FRANKFURT (dpa-AFX) - Griechenlands Banken droht nach Einschätzung der deutschen Finanzaufsicht Bafin schon bald die Pleite. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Sonntag die Notkredite für die Institute bei rund 90 Milliarden Euro eingefroren habe, müsse man sich fragen, "wie lange die griechischen Banken auf dieser Basis noch operieren können", sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld am Montagabend vor Journalisten in Frankfurt. "Wenn sich sonst nichts ändert, nicht mehr lange, das ist klar. Das können Sie in Tagen zählen."
Deutschlands oberster Bankenaufseher betonte: "Wenn der griechische Staat in die Situation eines Kreditausfalls kommt, wird man die griechischen Banken nicht mehr als solvent einstufen können." Die vier großen griechischen Banken haben zusammen etwa 90 Prozent Marktanteil.
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über weitere Rettungsmilliarden für Athen ist der finanzielle Kollaps des Landes nach Hufelds Einschätzung nur eine Frage der Zeit. Der griechische Staat müsse "eine fortschreitende Kette von Verbindlichkeiten" erfüllen, sagte Hufeld, der die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) seit März führt. "Es ist nur eine Frage von Tagen, bis ein anderer Gläubiger außer dem IWF nicht mehr bedient werden kann."
Das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland läuft an diesem Dienstag (30.6.) aus, zugleich muss das Land rund 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen, was es nach allgemeiner Einschätzung nicht kann.
Die bisherige Reaktion der Finanzmärkte auf die neuen Turbulenzen im Griechenland-Drama gebe "eigentlich keinen Anlass zur Sorge", sagte Hufeld. Allerdings sei nicht ganz klar, ob viele Marktteilnehmer nicht doch noch auf eine Rettung in letzter Sekunde hofften "oder ob das tatsächlich die Gelassenheit der Märkte widerspiegelt".