verschuldung solle aber rasch wieder sinken.
Merck hatte vor zwei Wochen mit einer aufgestockten Offerte von 5,8 Milliarden Euro das Tauziehen um Versum Materials gewonnen. Die Darmstädter hatten zunächst 48 Dollar je Versum-Aktie geboten, blitzen damit aber bei dem US-Unternehmen ab. Erst das aufgestockte Angebot von 53 Dollar hatte Erfolg. Versum-Chef Seifi Ghasemi hatte zuvor einen Aktientausch mit dem amerikanischen Rivalen Entegris favorisiert.
Merck-Chef Oschmann bekräftigte die Geschäftsziele für dieses Jahr. "Wir wollen 2019 wieder zulegen." Er erwarte ein moderates organisches Umsatzplus und ein organisches Wachstum des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) im Bereich des niedrigen prozentualen Zehnerbereichs. Im vergangenen Jahr war das bereinigte Ebitda vor allem wegen negativer Währungseffekte um gut zehn Prozent auf 3,8 Milliarden Euro geschrumpft. "Unsere Ziele sind anspruchsvoll. Aber machbar", betonte der Manager.
Eine Abspaltung oder ein Börsengang eines der drei Merck-Bereiche ist nach seinen Worten derzeit kein Thema. Merck-Finanzchef Kuhnert sagte, nach der Versum-Übernahme sei der Spielraum für größere Akquisitionen in den kommenden Jahren begrenzt.
Was den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU angehe hat sich Merck laut Oschmann für den schlechtesten Fall gewappnet. Das Land sei zwar wichtig für Merck, aber die Auswirkungen eines Brexit auf das Gesamtgeschäft seien eher begrenzt.